Albert Hammond Jr. – mehr als der Gitarrist der Strokes?

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Am vergangenen Freitag war Albert Hammond Jr. im Lido zu Gast. Ob der Strokes-Gitarrist auch ohne Anhang die Massen begeistern konnte, könnt ihr hier nachlesen!

Albert Hammond Jr.

© Jonas Amelong

Im Schatten der Band und des Vaters?

Wenn man als Mitglied einer der erfolgreichsten Bands der letzten 15 Jahre auf Solophaden aktiv ist, hat man es schwer, immer wieder wird man seiner eigentlichen Band oder Mitstreitern, die es einem gleich tun, verglichen. Bei Albert Hammond Jr. kommt auch noch hinzu, dass sein Vater – der Senior auch ein erfolgreicher Rockstar war. Also enorm große Fußstapfen, die es auszufüllen gilt! Doch inzwischen hat der 35-jährige US-Amerikaner drei Alben und eine EP heraus gebracht. Das Soloprojekt ist also durchaus mehr als ein reines Experiment. Am 4. Dezember stattete er im Rahmen des Mitte des Jahre erschienen Album Momentary Masters Berlin einen Besuch ab.

Australische Sunnyboys als Vorband

Tempesst

© Jonas Amelong

Als Vorband hatte Albert Hammond Jr. die australische Band Tempesst im Gepäck. Mit ihrem groovigen Blues-Rock mit psychedelischen Einflüssen schafften es die vier Sonnyboys das Publikum zu begeistern und den dubiosen Respektabstand von zwei Metern, den es oft bei der Vorband gibt, ganz ohne weitere Aufrufe zu reduzieren. Die Band rund um Sänger Toma Banjanin, der ein bisschen an den verstorbenen Heath Ledger erinnert, sollte man definitiv auf dem Schirm behalten!

Mit Herzblut bei der Sache

Albert Hammond Jr.

© Jonas Amelong

Um so mehr man sich den Auftritt von Albert Hammond Jr. näherte, um so voller wurde das bisher eher mau gefüllte Lido. Vom ausverkauften Zustand war man allerdings leider weit entfernt. Einige der anwesenden Fans trugen Strokes-Shirts. Doch wer Klassiker wie „Someday“ oder „Last Nite“ erwartete, wurde enttäuscht. Albert Hammond Jr. trennt seine Projekte strikt. Pünktlich gegen neun betrat er mitsamt seiner vierköpfigen Band (zwei Gitarristen, ein Schlagzeuger und einem Bassisten) die Bühne. Komplett in weiß, wie die Unschuld – wirkte er wie auf der Höhe seines Seins – von den frühen Drogenexzessen mit Heroin und Kokain war nichts zu sehen. Nicht vergleichbar mit seinem Bandkollegen Julian Casablancas, der von seiner Form als ehemaliger Indie-Posterboy meilenweit entfernt ist. Bereits am Anfang merkte man, dass Albert Hammond Jr. mit Herzblut bei der Sache ist. Er hatte richtig Bock auf den Gig und wollte nicht so schnell wieder im Tourbus zur nächsten Station sitzen. Natürlich hat er nicht die ganz großen Hits im Repertoire. Aber das weiß man, wenn man vorher seine äußerst souveränen Alben gehört hat. Doch trotzdem funktionieren Songs wie „Born Slippy“, „Losing Touch“ oder „St.Justice“ live echt gut. Insgesamt lag der Fokus auf der EP von 2013 „AHJ“ und dem neuen Album. Leider wurde das äußerst gelungene Dylan-Cover „Don’t Think Twice“ nicht präsentiert.

Kein Kurzes Intermezzo

Albert Hammond Jr.

© Jonas Amelong

Albert legte den Fokus seiner Performance auf den Gesang. Die Gitarre hing zwar stets um den Hals, seine berühmten Fähigkeiten an der Rhythmus-Gitarre setzte er aber nur dosiert ein. Man hatte definitiv nicht das Gefühl, dass er sich in der Rolle des Frontmanns unwohl fühlte. Albert Hammond Jr. genießt es auch selbst mal in der ersten Reihe zu stehen. So schenkte er uns einen Abend mit insgesamt 21 Songs, der die eineinhalb Stunden-Marke deutlich überschritt. Definitiv ein gelungener Auftritt. So gingen wir alle mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause, auch wenn wir doch insgeheim alle irgendwie hoffen, das nächste Mal ihn wieder zusammen mit Nick Valensi, Nikolai Fraiture, Fabrizio Moretti und Julian Casablancas zusammen als The Strokes auf den großen Bühnen dieser Welt zu sehen.

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Hi, ich bin Jonas ...

und seit frühester Kindheit großer Musikfan. Angefangen mit den väterlichen Platten der Beatles, entdeckte ich später Oasis und die Arctic Monkeys. Seitdem laufen wöchentlich die neuesten Indie-Songs durch meine Kopfhörer. Ab und zu sogar nicht-britisch und ohne Gitarre. Wenn ich nicht gerade auf Konzerten bin, schreibe ich meine Masterarbeit oder versuche Gitarre spielen zu lernen. Hilfe gerne willkommen!

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