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Faces on TV – Der belgische Newcomer im Interview

Ein Beitrag von Hannah
vom

Jasper Maekelberg alias Faces on TV ist hierzulande noch eher unbekannt. Schade, denn der belgische Musiker und Produzent hat so einiges drauf und brilliert bei seinem Debüt „Night Funeral“ auf voller Länge. Wir haben ihn zum Interview getroffen und mit ihm über sein Solo-Projekt, die Arbeit mit Balthazar und die belgische Musikszene geredet. Und darüber, warum er gerne ein Strauß wäre.

Jasper Maekelberg beim Plausch mit Herzmukke im Backstage vom Maze | © Herzmukke

Jasper Maekelberg ist einer dieser Künstler, bei denen man einfach nicht rational begreifen kann, wieso er noch kein Star ist. Eigentlich stehen alle Zeichen für ihn: Er ist talentiert, macht coole, innovative und trendy Musik, kann singen und performen, ist charismatisch, sympathisch, gut vernetzt, und obendrein sieht er auch noch alles andere als schlecht aus. Und trotzdem: Mitte April spielte er mit seiner Band Faces on TV im kuschelig-kleinen und gerade einmal halb gefüllten Maze. Eigentlich irre wenn man bedenkt, dass er nur zwei Monate zuvor vor dem ausverkauften Huxleys stand, als Support von Balthazar.

Er begleitete die belgischen Indie-Rock-Helden auf ihrer großen „Fever“-Albumtour, die irgendwie gleichzeitig auch seine eigene Album-Tour war, denn immerhin hat er „Fever“ produziert. In der belgischen Musikszene ist Jasper Maekelberg nämlich alles andere als ein Underdog. Er hat nicht nur das neue und super erfolgreiche Balthazar-Album produziert, sondern auch an Alben anderer belgischer Indie-Künstler wie z.B. Warhaus und Warhola gearbeitet – mehrere Top 10 Hits gehen mit auf seine Kappe. Trotzdem, der eigene internationale Durchbruch lässt auf sich warten, obwohl sein Debütalbum „Night Funeral“ schon bald ein Jahr alt ist. Auf der Platte – und übrigens auch live – brilliert er mit einem experimentellen Mix aus Indie-Rock, Psychedelic Pop und Electro.

Wir haben Jasper Maekelberg alias Faces on TV zum Interview getroffen und mit ihm über sein Solo-Album, die Arbeit mit Balthazar und die belgische Musikszene geredet. Und darüber, warum er gerne ein Strauß wäre.

Herzmukke: Es ist ziemlich kniffelig, Infos über dich in Deutsch oder Englisch zu bekommen. Deshalb muss ich mit einer ziemlichen Standard-Frage anfangen: Wie bist du überhaupt im Musik-Business gelandet?
Faces on TV: Ich habe mit Musik angefangen, als ich noch ein kleiner Knirps war und habe immer Musik gemacht. Irgendwie bin ich dann bei einem Praktikum in einem Plattenstudio gelandet. Ich habe vier Monate lang mehr oder weniger darin gelebt. Tagsüber habe ich einfach nur Kaffee für alle gekocht (lacht). Aber in der Nacht habe ich alleine das Studio erkundet.

Oha, erlaubter- oder unerlaubterweise?
Ich weiß es nicht. Vielleicht haben sie es auch erst später an der Stromrechnung gemerkt. Aber sie haben nie etwas zu mir gesagt, ich bin fein aus der Sache rausgekommen. Aber ja, ich glaube zu dieser Zeit ist meine Liebe zum Sounds-Basteln und Produzieren sehr gewachsen. Und irgendwann war es Zeit, meine eigene Band zu starten.

Und was macht dir mehr Spaß: Musik für andere Bands zu produzieren oder deine eigene Musik zu machen?
Das ist einfach so ein riesen Unterschied! Zum Beispiel: Ich bin jetzt schon seit drei Monaten am Stück auf Tour, erst als Support von Balthazar und jetzt mit meiner Band auf Headline-Tour. Deshalb fühle ich mich auch langsam wieder bereit fürs Studio, um etwas für mich oder andere aufzunehmen. Es muss eine Balance geben. Das eine inspiriert das andere und andersherum.

Normalerweise bist du ja live mit Band unterwegs, aber als Support von Balthazar warst du ganz allein auf der Bühne. Was magst du lieber?
Auch das ist wieder so ein riesen Unterschied. Es ist immer schwer als Support-Act mit einer ganzen Band mitzureisen, also habe ich wohl oder übel entschieden, es alleine zu machen. Und es hat sich rausgestellt: Es hat riesen Spaß gemacht, mich sozusagen selbst zu „remixen“. Aber jetzt zurück mit der ganzen Band ist es, als wären es zwei verschiedene Welten. Die Songs bekommen sozusagen zwei… Leben, zwei Versionen. Eine „Solo-Remix-Version“ und eine „Live-Band-Version“.

Und wie ist es, jetzt wieder zurück in den kleinen Clubs zu sein, nach den riesigen Hallen auf der Balthazar-Tour?
Ach, das war verrückt, dass ich die Chance hatte, vor so vielen Leuten in fremden Ländern zu spielen. Das war irre für mich. Es war schön, dass so ein großes Publikum meine Musik kennenlernen konnte und ich mich vor allen ausdrücken durfte – das war großartig. Und jetzt in den kleinen Spielstätten ist es genauso großartig, aber eben total anders. Du hast eine viel bessere Verbindung zu den Leuten im Vergleich zu einer großen Venue. Und das mag ich sehr gerne.

Dein Debütalbum „Night Funeral“ ist bald ein Jahr alt. Da hat man ja schon etwas Abstand. Hast du denn einen Lieblingssong auf dem Album oder einen Song, auf den du am meisten Stolz bist?
Nein! Das habe ich nicht wirklich, nein. Das Album ist wie eine einzige große Geschichte von etwas. Deshalb gibt es für mich keinen Song, der irgendwie heraussticht. Es ist eine große, ganze Story.

Ich wollte kein trauriges Album machen. Aber die Geschichte dahinter ist es eigentlich schon.

Und was ist das für eine Story?
Hm, es ist sowas wie ein Rückblick auf mein Jahr 2017.

Und im Jahr 2017 hattest du keine „Lieblings-Teile“?
Es war eher ein trauriges Jahr für mich. Damals war ich sehr viel auf Tour zusammen mit Warhaus. Und während einer Tour lebst du immer in einer Art „Blase“. Es ist sehr schwierig, Beziehungen zur Welt außerhalb der Blase, zur realen Welt, aufzubauen. Deshalb habe ich die Verbindung zu ein paar sehr wichtigen Menschen verloren. Und darum geht es im Album im Grunde genommen.

Das ist sehr interessant – so traurig klingt das Album nämlich gar nicht.
Ja, das war auch mein Ziel: es nicht so traurig zu machen, weil die Texten schon irgendwie ziemlich traurig waren. Ich wollte kein trauriges Album machen. Aber die Geschichte dahinter ist es eigentlich schon.

Ich hoffe aber, dir geht es jetzt wieder besser?!
Tatsächlich ja, ich fühle mich super zur Zeit. Es fühlt sich gut an, dass mein erstes eigenes Album draußen ist. Das war ein große Sache für mich, das endlich geschafft zu haben. Und jetzt freue ich mich auf darauf, ein zweites zu machen. Also ja, ich bin inzwischen ziemlich happy (lacht).

Du bist ja ein ziemlicher Kenner der belgischen Musikszene. In den letzten Jahren ging da ja richtig viel ab. Ich habe das Gefühl, es kommen wirklich viele spannende Newcomer aus Belgien und die Musikszene dort ist am Blühen. Hast du eine Erklärung dafür?
Ich glaube, wie haben eine Tradition von „Experimenteller Indie-Musik“ mit Bands wie dEUS und Soulwax. Damit sind wir aufgewachsen und das waren unsere Helden.
Außerdem glaube ich, dass es auch daran liegt, dass Belgien so in der Mitte von allem liegt. Es ist nicht wie Großbritannien, das eine geschlossene und abgegrenzte Einheit ist. Belgien liegt zwischen Frankreich, Deutschland und Niederlande, auch kulturell. Frankreich und Deutschland haben einen komplett anderen Vibe, aber beide stehen uns sehr Nahe. Wir werden von allen beeinflusst. Das ist wohl auch ein wichtiger Grund.

Zum Abschluss noch eine Spaß-Frage: Wenn du ein Tier sein könntest, welches wärst du und warum?
Oh, darüber denke ich viel nach. Es gibt mehrere Optionen, aber ich glaube, ich schwanke zwischen drei Tieren. Das erste in ein Luchs. Das ist ein wirklich cooles Tier – aber es kann nicht fliegen und fliegen würde mir sehr viel Spaß machen. Also vielleicht ein Adler? Aber mein Favorit ist wahrscheinlich der Vogel Strauß.

Wirklich, ein Strauß?
Ja, Strauße haben einfach den albernsten Gang der Welt. Das ist großartig!


„Night Funeral“ von Faces on TV ist seit dem 21.09.2018 über Unday Records/Rough Trade erhältlich. Hört mal rein!

Faces on TV – The Image of Boy Wonder

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