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Sin Fang – Sad Party

Ein Beitrag von Hannah
vom

Lasst euch von dem Albumtitel und dem trübselige Plattencover nicht täuschen: „Sad Party“, das fünfte Album des isländischen Künstlers Sin Fang, macht durchaus Freude beim Hören. Wieso die Platte ein Reinhören allemal wert ist, erfahrt ihr hier.

Sin Fang 2019
© Morr Music

Erst vor Kurzem kam die große Nachricht: Die isländischen Indie-Folk-Darlings Seabear sind nach geschlagenen 9 Jahren Pause wieder zurück. 9 Jahre Pause, in denen Seabear-Frontmann Sindri Már Sigfússon alles andere als faul war: Unter seinem Künstlernamen Sin Fang bzw. Sin Fang Bous veröffentlichte er in der Zwischenzeit eine EP und drei Alben mit feinstem Dreampop sowie ein elektronischeres, RnB-beiflusstes Album. Den Solo-Platten folgte letztes Jahr das zauberhafte Kollaborationsalbum „Team Dreams“ mit Seabear-Kollegin Sóley und múm-Mitglied Örvar Smarason. Und ganz nebenbei tauchen auch immer wieder einzelne Songs über seine Nebenprojekte wie Pojke, Spítali oder Slim Fang im Netz auf. Doch ausgerechnet jetzt, wo alle Augen in freudiger Erwartung auf Seabear gerichtet sind, überrascht Sin Fang mit Solo-Album Nummer 5: Sad Party.

Geheimrezept: Pop-Melodien mit nerdigen Sound-Spielerein

Die neun Stücke auf „Sad Party“ sind großteils aus improvisierten Jam-Sessions entstanden und dann innerhalb von drei Wochen im Alleingang aufgenommen worden. Der rasche, vielleicht etwas übereilte Entstehungsprozess bleibt nicht unbemerkt: „Sad Party“ hört sich weniger an wie ein rundes, klar konzipiertes Ganzes, sondern viel mehr wie eine fragmentarische, zufällige Ansammlung von Songs, die für sich alleine stehen – aber für sich alleine stehen können die Stücke durchaus gut!

Sin Fangs Stärke war schon immer sein feines Gespür für große Popmelodien, die aber immer noch genug nerdige Detailverliebtheit und schräge Experimentierfreude besitzen, um interessant zu bleiben. Die Musik ist wie ein dicht gewebter Teppich aus unzähligen analogen und synthetischen Klängen: hier ein Klingeln, da ein Rauschen, ein Pfeifen, Knarzen, Trommeln, Summen… Man könnte meinen, dass das Ergebnis bei solch einem Sound-Übermaß anstrengend klingt – doch die schlichten, sanften Melodiebögen und die warme, verträumte Atmosphäre bewahren die Songs davor. Sin Fang beweist auch auf Album Nummer 5, dass er es versteht, die Waage zwischen Trivialität und Komplexität elegant zu halten.

Tame Impala lässt grüßen!

An manchen Stellen fühlt sich „Sad Party“ gar wie eine Art „Best of Sindri Már Sigfússon“ an: Während „Never who I wanna be“ und „No Summer“ klare Rückblicke auf den warmen, verspielten Dreampop-Folktronica-Misch der ersten Alben sind, könnte das fein arrangierte Mittelstück „Goldenboy is Sleeping“ auch auf einem von Sin Fangs Electronica-Nebenprojekte wie Slim Fang oder Spítali sein. „Cloudjuice“ dagegen erinnert an den synthetischen, blechernen Klang vom letzten Solo-Album „Spaceland“.

Trotzdem: Nur rückwärtsgewandt ist „Sad Party“ keineswegs. Eine überraschende und durchaus aufregende neue Wendung in Sin Fangs Klang-Universum findet sich am deutlichsten in den Songs „Hollow“ und „Smother“, die mit ihren groovenden, dominanten Basslines rockiger, dreckiger und psychedelischer daherkommen – Tame Impala lässt grüßen!

Lasst euch also von dem Albumtitel, dem trübselige Plattencover und den oft düsteren Texten nicht täuschen: „Sad Party“ ist durchaus eine Platte geworden, die beim Hören große Freude bereiten kann. Es mag kein Album sein, das im Mainstream und in der Masse eine große Chance hat, aber es ist ein wunderbares Indie-Kleinod geworden, ein Liebhaber-Stück, das ein Reinhören allemal wert ist.

Sin Fang – Hollow



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