Die Foals überraschten Ende letzten Jahres mit der Ankündigung eines Doppelalbums, das 2019 in zwei separaten Teilen erscheinen wird. „Everything Not Saved Will Be Lost“ soll der nächste große Schritt für die ohnehin erfolgreichen britischen Indie-Rocker werden. Wir haben für euch in „Part 1“ reingehört.
Die Foals sagten letztens in einem Interview mit dem NME, sie fühlten sich als Band immer einsamer, denn sie seien inzwischen „one of the last bands of an era“. Und tatsächlich sind die meisten Bands der großen britischen Indie-Rock-Welle Ende der Nuller Jahre inzwischen getrennt, in der Versenkung verschwunden oder in den Mainstream abgedriftet. Die Foals aber, die sind noch da, als die vielleicht letzte große Band aus einer Zeit, die eine ganze Generation an Indie-Kids prägte.
Dass die Foals die Zeiten überdauert haben, hat vor allem einen Grund: Sie sind musikalisch niemals stehen geblieben. Jedes ihrer bisher vier Alben hat sein eigenes Tempo, eigenen Style und eigenen Vibe. Die Foals hatten den Dreh raus, sich stets weiterzuentwickeln, dabei jedoch einen unverkennbaren musikalischen Trademark-Sound als roten Faden beizubehalten – der schmale Grad, an dem so viele Musiker scheitern.
Nun, wo der erste Teil ihres Doppelabums „Everything Not Saved Will Be Lost” auf dem Tisch liegt, muss sich die Band an diesen selbst gesetzten Maßstäben messen lassen.
Der Blick nach vorne und zurück
„Everything Not Saved Will Be Lost, Part 1” fühlt sich bei Zeiten an, wie ein nostalgisches Konglomerat aus allen vorigen Foals-Alben. „White Onions“ erinnert an den wilden, jugendlichen Math-Rock vom Debüt „Antidotes“, das ruhige, versprenkelte „Café D’Athens“ könnte genau so auch auf dem zweiten Album „Total Live Forever“ sein und Stücke wie „Syrups“ oder die Single „On The Luna“ tragen den eingängigen, poppigeren Schriftzug der letzten beiden Alben.
Aber die Foals wären nicht die Foals, wenn sie nicht auch ihrem neuen Album einen eigenen Stempel verpassten. Neu sind zum Beispiel die eindeutigen Anleihen aus den 80ern mit dominanten, fast brachialen Bass-Lines. Die Band springt hörbar auf den gerade sehr populären Disco-Revival-Zug auf, was sich in der Lead-Single „Exits“ und vor allem dem treibenden „In Degrees“ offenbart. Diese neue Fährte kann man mögen oder überflüssig finden – auf jeden Fall bleiben die Foals auch bei ihrer fünften Platte nicht stehen.
Während der Sound von „Part 1” in die Vergangenheit blickt – sowohl in die eigene, als auch die musikgeschichtliche – blicken die Texte dagegen nach vorne. Das Album ist lyrisch nahezu ein Konzeptalbum, das eine Reihe von dystopischen Zukunftsbildern als Folge des aktuellen Weltgeschehens entwirft: „The birds are all singing: ‚it’s the end of the world’”, heißt es düster auf „Sunday”.
Ein gelungener Geniestreich
Den Foals gelingt auf „Part 1” abermals ihr Geniestreich: Das Album hat seinen eigenen, frischen Anstrich, aber besitzt dabei die unverkennbare Eleganz, die man nach den vier fantastischen Vorgängern auch erwartet. Ist es ihr bestes Album? Vermutlich nicht, aber seien wir ehrlich: Jeder Fan würde eh ein anderes Album benennen. So ist es nun einmal, wenn sich eine Band nicht auf einem Erfolgsrezept ausruhen will.
Kurz gesagt: Wer die Foals mag, wird auch „Everything Not Saved Will Be Lost, Part 1” mögen. Und wer sie nicht mag, könnte es vielleicht trotzdem mögen. Und wer sie nicht kennt, der hat etwas aufzuholen. Aber schnell: „Part 2” kommt ja in ein paar Monaten auch schon direkt hinterhergeschossen. 2019 könnte also ein gutes Jahr werden – trotz aller prophezeiter Dystopie!
Foals – On The Luna