Home / Interviews / Electro / Hot Chip – 7 Fragen zum 7. Album

Hot Chip – 7 Fragen zum 7. Album

Ein Beitrag von Hannah
vom

Hot Chip sind wieder da und auch bei Album Nummer 7 sind die britischen Indietronic-Pioniere noch immer „ready for the floor“ wie eh und je. Wir haben uns mit Front-Sänger Alexis Taylor und Gitarrist/Bassist Owen Clarke für einen kurzen Schnack zusammengesetzt und ihnen anlässlich des neuen Albums „A Bath Full of Ecstasy“ (Vö: 21.06.2019) sieben Fragen vor die Nase gesetzt.

Alexis Taylor (1.v.l.) und Owen Clarke (2.v.l.) von Hot Chip im Interview | © Hot Chip

#1 In den letzten paar Jahren wart ihr alle entweder mit Solo-Projekten beschäftigt oder habt mit anderen Bands zusammengearbeitet. Al Doyle war zum Beispiel auch mit LCD Soundsystem auf Tour. Hatten diese Projekte einen Einfluss auf das neue Album?
Alexis Taylor: Für mich persönlich besteht der größte Einfluss meines Solo-Projektes darin, dass ich dadurch offener für die Idee war, einen externen Produzenten für Hot Chip zu engagieren. Ich war wahrscheinlich nur so entspannt dabei, weil ich zuvor mit einem externen Produzenten an meiner Solo-Platte zusammengearbeitet hatte. In der Vergangenheit habe ich immer alle Solo-Alben alleine gemacht ohne jemand anderen, der produziert oder mixt. Genau wie wir bei Hot Chip immer alles selbst kontrolliert haben. Aber als ich mein Album „Beautiful Thing“ mit Tim Goldsworthy gemacht habe, hat es mir gefallen, einen Produzenten an meiner Seite zu haben. Das hat allerdings keinen Einfluss auf den Sound des neuen Albums, sondern vielmehr auf die Herangehensweise.

#2 Mein erster Eindruck von dem neuen Album war, dass es viele positive, optimistische Momente gibt. Es hat einen warmen, fast erhebenden Anstrich. War das Absicht?
Alexis: Ich glaube, es liegt daran, dass wir so lange von Hot Chip getrennt waren, andere Sachen gemacht haben und jetzt wieder zurück sind. Das hat mich persönlich, aber vielleicht auch andere in der Band, in eine optimistische Stimmung versetzt. Wir sind schon lange Freunde und machen Musik zusammen.
Es gibt allerdings ein paar Dinge, die nicht sehr optimistisch daran sind. Der Song „Positive“ zum Beispiel ist etwas nachdenklicher und handelt davon, dass für manche Menschen die Dinge so trostlos stehen, dass es schwierig ist, positiv zu bleiben. Es geht darum zusammenzubrechen in Situationen, in denen das Leben ein einziger Kampf ist. Es ist also nicht alles nur Sonnenschein auf dem Album.
Owen Clarke: Die Songs, die von Konflikten handeln, haben aber auch einen intentionalen Charakter. Es geht auch um Reflektion und Heilung. Selbst die haben also auch einen positiven Ansatz.

#3 Als ich das erste Mal den neuen Albumtitel „A Bath full of Ecstasy“ gehört habe, musste ich ehrlich gesagt etwas schmunzeln. Wenn man in der Berliner Party- und Techno-Landschaft unterwegs ist, dann könnte man „Ecstasy“ schon auch mal anders verstehen. War diese Doppeldeutigkeit Absicht?
Alexis: Wir waren uns auf jeden Fall bewusst, dass Leute es auf diese Art verstehen könnten, ja.
Owen: Wir wären verrückt, wenn uns das nicht klar gewesen wäre.
Alexis: Es ist schon ein provokanter Titel. Aber der Titelsong selbst weist nicht wirklich auf so viele Drogen-Versionen von „Ecstasy“ hin.
Owen: Außerdem: Eine Badewanne voll davon ist ja auch eine absurd große Menge. Das wäre viel zu viel.
Alexis: Nein, das wäre nicht sicher.
Owen: Wir wollten eigentlich auch nicht schon wieder einen Song-Namen als Albumtitel verwenden. Das haben wir ja fast immer gemacht. Aber irgendwie sind wir dann doch dabei geblieben.

#4 Habt ihr einen Lieblingssong auf der Platte?
Owen: Ich finde, „Spell“ ist ein starker Song. Er trägt eine schöne Bewegung in sich: Er ist erst einfach und gut verdaulich, ganz genau, wie ein Pop-Song klingen sollte – nur um sich dann zu etwas hinzubewegen, wie ein Pop-Song vielleicht besser nicht klingen sollte (lacht).
Alexis: Ja, den Song mag ich auch sehr gerne. Und den Titelsong „Bath full of Ecstasy“ auch. Es hat einfach Spaß gemacht, mit den verschiedenen Möglichkeiten der Stimmverarbeitung im Track zu experimentieren. Ich meine, wer weiß, wie es mit dem Song läuft, wenn er draußen ist und ob alle so denken werden, aber für mich fühlt er sich mehr nach einem Pop-Song an, als die anderen Tracks auf dem Album. „Spell“ fühlt sich dagegen eher nach einem tiefergehenden Stück an – es ist ja auch fast 7 Minuten lang und nimmt dich auf eine ganz schöne Reise mit. „Bath full of Ecstasy“ fühlt sich dagegen eher so an, als wollten wir etwas Griffiges und Poppiges machen. Das gefällt mir.

#5 Ihr pflegt ein gewisses Nerd-Image in der Szene. Stört es euch, immer als „Streber“ bezeichnet zu werden?
Alexis: Früher zu unseren Anfangszeiten hat es mich schon etwas gestört, aber ich schätze, wir sahen einfach auch ziemlich nerdig aus in unseren Bildern. Ich finde es nur irgendwie lustig, weil wir eigentlich ziemlich schlecht darin sind, nerdig zu sein.

#6 Als ihr damals angefangen habt, war die Art von Musik, die ihr gemacht habt, ziemlich neu und innovativ. Ihr geltet als Pioniere des Indietronic. Heute dagegen ist diese Musik ja fast überall zu hören. Was würdet ihr sagen: Ist es jetzt für euch leichter geworden, eure Art Musik zu machen, weil mehr Leute solche Musik hören, oder ist es schwerer aus der Masse der Bands mit dieser Musik herauszustechen?
Alexis: Ich weiß es nicht. Ich habe mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken darüber gemacht. Ich glaube, wir sind Musik nie so herangegangen, dass wir uns gefragt haben, ob es herausstechend wird, ob es erfolgreich wird, ob es Leute anhören werden – wir haben es irgendwie einfach gemacht. Wir waren mehr daran interessiert, etwas Interessantes zu erschaffen in den Songs und in der Produktion. Das war immer mehr der Startpunkt.

#7 Und zum Schluss noch was ganz anderes: Bereut ihr euren Bandnamen „Hot Chip“ manchmal?
Owen: Ich denk nicht mehr darüber nach. Es ist einfach ein Name.
Alexis: Genau, es verliert irgendwann seine Bedeutung. Ich erinnere mich aber, als wir noch am Anfang standen und das erste Mal auf internationalen Festivals gespielt haben. In der Backstage Area gab es immer Schließfächer mit den Namen aller Bands und ich habe unseren Namen neben all den anderen Bandnamen gesehen und das war mir schon ein bisschen peinlich. Es ist schon ein etwas kindischer Name für eine Band. Aber ich hab das eigentlich schon vergessen und ich bin inzwischen ganz glücklich mit dem Namen.


„A Bath Full of Ecstasy“ erscheint am 21.06.2019 über Domino Records. Im Dezember 2019 sind Hot Chip auf Tour mit einem Stopp in Berlin am 03.12.

Hot Chip – Hungry Child



WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner