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Lollapalooza Berlin – So fand es die Redaktion

Ein Beitrag von Philipp
vom

Da war sie nun, die große Premiere des lange erwarteten Lollapalooza 2015 in Berlin auf dem Tempelhofer Flugfeld. Praktisch die komplette herzmukke Redaktion war vor Ort. Mal als Presse, mal als VIP und manchmal auch als ganz normaler Zuschauer. Wie jeder einzelne von uns die Premiere des Lollapalooza Berlin wahrgenommen hat? Wir haben uns gegenseitig gefragt!

 Lollapalooza_berlin_Festival_2015_Macklemore_Ryan_Lewis
© Lollapalooza

Daniela Jeschkeit // herzmukke-Redakteurin

Als Besucher auf dem Lollapalooza Berlin
Bester Act: Muse
Größte Enttäuschung: The Libertines

Das Lollapalooza Berlin 2015 – ein unvergessliches Festival im wahrsten Sinne des Wortes. Neben den katastrophalen Zuständen bezüglich der Toiletten und der Essensbuden, muss man gestehen: es war zwar chaotisch, gleichzeitig jedoch unglaublich schön. Eines muss man den Veranstaltern lassen, die anfänglichen Missstände wurden innerhalb eines Tages bestmöglich beseitigt, sodass einigermaßen Frieden einkehrte. Zu den musikalischen Highlights gehörten definitiv Deichkind, die eine überragende Show abgeliefert haben. Dicht gefolgt hinter den feierwütigen Spaßkanonen stehen klar FFS – gute Laune, die jeden ansteckt. Selbstverständlich ging die Menge auch ordentlich zu den Beatsteaks ab. Ihre Shows machen einfach immer Spaß. Die größte Überraschung waren die Crystal Fighters. Tolle Show, guter Sound, ja, definitiv meine persönliche „Neuentdeckung“. Sonntag Abend gegen 21:30 Uhr wurden wir abschließend zu einem „aMUSEment“ der besonderen Art eingeladen. Ohne Zweifel haben Muse wieder einmal eine unglaubliche Show abgeliefert. Es war ein unfassbares Erlebnis und der perfekte Abschluss der Lollapalooza Europa Premiere – Ein gelungenes Ende eines katastrophalen Anfangs…

Lollapalooza_berlin_2015_Festival_Zuschauer
© Lollapalooza

Deborah Jacobs // herzmukke-Redakteurin

Als VIP-Presse auf dem Lollapalooza Berlin
Bester Act: FFS
Größte Enttäuschung: Everything Everything

Das erste europäische Lollapalooza war, zumindest wirtschaftlich, ein voller Erfolg. Mit 45.000 verkauften Tickets war es ausverkauft und die Veranstalter haben bereits das Lollapaloozza Berlin 2016 angekündigt (zum Vergleich, beim Berlin Festival 2013 waren es 20.000). Die Organisation war dem Ansturm jedoch nicht gewachsen. Zu wenige Toiletten, zu wenig Essensstände und damit elend lange Wartezeiten und katastrophale hygienische Zustände prägten das Bild am Samstag. Auch am Einlass staute es sich und da war der Presse/VIP-Eingang keine Ausnahme. Am Sonntag gab es dann endlich ausreichend Toiletten und auch die Schlangen an den Essensständen waren überschaubar (letzteres wohl eher, weil viele außerhalb gegessen haben). Das bargeldlose Zahlen erwies sich jedoch als sehr praktisch und führte zu minimalen Wartezeiten an den Getränkeständen.

Das musikalische Programm war jedoch hervorragend, auch wenn der Sound der Alternative Stage zwischen Perry’s Stage und Main Stage 1 zuweilen etwas unterging. Da die beiden Hauptbühnen abwechselt bespielt wurden, gab es jedoch keine großen Überschneidungen im Programm oder im Sound. Im großen und ganzen war das Lollapalooza Berlin ein liebevoll gestaltetes aber nicht gut durchdachtes Festival, das mit 10- bis 20.000 Besuchern weniger entspannter gewesen wäre. Hier wäre weniger mehr gewesen.

 Lollapalooza_berlin_Festival_2015_FFS
© Lollapalooza

Philipp Christiansen // herzmukke-Gründer

Als Besucher auf dem Lollapalooza
Bester Act: Belle & Sebastian
Größte Enttäuschung: CHVRCHES

Mit welchem Maßstab muss man die Premiere eines Festivals wie die des Lollapalooza Berlin messen? Nun sollte man meinen, dass Perry Farrel und sein Team mit den Ablegern in Chicago, Brasilien, Chile und Argentinien wissen müssten, wie der geneigte Festivalist zu begeistern ist. Mit dem Line Up hat das schon einmal nur partiell funktioniert. Sicherlich, für Deutsche Maßstäbe waren da schon einige Brocken und Highlights dabei. Misst man das Festival aber an den großen Schwestern, dann scheint da zumindest noch ein wenig Luft nach oben. Egal, ausverkauft war es trotzdem. Auch kann man jetzt an der miserablen Toiletten- und Essenssituation meckern, muss man aber nicht. Tatsächlich war ich schon auf Festivals, die wesentlich unhygienischer waren als die Premiere des Lollapalooza Berlin und bei denen trotzdem weniger gewettert wurde. Letztenendes gehts dann auch um die Musik.

Macklemore & Ryan Lewis plapperten praktisch dauerhaft, James Bay fehlte die Kraft live zu überzeugen und Deichkind machten eine tolle Show aber eben auch nichts Überraschendes. Allen voran stand aber die Show von The Libertines die vor Trägheit und Langeweile nur so sprühte. Ja, mitgerissen haben wirklich andere. Da wären z.B. die Synth-Poper von Everything Everything, die Lokalpatrioten der Beatsteaks, die wunderbaren Digitalism und der grungige Auftritt von Wolf Alice. Selbst Robin Schulz hat auf seine Art eine extrem was abgebrannt & Dada Life sowieso. Highlight bleiben aber definitiv Belle & Sebastian. Mit Blick auf das Tempelhofer Flugfeld, einigen Dutzend Flugdrachen, herrlichem Sonnenschein, Witz und Charme brachte Stuart Murdoch einfach ein angenehmes schottisches Feeling auf das Lollapalooza Berlin! Für mich, bis nächstes Jahr!

Lollapalooza_berlin_Festival_2015_Bastille
© Lollapalooza

Jonas Amelong // herzmukke-Redakteur

Als Besucher auf dem Lollapalooza Berlin
Bester Act: The Libertines
Größte Enttäuschung: MS MR

Schlangen soweit das Auge reicht. Nein, ich beschreibe hier gerade nicht das Szenario das vor einem Intershop in Ost-Berlin in den Achtzigern alltäglich war. Auf dem Lollapalooza Berlin stand Warten auf der Tagesordnung. Nur mal eben schnell ein Crépes essen wollen. Eine Stunde vorbei. Mal kurz auf Toilette gehen wollen. Das Konzert deiner Lieblingsband ist halb rum. Am zweiten Tag war die Situation insgesamt sichtlich entspannter, trotzdem sollte ein Festival mit dem Namen Anderes abliefern.

Musikalisch wollte das Festival Everybodys Darling sein. Ein bisschen EDM, eine Prise Indie, eine Portion Pop und dazu noch die Berliner Lokalgrößen Seeed und Beatsteaks.. Das Publikum war dementsprechend gemischt. Vor allem bei vielen Indiebands merkte man das. Während Wolf Alice in Großbritannien die heißeste Band der Stunde ist, sorgte sie am Sonntag nur für müdes Mitwippen. Parquet Courts machen Clubs normalerweise zum Tollhaus. Vor der Alternative Stage standen am Samstag-Mittag jedoch nur zwei Dutzend Leute. Das Lollapallooza Berlin ist ohne Zweifel ein Mainstream-Festival. Wer auf ein vielseitiges Line-Up mit ein paar großen Namen und ein breites Rahmenprogramm steht, sollte auch nächstes Jahr wieder nach Berlin fahren. Leute, die noch unbekannte Newcomer und Kritikerlieblinge bevorzugen, sind in Gräfenhainichen, Neustrelitz oder Haldern sicher besser aufgehoben. Und ich vermutlich auch.

Lollapalooza_2015_Berlin_Festival_von_Oben
© Lollapalooza

Simon Lesch // herzmukke-Gründer

Als Presse auf dem Lollapalooza Berlin
Bester Act: Beatsteaks
Größte Enttäuschung: CHVRCHES

Dass das Lollapalooza Berlin am ersten Festivaltag ein „kleines“ Kapazitätsproblem hatte, bekam man schnell mit. Direkt am Eingang wurde man von einer langen Menschenschlange in Empfang genommen – da war der VIP & Presse Eingang keine Ausnahme (wie das viele vielleicht annehmen würden). Auf dem Gelände selbst gab es für die – mit 45.000 Besuchern – ausverkaufte Veranstaltung schlicht weg viel zu wenig Toiletten und Essenstände. Es lässt sich darüber streiten, ob man das von Anfang an hätte besser planen können oder nicht. Was man aber sagen muss, dass von Seiten der Veranstalter gut regiert wurde, sodass man am zweiten Tag Schlangen weitestgehend überschaubar halten konnte.

Musikalisch wurde das internationale und breit gefächerte Publikum bestens verwöhnt. Für meinen Geschmack gab es glücklicherweise nur wenige enttäuschende Auftritte wie von den Libertines, CHVRCHES oder Macklemore, der sich wohl gerne selbst sprechen hört. Natürlich gab es für mich auch einige Highlights wie z.B. Dada Life, Deichkind und allen voran die Beatsteaks, die ich keinesfalls unerwähnt lassen möchte! Ebenfalls sehr erwähnenswert waren die kleinen Nebenaktivitäten und -areale wie der Grüne Kiez oder das Kidzapalooza, wodurch auch fernab der Bühne eine schöne Festivalatmosphäre geschaffen wurde. Nächstes Jahr wieder zum Lollapalooza Berlin? Auf jeden Fall!

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