Vergangenen Freitag war ein spanischer Abend im Lido in Berlin und das ganz ohne Sangria und Tapas. Die Garage-Rock-Mädels Hinds heizten den Club ordentlich ein.
Sun Club überzeugen als Vorband
Der Januar ist schon ein harter Monat. Die Tage sind kalt, nass und dunkel und die nächsten Feiertage sind noch meilenweit entfernt. Da kommt ein Konzert gerade gut. Zum Glück waren Hinds letzten Freitag im Lido um ihre praktisch frischgepresste Debütplatte „Leave Me Alone“ zu präsentieren. Der Titel des Albums passte aber ganz und gar nicht zum Motto des Abends. Denn die Damen aus Madrid wurden ganz und gar nicht allein gelassen. Das Lido war äußerst gut gefüllt. Als Support hatten Hinds die US-Amerikaner Sun Club im Gepäck. Ähnlich wie bei Hinds orientiert sich die Band aus Baltimore an dem Sound der Sechziger und Siebziger. Doch während Hinds ganz und gar auf die klassische Rock-Kombo vertraut, setzen Sun Club auf den psychedelischen Sound durch Synthesizer und anderen Spielereien. Der Sound, der dabei entsteht, wandelt auf dem schmalen Pfad zwischen Genialität und Wahnsinn. Manchmal fragt man sich scheiße, was haben die Typen für Drogen genommen und in anderen Momenten denkt man sich sie sind ein Alt-J mit etwas mehr Rockattitüde. Eine Band von der man auf jeden Fall mal gehört haben sollte!
Hinds – immer ein Lächeln auf den Lippen
Nachdem die Mädels von Hinds bei der Vorband noch selbst in der ersten Reihe mitgetanzt haben, war es nun selbst an der Zeit ihre Musik auf der Bühne zu präsentieren. Stilecht mit einer Flasche Rotwein in der Hand kommen die jungen Damen aus Madrid auf die Bühne. Die ersten Töne erklingen und man erkennt sofort: Die Band, die auf der Platte auch einige etwas ruhigere Momente hat und zuweilen an MacDemarco oder Alvvays erinnert, mag es live lieber etwas ruppiger. Da wundert es nicht, dass in Interviews immer wieder die Debüts der Arctic Monkeys und der Strokes als Favoriten genannt wurden. Von Song zu Song bessert sich die Stimmung. Vor allem die Sängerinnen und Gitarristinnen Carlotta Cosials und Ana Perrote sind wahre Rampensäue. Da wird getanzt, gehüpft, gekreischt und immer wieder mit dem Publikum geflirtet. Irgendwann wandert dann auch die Weinflasche durch die ersten Reihen des Publikums.
Hinds verbreiten Vorfreude auf den Sommer
Während die beiden selbstbewussten Hinds-Frontfrauen eher typische spanische Diven sind, übernimmt die Bassistin Ade Martin den schüchternen Part in der Band. Nur manchmal geht sie auch ans Mikro und unterstützt im Background-Gesang. Im Laufe des Konzerts strotzte die Band immer mehr an Energie, die auch schnurstraks an das wild tanzende Publikum übertragen wurde. Hinds gaben sich äußerst erfreut über den vollen Club nachdem beim letzten Auftritt im Comet Club nur 80 Leute anwesend waren und sie schon dachten, dass ihre Musik in Berlin nicht funktionieren würden. Spätestens zur Zugabe waren alle im Publikum vollends glücklich. Zu „Trippy Gum“ wurde mitgesprungen und mitgesungen und Schlagzeugerin Amber Grimbergen – der vierte Part der Band ließ es sich nicht nehmen noch einmal zum Stage-Diving in die Massen zu springen. So ließen sie uns mit einem Lächeln im Gesicht zurück. Man mag es kaum glauben, aber Hinds machen live wirklich noch mehr Spaß als auf der Platte. Ich freue mich jetzt schon auf Sommer, Sonne und Festivalsaison – dann hoffentlich wieder mit Hinds!