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Drangsal im Badehaus – ist der Hype gerechtfertigt?!

Ein Beitrag von Jonas
vom

Selten gab es so einen großen Hype in der deutschen Indie-Szene: Am 21. April präsentierte Drangsal im Badehaus Szimpla sein Debüt-Album „Harieschaim“. Ist die Hommage an die Achtziger auch für die Live-Bühne gemacht? Wir waren da und berichten wie sich Max Gruber und seine Band geschlagen haben.

Jeder wollte zur Drangsal-Show

Max Gruber ist ein Phänomen. Vor ein paar Monate war noch kein Song veröffentlicht. Er tourte aber schon im Vorprogramm von Kraftklub. Doch dann wurde „Allan Align“ mit dem dazugehörigen „Skandal“-Video mit Jenny Elvers-Elbertzhagen veröffentlicht – Musikjournalisten und Klatschpresse waren gleichermaßen befriedigt. Der Hype war geboren. Auch die zweite Single „Love Me Or Leave Me Alone“ sollte nicht enttäuschen. Eher im Gegenteil, so stellte Drangsal doch zweifelsohne seine Vielseitigkeit unter Beweis. Kein Wunder also, dass die Record Release Show seit Wochen ausverkauft ist. Neben den Fans waren auch viele geladene Gäste im Badehaus anwesend. Das ganze Who-is-Who der Berliner Musik-Szene gab sich die Klinke in die Hand. Kraftklub, Casper, Sizarr und Beatsteaks – alle waren sie da, um zu schauen, ob ein neuer Stern am deutschen Musikhimmel aufgehen würde.

Drangsal in Berlin Badehaus Szimpla
Drangsal / © Jonas Amelong

In der Zugabe gibt es eine Überraschung

Etwas verspätet, ein bisschen nach halb neun ging die Show los. Auch wenn Max beim Album fast alle Instrumente selbst einspielte, tourt er live natürlich mit einer Band. Tim Roth an der Gitarre und dem Synthesizer, Christoph Kuhn am Schlagzeug und Sam Segarra am Bass begleiten ihn. Max spricht trotzdem in der „Wir“-Form – „Wir sind Drangsal“. Trotzdem steht er natürlich im Mittelpunkt. Das Set beginnt mit „Moritzzwinger“ und „Der Ingrimm“ – einem Song der eher von den Synthies getragten wird und einem bei dem Gitarre und Bass herausstechen. Dann kommt „Will ich nur dich“ – der einzige deutsche Song auf der Platte. Der auch auf der Bühne zu herauszustechen weiß.

Drangsal a.k.a. Max Grubers Stimme ist genau auf dem Punkt – fast sogar besser als auf der Platte. Auch die Stimmung im Publikum wurde von Song zu Song besser. Dafür, dass es einen Veranstaltung mit zum relativ großen Teil geladenen Gäste war, sogar fast besser als erwartet. Neben Max sticht vor allem Bassist Sam heraus. Er wirbelt mit seinem Instrument durch die Luft und haut dabei die für den Post-Punk so typischen schnellen Basslines raus. Drangsal spielt im Badehaus Szimpla fast das komplette Album. Am meisten herausstechen aber auf jeden Fall die beiden Singles „Allan Align“, das als siebtes gespielt wird und „Love Me Or Leave Me Alone“ das den Abschluss der regulären Setlist bildet. Vor allem mit zweitem ist der Bann auch zum letzten im Publikum durchgedrungen. Geht’s noch besser? Das ganze Badehaus fordert Zugabe. Da fragt Max: „Hat hier jemand Bock auf Metallica?“ Anschließend folgt mit „For Whom The Bell Tolls“ ein alter Klassiker der Metal-Titanen und überraschte damit das Publikum. Ohne Zweifel, auch das können die Jungs.

Fazit. Auch live bietet Drangsal eine tolle Show. Der Hype ist definitiv gerechtfertigt. Drangsal lässt, nachdem er in den letzten Wochen in diversen Interviews schon die halbe deutsche Musikszene abgewatscht hat, keine heiße Luft folgen. Der Junge hat es definitiv drauf und man merkt eindeutig, dass hier jemand seinen Traum lebt. Fast den ganzen Abend strahlten seine Augen und das Lächeln konnte er gar nicht mehr aus den Gesicht bekommen. Wenn er weiter so macht, kann es sicher weit nach oben gehen. Ob es bei der musikalische Ausrichtung zum großen Popstar reicht sei mal dahingestellt, aber einer der Indie-Helden unser Zeit kann er sicher werden. Der erste Schritt ist getan.

Video: Drangsal – Love Me Or Leave Me Alone

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