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So war’s beim Highfield Festival 2023 (+Bildergalerie)

Ein Beitrag von Claudia
vom

Highfield 2023 – 33 Grad – Sonne pur – und einfach Spaß. Es sollte mein erstes Highfield sein und gleichzeitig mein erster Artikel zu einem Festival. Ich war gespannt.

Im Allgemeinen bin ich musikalisch eher in der düsteren Szene beheimatet. Ein Wochenende zuvor besuchte ich das Mera Luna und ich war erstaunt, wie bekannt mir der ein oder andere Aufbau auf dem Highfield vorkam, nur halt in bunt. Beide Festivals werden durch FKP Scorpio ausgetragen und die Utensilien wurden wohl einfach von einem Festival zum nächsten Austragungsort gebracht. Der eindeutige Vorteil beim Highfield war der angrenzende Störmthaler See, der den Besuchenden eine Abkühlung bei den bestehenden 33 Grad und nahezu ununterbrochenem Sonnenschein bot. Zusätzlich gab es am Strand die Möglichkeit des Chillens an gemütlich eingerichteten Bars.

Highfield Fakten, Fakten, Fakten

In Vorbereitung auf das Festival erhielt ich eine Übersicht über verschiedene Daten und Fakten. Beeindruckend! Länge aller Lichterketten: 1.500 lfm, Essens- und Getränkestände: 57, Duschen: 254, wassergespülte Toiletten: 252, zusätzliche Mobiltoiletten: 335, Mülltonnen: 317 – das sind mal Zahlen!

Die angegebene Besucherzahl beim Highfield ist 35.000. Das Publikum, eindeutig jünger als beim Mera-Luna, war bunt gekleidet und teilweise lustig kostümiert (Kinder Schokobonbon, Asterix und Obelix…). Auf mich wirken alle entspannt, überaus musikbegeistert, absolut hitzeresistent, textsicher, politisch klar positioniert, gefühlt niemals müde werdend und genau das zeigte sich oft als ein absolutes Geschenk für die Bands.

Eines gleich vorweg: An den kommenden drei Tagen gab es viele Bands / Acts, bei denen ich pure Spielfreude, verbunden mit ständig gesuchter Nähe und Interaktivität mit dem Publikum erlebte. Ungewöhnlich, ungewöhnlich gut!!!!

© Mike Menzel

Gelungener Highfield-Auftakt mit YAENNIVER

Und gleich ein Konzert, was ich als einen gelungenen Start bezeichnen würde. YAENNIVER (Jennifer Weist von Jennifer Rostock) nahm ab der ersten Minute ihr Publikum mit und baute, zusammen mit dem Publikum, immer mehr Energie auf. Lieder wie “Hengstin”, “Wir sind alle nicht von hier” und “Ich setz dir ein Zeichen” animierten das Publikum zum Singen, Tanzen und Springen und das trotz der Hitze! Nach YAENNIVER ging es gleich mit Von wegen Lisbeth weiter.

Auch hier ist die Menge vom ersten Song an am Tanzen. Teilweise sah ich einzelne Menschen, ganz persönlich mit den Liedern in ihrer eigenen Welt versunken, glückselig grinsend, tanzend – war das schön!

Jetzt weiter mit RIN ….er erzeugte eine enorme Dynamik und er füllte allein die Bühne mit seiner Präsenz und seiner Lichtshow. Eine Besonderheit bei RIN, jedes Lied eröffnete er mit einer Frage. Apropos Fragen: Viele Fragen wurden auch bei K.I.Z gestellt. Nur in anderer Form. Sie machten sich, irgendwie zwischen (Selbst-) Ironie und gut gespielter Großkotzigkeit, gegenseitig Mut und hatten viel Spaß bei ihren Gesprächen. Songs, wie “Urlaub fürs Gehirn”, ” Wer geht in Puff” und ”Hurra, die Welt geht unter” durften nicht fehlen. Grandiose Stimmung!

Yaenniver, © Mike Menzel

OK KID – Die Kids sind alright

Auch der zweite Tag sorgte bei mir für einige musikalisch positive Überraschungen. Von OK Kid, die mich durch ihre Lieder “ Was ist das was ich tu‘ eigentlich noch wert?”, “Die Kids sind alright” und “Stadt ohne Meer” einfach mitnahmen auf Ihre Reise, zu Großstadtgeflüster, welche auch einen großartigen Liveauftritt in der „Fickt-Euch-Allee“ auf die Bühne brachten. Die Band aus einem Vorort von Potsdam, mit starkem Berliner Dialekt und einer Sängerin, die durch Ihre ausdrucksstarke Mimik teilweise mehr sagte als durch Ihre Worte, zog das Publikum in ihren Bann. Lieder wie “Ich boykottiere Dich” und dem neuen Song “Icke”, ließen die Arme in die Höhe gehen und rissen das Publikum mit.

Tokio Hotel – Der Hype ist immer noch real

Nach Badmómzjay, die zuvor beim Bananenboot-Ausflug ein paar echte und künstliche Fingernägel verlor, stehen auch schon Tokio Hotel auf der Bühne. Schon vor Beginn des Konzertes wurde das Publikum angeheizt. Schreie und selbstgemalte Schilder zeigten, es gibt ihn immer noch: Den mir noch in Erinnerung gebliebenen Hype um Tokio Hotel.

Nach einer pompösen Eröffnung folgte ein mit alten und neuen Liedern gespicktes Konzert. Der sympathische und zumindest am Anfang perfekt gestylte Herr Kaulitz (Bill) begeisterte das Publikum über die gesamte Zeit. Dankbarer Applaus nach jedem Song!

Tokio Hotel, © Mike Menzel

Weiter ging es auf der Blue Stage mit SDP. Die machten recht schnell durch einen Standortwechsel die letzte zur ersten Reihe. Immer wieder waren sie im Publikum unterwegs und weniger auf der Bühne selbst. Mit einem kurzen Gastauftritt von Bela B. bei “Das Lied” und u.a. den Liedern wie “Ne Leiche”, einer Coverversion von “Wünsch dir was” und “Unikat” holten sie alles aus dem Publikum raus – vom Circle-Pit, lauten Gesängen, Springen und, und, und. Sehr dynamische Show!

Bis der Arzt kommt: Die Ärzte aus Berlin

Dann, für viele Besuchenden sicher das Highlight des Festivals, “Die Ärzte aus Berlin“.
Sie spielten nach meinem Empfinden anfangs viele (für nicht mehr ganz so junge Menschen) eher neue Songs, brachten durchweg das Publikum zum Tanzen und Mitsingen und zauberten vielen ein glückseliges Lächeln ins Gesicht. Mein Interesse endete bereits nach gut 40 Minuten. Ich hatte schon die Hoffnung, dass durch ein Livekonzert der Ärzte vielleicht der musikalische Funke zu mir überspringen könnte. Dem war dann nicht so. Absolut unterhaltsam und amüsant waren noch immer die Unterhaltungen zwischen Farin und Bela, plus dem ansteckenden und überaus breiten Grinsen von Farin.

Sonne, Sommer, Circlepit

Der Sonntag startet mit Lostboi Lino und SONNE! Dafür, dass es erst 13 Uhr war, waren doch recht viele gut gelaunte Besucher vor der Blue Stage. Er zeigte sich, aufgrund einer technischen Störung, als super Improvisationstalent und konnte das freudige Publikum durchgehend begeistern. Ein gelungener Start in den Tag. Etwas verhaltener war hingegen das Konzert von Turbostaat. Die Stimmung steigerte sich von Song zu Song, war jedoch nicht mit vielen anderen Konzerten zu vergleichen – ein Generationsthema?!

Kaffkiez und deren Publikum boten für dieses Highfield wieder ein gewohntes Bild – Circle-Pits, Tanzen, Singen, Springen – einfach nur schön anzuschauen oder einfach mal mitmachen.

Nina Chuba, © Mike Menzel

Die anschließend spielende Nina Chuba startete mit “Mangos mit Chilli” und war gefühlt sehr balladenreich unterwegs. “ Ich hasse dich”, worauf ich mich persönlich besonders gefreut habe, wurde entsprechend meiner Vorstellung würdig vom Publikum gefeiert – es war einfach nur mitreißend und niemand entkam der Dynamik.

Schnell mal rüber zu Swiss & die Anderen, welche in der Zwischenzeit auf der Green Stage begannen. Einen kleinen Exkurs gab es von ihnen auch in die Ärzte-Welt, in Form von “Schrei nach Liebe” – hier zeigte sich das Publikum ebenfalls als verlässlicher Part im üblichen Festival-Spass aus Singen, Tanzen, Springen. Bei ihrer Show ist von “Herzchen-Bilder mit dem Publikum machen” bis zur “Wall of Death” alles dabei und die Freude stand den Menschen fett in den verschwitzten Gesichtern geschrieben. Swiss war einfach nur begeistert von der Menge, die zeitweise unglaublich groß aussehen musste, da keine andere Band mehr spielte und für ihn gefühlt alle vor der Green Stage standen.

Bei meinem Riesenrad-Ausflug, zu herrlichster Lichtstimmung im Sonnenuntergang, nahm ich BHZ auf der Blue Stage wahr. Eine begeisterte Menge schwang die Arme unaufhörlich von links nach rechts.

Großes Finale mit Beatsteaks und Marteria

Beatsteaks, © Mike Menzel

Pünktlich angekommen, folgte nun mein kleiner Favorit des Festivals, die Beatsteaks. Dass die Show mit “Let me in” begann, fand ich einfach nur sensationell. Innerhalb von Sekunden war eine Emotionalität zwischen Band und Publikum hergestellt und das Eis gebrochen, wenn es überhaupt eins gab. Das Publikum wieder in Ekstase und die vor guter Laune und Energie strotzende Band schenkte jedem Besuchenden ein ganz besonderes Konzerterlebnis. Eine kleine Besonderheit hatte dieser Auftritt für den Sänger Arnim, “Meine Mama (Mama winkt in diesem Augenblick vom Bühnenrand) kiekt zu, daher ist das Konzert heilig” und mit spontanen Planänderungen, angekündigt durch “Ick hab ne Idee”, schaffte er es jeden zu begeistern. Außer vielleicht ein paar AfD-Anhänger, die sich via Livestream vielleicht verirrt hatten?!

Nun sollte auch schon die letzte Act folgen, Marteria. Den Auftakt machte er mit DJ Koze und dem Song “Paradise Delay” – die Menge bebte. „Wir beenden das Festival gemeinsam“.
Es folgte “Endboss” und danach “Scotty beam mich hoch”. Die Arme waren fast unentwegt in der Höhe – welche Kraft das Publikum nach den drei Tagen noch hatte – verrückt. Okay, bei der Animation von Materia blieb auch keinem etwas anderes übrig, als sich anzuschließen. Das war ein gelungener Abschluss vom Highfield 2023 und nicht vergessen, “Alle Hände hoch!”.

Das Highfield positioniert sich deutlich

Was mich bei diesem Festival besonders begeisterte, neben den facettenreichen Sounds, war die klare Positionierung vieler Bands gegen Rassismus, Homophobie und sexuelle Gewalt. Für mich fand YAENNIVER die klarsten Worte – ohne Wischiwaschi. Aber auch Von wegen Lisbeth, Lostboi Lino, Die Ärzte, Materia, SDP, Kaffkiez Beatsteaks, und, und, und, setzten Zeichen und das Publikum zeigte durch ihre Reaktionen, dass es die Meinungen eindeutig teilte. Für mich war es zeitweise sehr berührend und ich hatte das ein oder andere Mal Gänsehaut.

Insgesamt kann ich nur sagen, danke Highfield, danke an alle Mitwirkenden, danke an alle Besucher – es war mir eine große Freude!!!

Das Highfield 2023 in Bildern

Fotos: Mike Menzel

Bilder:

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