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The Joy Formidable – Into the Blue

Ein Beitrag von Laura
vom

Im Zuge der Pandemie und damit verbundenen Lockdowns fand sich das Alt-Rock Trio The Joy Formidable, nach 10 Jahren mehr oder weniger ununterbrochenen Tourens, zum ersten Mal seit langem am gleichen Ort. Nicht in ihrer walisischen Heimat, sondern im US-Bundesstaat Utah.

Sängerin Ritzy Davis sieht in diesem Umstand die Ursache dafür, dass das neue Album „Into The Blue“ ein zusammenhängenderes, geschlosseneres Gesamtbild ergibt als seine vier Vorgänger. Hier, so Davis, wurde der Songwriting-Prozess nicht durch Live-Auftritte und andere Verpflichtungen unterbrochen, was es der Band ermöglichte, sich vollkommen in der Fertigstellung von „Into The Blue“ zu verlieren. Nach einem turbulenten Jahr 2019, in dem The Joy Formidable aufgrund des Erfolgs ihrer letzten Platte, „Aaarth“, die Foo Fighters auf Nordamerika Tour unterstützten und von The Cures Robert Smith zum Meltdown Festival in London geladen wurden, bedeutet das einen Bruch mit dem üblichen Modus Operandi der Band.

Apropos The Cure – beim ersten Hören von „Into The Blue“ drängt sich zwischen atmosphärisch-dichten Soundkulissen, Echos und eingängigen Gesangsmelodien der Gedanke an Tracks wie „Pictures Of You“ und „Inbetween Days“ auf. Dabei bleiben The Joy Formidable dennoch konstant originell, was nicht zuletzt an Davis‘ einzigartiger Stimme und einer mal wuchtigen, mal treibenden, aber immer mitreißenden Instrumentierung liegt.

Der Opener, der den gleichen Namen wie die LP trägt, bezirzt Hörer*innen mit einem New-Wavigen Intro, das schließlich Platz für eine von Davis‘ gesäuselte, hypnotisierende Melodie einräumt. Laut der Band geht es hier um den Mut, sich für ein neues Unterfangen und neue Erfahrungen, sowie die Freuden des Unerwarteten zu öffnen.

Direkt darauf folgt mit „Chimes“ der nächste Anspieltipp. Mit einer Heaviness, die an frühere Werke der Band erinnert wird hier eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht: Das Windspiel, die „Chimes“ die Davis‘ Großvater bastelte als sie noch ein Kind war, erinnerten sie zu Beginn ihrer Arbeit an „Into The Blue“ ihn, ließen sie seine Präsenz spüren und gaben ihr, allem Zynismus zum Trotz, das Gefühl, dass da jemand eine schützende Hand über sie hält.

Mit „Gotta Feed My Dog” versuchen sie sich an einem Täuschungsmanöver, denn so banal die Aussage des Titels ist, so beinahe avantgardistisch ist der Track dahinter. Rumpelnd, frei von Hooks toben sich The Joy Formidable hier aus und hinterlassen ihr Publikum fragend.

Denn warum diese Band noch vielerorts noch immer Geheimtipp-Status hat, wird vor dem Hintergrund von „Into The Blue“ nicht klarer. Sicher ist jedenfalls, dass dieses Album einen Höhepunkt in einer ohnehin bemerkenswerten Diskographie bildet.

 

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