Zwei fantastische Alben, ausverkaufte Headliner Touren, mehrfach Platin Status für „Sigh No More“ & „Babel“. Marcus Mumford und seinen Söhnen lag die Welt zu Füssen. Im Vorfeld der VÖ von „Wilder Mind“ schalte es bereits von allen Dächern. Vorbei ist es mit romantischen Folk-Rock, eine neue Coldplay-Coverband sei geboren. Die Könige wurden vom Thron gestoßen ohne jede Abstimmung des Volkes. Gefühlt hat in den letzten Jahren keine Band in einem derartig kurzen Zeitraum so sehr an Sympathie verloren wie Mumford & Sons. Das riecht nach einer kollektiven Verschwörung.
Banjo, wo ist die Liebe geblieben?
Derweilen ist Marcus im „Tompkin Square Park“, ein bedeutungsloser vier Hektar großer Park in New York City. Ein letztes Mal möchte er seine Angebetete treffen, sie halten und lieben. Es dämmert so langsam und die Ganzen oh oh ohhhh’s für sein Babe lassen erahnen, dass sich da etwas zusammenbraut. Nie verlieren will er sie und heulen sehen schon gar nicht, oohhhh ohhh Babe. In diesem Augenblick liefern sich Marcus Mumford und Wikipedia einen epischen Kampf welche Story über den Tompkin Square Park langweiliger ist.
Veränderungen stehen jedem zu. Vermutlich sind sie das Lebenselixier der Mutigen nicht ständig zu stagnieren, einfach einmal andere Wege zu gehen. Aber muss man denn gleich alles Aufgeben? Schnell schwebte die Banjo-Frage über dem neuen Album von Mumford & Sons, verrückt seien sie, dem Untergang geweiht. Nun, das Banjo fehlt aber ist das wirklich schlimm? Das große Problem der Band liegt tatsächlich eher in der fehlenden Identifikation mit dem neuen Sound, als an einem fehlenden Instrument.
Vorweg sei gesagt, Marcus Mumfords Stimme ist und bleibt etwas ganz besonders, auf „Wilder Mind“ ist sie aber leider auch einer der wenigen Lichtblicke, die überhaupt zum Hören animieren. Zu selten gelingt es der Band, dem verwöhnten Fan tatsächlich dieses „Good Feeling“ zu geben welches bei „Sigh No More“ & „Babel“ haufenweise vorhanden war. Songs wie „Believe“, „Snake Eyes“ und allen voran „The Wolf“ wühlen sich förmlich den Weg Richtung Herz frei. Dieses romantische Mumford & Sons Feeling macht sich breit, auch ohne den Folk-Rock Charme der 00er Jahre. Single-Auskopplungen können den Schein trügen.
Magnet Club zu Berlin, so ruhig wie noch nie!
Auf die volle Distanz des Albums bestätigt sich aber, was schon bei Mumford & Sons Secret Gig im Berliner Magnet Club am 13. März eine Handvoll Leute live miterleben durften. Uninspiriert und völlig hinter ihren Möglichkeiten agierte eine Band am unteren Ende ihres Talentes. Den Ansprüchen hinterherrockend, gelang es nur in wenigen Momenten wirklich mitzureißen. Ein ruhiges Publikum lauschte gespannt, schaute sich aber auch gegenseitig fragend an. Mehr als „The Wolf“ sollte nicht hängen bleiben, alte Songs gab es ohnehin nicht.
Manchmal sind es die falschen Wege die uns zeigen, worin unsere Stärken tatsächlich liegen. Wäre aus ihrem Experiment die „Wilder Mind – EP“ hervorgegangen mit „The Wolf“, „Believe“, „Snake Eyes“ &“Just Smoke“, die Kritiken wären weniger vernichtend ausgefallen und der Schritt hin zu einem guten dritten Album nicht alt zu weit. Nun müssen Mumford & Sons schleunigst versuchen ihre Coldplay-Kostüme loszuwerden, die ihnen allerorts angedichtet werden und die dicke Suppe die Wilder Mind ihnen eingebrockt hat auslöffeln. Die Bastelstunde ist damit beendet, bleibt nur zu hoffen, dass die Kids auf dem Schulhof mit den Briten noch spielen wollen, Banjo hin oder her.
Mumford and Sons ‚The Wolf‘ Official video from PAUL DUGDALE on Vimeo.
r.