Innerhalb der letzten fünf Jahre haben Nathaniel Rateliff and The Night Sweats in ihrer Heimat, den USA, einen ziemlich kometenhaften Aufstieg hingelegt: Support für Bob Dylan, die Stones, Auftritte bei Saturday Night Live, CMT Crossroads und am Tiny Desk von NPR. Hierzulande fallen sie hingegen eher noch in die Kategorie „Geheimtipp“ und ob sich das mit „The Future“ ändern wird, ist fraglich, denn das Album repräsentiert wohl einen der krassesten Gegenentwürfe zu TikTok-tauglichen Streaming-Chartstürmern, den man sich vorstellen kann.
In den stärksten Momenten der Platte bedeutet das hemdsärmlige Authentizität, die unterstützt durch Orgel und geschickt platzierte Bläser die gleichen Synapsen streichelt, die auch für Springsteens beste Werke leuchten. Der samtige Titeltrack „The Future“ beispielsweise, oder auch das southern-funkige „So Put Out“ auf dem sich die Rhythmus Section ebenso austobt, wie ein Gitarrist mit klar hörbaren New Wave Faible.
In ihren schwächeren Augenblicken droht The Future hingegen Richtung Glamour-Soul, Richtung „The Best of Tom Jones“ abzurutschen. Da wird aus schmeichelnd schnell schleimig und aus eingängig redundant. Ein Beispiel ist dafür „Baby I Got Your Number“, das zu einfach viel will und im Gegenzug zu wenig bietet.
Glücklicherweise sind diese Tiefpunkte spärlich gesäht, weshalb The Future, die übrigens von Bradley Cook produziert wurde – bekannt von seiner Arbeit mit Bon Iver und The War On Drugs, reichlich Potential hat, eine absolute Liebhaberplatte zu werden.