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Kafka Tamura – Nothing to Everybody

Ein Beitrag von Philipp
vom

Die Abende werden kürzer. Die Sonne scheint sich nach Feierabend fluchtartig Richtung Horizont zu bewegen und es wird einfach immer kälter. Und dann erwischt man sie doch noch: Die letzte klare Nacht, die eventuell sogar cabriotauglich ist. Also ab ins Auto, Musik an und so tun als wäre alles andere nicht existent, oder zumindest nicht wichtig – einfach ein wenig die Leere genießen und einer guten Band lauschen.

Kafka Tamura Nothing to Everyone
© Julia Höhnemann

Auch wenn der Titel “Nothing To Everyone” vielleicht nicht direkt auf dieses Gefühl abzielt, wurde seit “XX” von The XX wohl kein besseres Album für eben diese Momente an langen Spätsommerabenden veröffentlicht, als das Debüt vom Indie-Trio Kafka Tamura. Am 14. August erschien die erste Platte der Band beim Kasseler Indielabel Lichtdicht Records, die schon mit Milky Chance bewiesen haben, dass sie wissen, wer das Potenzial zum wohlverdienten Hype hat.

Auch der Bandname lässt auf Großes hoffen. Die drei benannten ihr Band nach der Titelfigur des Haruki Murakami Romans “Kafka am Strand”. Genau wie der junge Protagonist im Buch suchen Emma, Gabriel und Patrick noch etwas verhalten ihren Platz in der Welt. Jetzt machen Kafka Tamura mit “Nothing for Everything” nach mehreren Singles den nächsten großen, wenn auch zurückhaltend klingenden Schritt. Mit dem sie leider Gefahr laufen verwechselt zu werden.

The XX lassen grüßen

Repititive, kantige Gitarren, ein schwerer Basslauf, jede Menge Klavier von den beiden Produzenten und Musikern Gabriel und Patrick. Dazu der oft zerbrechlich wirkende Gesang von ihrer unglaublich jungen Sängerin Emma, der zwar zwischen Melancholie und Euphorie pendelt, allerdings ein wenig, wie durch eine Milchglasscheibe betrachtet, wirkt. Alle Übergänge sind weichgezeichnet, die einzelnen Songs verlieren durch ihre Homogenität an Bedeutung. Emotionen sind eher Tendenzen als Gefühlsausbrüche, die im gesamten gedämpften Albumkontext aber trotzdem eine gigantische Wirkung entfalten können – wenn man sie nur lässt.

Vielleicht haben Kafka Tamura gerade mit diesem sehr reduzierten und manchmal monotonen Sound ihren Platz gefunden und machen es sich gemütlich. In dieser Lücke der Musikwelt, die sich durch das bisherige Fehlen eines dritten The XX Albums aufgetan hat und die dringend gefüllt werden möchte.

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