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Casper – Alles war schön und nichts tat weh

Ein Beitrag von Laura
vom

Casper muss längst niemandem mehr etwas beweisen. Sein Können, so scheint es, teilt er nunmehr aus purer Freude an der Kunst, aus Liebe zur Musik in all ihren Facetten. So präsentiert sich auf „Alles war schön und nichts tat weh“ ein Interpret, der im Vertrauen auf seine Skills selbstbewusst aus dem Vollen schöpfen kann. Das diesem Album eine scharf umrissene Vision voransteht, wird im Hinblick auf die Wahl der musikalischen Anleihen, der Features und natürlich Caspers Königsdisziplin, den Lyrics, deutlich.

Tracks wie „GIB MIR GEFAHR feat. Kummer“ und „EUPHORIA feat. Teute“, grandios garniert mit ausladenden Synths, zeigen, dass auch bellende Hunde beißen. Doch am stärksten Strahlen die leiseren Momente auf „Alles war schön und nichts tat weh“, in denen der teilweise titelgebenden, von der Gesellschaft „Vergessenen“ gedacht wird. „BILLIE JO“ zieht mit seinen Post-Rock Verweisen und der markerschütternden Geschichte des erweiterten Suizids eines Army-Veterans auf wie eine Gewitterwolke.

Es folgt „Zwiebel & Mett (Die Vergessenen Pt 3)“ das von der trotzigen Resilienz einer Bevölkerungsgruppe erzählt, der die Perspektiven geklaut wurden, die Geschichten so kratzbürstig-bittersüß wie die Melodie, die sie trägt. Und auch auf „Das bisschen Regen (Die Vergessenen Pt 4) brilliert Caspers Songwriting, während seine Liebe für New Orleans aus jeder Zeile tropft. Ein Klavier, düster-verheißungsvoll wie vom besungenen Voodoo-Rock Pianisten Dr. John selbst gespielt, führt in das Stück ein. Es folgen Desaster. Und der Rapper, der inzwischen auch eine überraschend überzeugende Gesangsstimme einzusetzen weiß, fragt Voodoo-Priesterin Marie LaVeau was die örtliche Bevölkerung ihr denn nur getan habe. Früher, so erzählt man sich, habe sie nämlich sogar nach ihrem Tod noch Wünsche erfüllt.

Es ist dieses Gespür für den Einsatz von Folklore an der richtigen Stelle und die Tatsache, dass „Alles war schön und nichts tat weh“ musikalisch so breit aufgestellt ist, wie der Kopf dahinter – ohne je beliebig zu werden – die diese LP zur vielleicht Besten in Caspers Diskographie erheben. Hier sitzt jede Note, jede musikalische Referenz und die zu transportierenden Gefühle werden mit einer Treffsicherheit pointiert werden, die ihresgleichen sucht.

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