Ein „What Now“ genau dort hin, wo es hingehört. Sylvan Esso liefern mit ihrem Elektro-Pop-Zweitwerk genau die Antwort ab, die das Leben und die Szene 2017 nötig hat.
Die Frage aller Fragen. Jeder hat sie sich schon mindestens einmal in seinem Leben gestellt. Meistens kommt sie genau in dem Augenblick, wenn eigentlich alles perfekt läuft. Oder trügt da am Ende doch nur der Schein? „What Now“ fragen sich Sylvan Esso (Amelia Meath and Nick Sanborn) auf ihrem zweiten Album. Verunsicherung schwingt in dem Titel mit sich. Gut drei Jahre nach ihrem kleinen aber feinen Sensationserfolg ihres Debüts. Im Grunde lief es doch gut. Und dann eben wieder dieser Moment. Verunsicherung. Die so schwer zu überzeugenden Poper und Indies dieser Tage fraßen der Band aus der Hand. Aber 2017 ist eben nicht 2014. Elektro-Pop hat sich entwickelt. Heute bewegt man sich am Nullmeridian musikalischer Grenzen, entlang derer Bon Ivers Elektrogeschrammel als Folk wahrgenommen wird, Kendrick Lamar wohl selbst die gelesene Morgenzeitung zum besten Album des Jahres machen könnte und Future Islands die Elektro-Pop-Latte spielend auf Saturn-Niveau hebt. Zum verrückt werden. Wie passt Sylvan Esso dort hinein? Ein zweites Debüt? Kopie des eigenen Erfolgs?
Sylvan Esso geben auf „What Now“ die Antwort, die das Leben verdient hat.
Weitermachen, so einfach das auch klingen mag. Sylvan Esso umreißen die Blaupause ihrer Daseinsberechtigung auf „What Now“. Auf die minimalistischen Elektrotunes wurden erbarmungslos catchige Klänge gelegt und mit dem einfachsten Rezept der Menschheit fest verknotet – der Liebe. In jeder Faser von „What Now“ steckt auf 10 Songs komprimiert, was das Leben für uns bereithält. Veränderung, Romantik, Hingabe, Ängste. Immer hemmungslos und mit viel Witz beschrieben. „Radio“ beschreibt bspw. die Versklavung jedes einzelnen Künstlers und der Fans durch die Musikindustrie. „Just Dancing“ besingt zaghafte Annährungsversuche einer Dancefloor Liaison. Und in ihrer zweiten Single „Die Young“ geht es um paradoxe Trauer. Ein Retter, der das viel zu frühe Dahinscheiden von Amelia Meath verhindert. Das alles verpacken Sylvan Esso in groovige Dreiminüter, die den Titel des Albums gar nicht mehr so fragend klingen lassen. „What Now“ ist viel mehr herausgerotzt, ein „Junge, was los? Wir sind auch noch da.“. Eben genau die Antwort die man dem Leben geben muss, wenn die Gedanken mal wieder durchdrehen.