Die Glasgower von Travis sind mit Album Nummer acht zurück. „Everything At Once“ heißt das gute Stück und steht den Jungs ungefähr genauso wie Fran Healy sein neuer Rauschebart.
Schluss ist mit der glatten Oberfläche und der Gründlichkeit. Viel mehr strahlt er eine angenehme gepflegte Ungezwungenheit aus, die man sich über Jahrzehnte hinweg verdient hat. Beinahe schon imponierend, so ein locker flockiges auftreten. Der Skeptiker könnte jetzt meinen – „Vielleicht verbirgt sich dahinter ja viel mehr“ – recht könnte er haben. Die Füchse unter euch haben es natürlich längst bemerkt. Die Rede ist gar nicht von Travis neuem Album „Everything At Once“ sondern von Fran Healys neuem grauen Rauschebart, der bereits eine exorbitante Länge angenommen hat. Allerdings sollte er auch relativ hilfreich daher kommen, lebt Healy doch mit seiner Familie seit nunmehr acht Jahren in Berlin. In Prenzl’Berg sollte er auf jeden Fall weniger schnell erkannt werden. Aber kommen wir zurück zum Bart, der ist nämlich nicht nur „totally chilled“, sondern auch gleichzeitig das Pendel, welches den Takt der neuen Scheibe „Everything At Once“ vorgibt.
Kennt hier noch jemand Travis?
Verwunderte Augen und speerangelweitgeöffnete Münder beim Thema Travis, „Wat, die gibt’s noch?“ sind keine Seltenheit. Travis war schon immer eine Band, die an ihren großen Hits ‘Why Does It Always Rain On Me?‘, ‘Flowers In The Window‘ und ‘Sing‘ gemessen wurde. Dabei kommt mit „Everything At Once“ nun der mittlerweile achte Langspieler auf den Markt. Alleine dafür haben sie jetzt schon eigentlich einen kleinen Lebzeitaward verdient. On Top kommen natürlich noch die hunderten und tausenden schönen Stunden die uns die Schotten beschert haben und zahlreichen Liebesgeschichten die sie so schön vertont haben. Und dann starten auch schon die ersten Klänge des Opener „What Will Come“ mit diesem travisigen Sound, den die Glasgower patentiert haben müssen. Ein Fakt, der vielen Newcomer leider schon zu Karrierebeginn nicht gelingt. Die erste Single „Magnificent Time“ macht amtlich mit quirligen Sommerpopmelodien weiter. Travis sind zurück schwingen die Gedanken hin und her. Vorsorglich erinnert man sich schon einmal an die tollen Momente die man mit dem Album noch erleben wird. Doch…
Everything At Once geht etwas in die Brüche
…dann quietschen die Gitarren an den Wänden, werden dicker und dicker, Chöre setzen ein und Healys Stimme kommt kaum gegen das UKW-Potenzial von „Radio Song“ an. Das steht euch nicht Travis. War sicher nur ein Ausrutscher. Denkste! Kurzzeitig denkt man Brandon Flowers zu hören auf „Paralyzed“. Ein Song der auch gut in das Repertoire der Killers gepasst hätte, nur leider keine von den Guten. Im Video zu „Everything At Once“ dem gleichnamigen Titeltrack des Albums, geht Fran Healy dann in Jackass-Manier zu Bruch. Die restliche Band schwadriert mit Talkshowmoderator Daniel Brühl was bloß mit ihm passiert sei. Hier finden sich visuelle parallelen zum achten Album der Glasgower. Denn was ist hier mit Travis, unseren geliebten Brit-Popern passiert?
Frisch rasiert sollte es mit Travis wieder besser werden
Erst „Animals“ gibt die Lockerheit wieder, die man von Travis kennt und die auch Healys neuer Bart wiederspiegelt. Den stellt man auf Repeat und zwar gerne. Und mit „3 Miles High“ findet sich gegen Albumende wohl das stärkste Stück der ganzen Scheibe. Das sind Travis, so kennen wir sie und nicht so kränkelnd wie auf den übrigen Stücken des Albums. „Everything At Once“ scheint schon per se den Nagel auf den Kopf zu treffen. So viel Pathos und Klebrigkeit steht den Burschen gar nicht. Aber wer sich nach 26 Jahren Bandgeschichte mal einen Schnitzer leistet, dem sei verziehen. Dann hören wir halt weiter Sing, sing, sing, sign, Ohh baby sing, bis sich Healy den Bart gestutzt hat und Travis in voller Pracht auf Platte Nummer Neun erstrahlt.