Zwei Jahre nach ihrem gefeierten Debütalbum „States“, folgt nun das zweite Studioalbum der The Paper Kites. Die fünf Australier aus Melbourne haben sich dieses Mal auf eine etwas andere Schiene begeben. Zwar bleiben sie dem klassischen Indie-Folk-Sound treu, setzen bei „twelvefour“ allerdings mehr auf starke Texte und eine gehörige Portion Melancholie.
Melancholie der Nacht
Nachts ist die goldene Zeit der Kreativen. Zumindest wird dies oft behauptet. Und ja, auch ich muss gestehen, nachts, wenn die Gedanken aus ihrem Käfig gelassen werden, genau dann entstehen die besten Ideen. Diese mythologische Eigenschaft haben sich The Paper Kites für „twelvefour“ zu Nutze gemacht. Das Album wurde ausnahmslos zwischen Mittenacht und vier Uhr morgens geschrieben. Dem ein oder anderem müsste der kleine aber feine Wink zum Album Titel jetzt auch auffallen.
Ganze zwei Monate stellte sich Frontmann Sam Bentley komplett auf diesen Rhythmus ein und verfasste ein komplettes Konzeptalbum. Ein Album, das durch die Melancholie der Nacht vorangetrieben wurde. Auch wenn man nun vermuten mag, die Texte verlieren sich in einer Mischung aus nächtlichem Blues und „was-soll-ich-nur-tun“-Herzschmerz, der liegt nicht ganz richtig. Emotionaler Realismus, Geschichten aus Liebe und Sehnsucht und dessen Aufeinandertreffen. Das beschreibt die Merkmale von „twelvefour“ laut Bentley selber, dann doch eher.
Lass dich ein – oder auch nicht
Die beabsichtigte Stimmung aus den schon fast ausgeschlachteten Themen (aber seien wir mal ehrlich, Liebe und Sehnsucht, besserer Themen für musikalische Tiefsinnigkeit und Herzschmerzfeeling gibt es nicht) wird mit harmonischen Melodien unterstützt. Fest getragen von durchdringenden Drums, feinen Synthie-Momenten und ungewöhnlichen, jedoch vollkommen passenden dreckigen Gitarrensound. In bewusster Anlehnung an den Klang der 80er Jahre, entsteht eine in sich stimmige Albums-Präsenz. Trotz des in sich geschlossenen Konzeptes, den starken Texten und guten Sounds, ist „twelvefour“ eine schwere Kost. Man muss sich drauf einlassen können, oder auch nicht. Im Grunde haben The Paper Kites ein Album produziert, welches unter keinen Umständen schlecht ist, jedoch eine bestimmte Stimmungslage voraussetzt. Bist du nicht melancholisch gestimmt oder hast Lust zum Träumen, wird dir „twelvefour“ langatmig, ja schon fast langweilig erscheinen. Da helfen Songs wie „Electric Indigo“ oder „Revelator Eyes“ auch nur bedingt. Anhören passt, durchhören auch, nur bitte nicht in Dauerschleife. Da fragt man sich, ob die Trägheit auf Platte zumindest live in atmosphärische Träumerei verwandelt werden kann. Wer weiß, ich werde es testen und euch berichten.
Bis dahin, überzeugt euch selbst – digital ab 8. Januar und live hier:
24.01.16 A-Wien @ B72
27.01.16 D-München @ Orangehouse
28.01.16 D-Nürnberg @ Muz Club
29.01.16 D-Berlin @ Musik & Frieden
30.01.16 D-Hamburg @ Molotow
31.01.16 D-Köln @ Studio 672
04.02.16 D-Heidelberg @ Halle 02 Club
05.02.16 CH-Zürich @ Bogen
06.02.16 CH-Basel @ Mini27
Liebe The Paper Kites, ich mag euch sehr, doch heute gibt es für „twelvefour“ leider kein Herz von Dani -.-