Das Kanadische Indie-Gespann von Plants and Animals meldet sich 2016 mit ihrem vierten Album „Waltzed in from the Rumbling“ lautstark zurück. Warum man diesen Titel teils wörtlich nehmen sollte, könnt ihr in der folgenden Review lesen.
Ein Stückchen Arcade Fire
Wo die starken Gefühle in der Musik fließen sind oftmals die großen, gefühlvollen Melodien verankert und zeigen sich im Indierock hin und wieder in wunderbaren Arrangements aus Ambient-Gitarren, dezenten Streichern und puritstischem Gesang, der von der Straße direkt ins Tonstudio getragen wurde. Plants and Animals beherbergen diese Philsophie in geradezu akribischer Manier und machen dabei genreverwandeten Bands wie Arcade Fire alle Ehre. Der Opener „We were on“ täuscht kurz mit einem wilden Klavierauftakt an, stößt dann genügsam mit simplem Schlagzeugbeat in eine locker, lässige Marschrichtung vor und wird darauf immerfort von dominanten Streichern und Ambient-Passagen aufgebrochen.
„So Many Nights“ bedient sich anfangs kurzer Anleihen aus dem Blues-Bereich und steigert sich gegen Ende lautstark in einem Klangbild aus Klavier, choralem Gesang und überlagernden Gitarrenwänden. Zwar gelingen Plants and Animals die plötzlichen Rhythmus und Stilwechsel in den meisten Fällen üeraus solide, wirken teilweise aber auch unnötig und mit der Brechstange dahergeholt. Dafür zeichnet sich oft das Schlagzeug veranwortlich, dem man manchmal Aufmerksamkeitsdefizite unterstellen möchte, wenn es sich in ruhigen Momenten derart aufdringlich in den Vordergrund schiebt, dass die anderen, ohnehin schon sehr verhaltenen Instrumente, größte Mühe und Not beweisen dagegen anzukämpfen. Wenn im balladesken „Je voulais te dire“ die, nach circa 3 Minuten mühselig aufgebaute Atmosphäre, zugunsten von stumpfen, matschigen Snare-Stampfern eingetauscht wird, steht das sporadisch für den namensgebenden Titel des Gesamtwerkes. „Waltzed in from the Rumbling“ eben.
Wenn man zu viel will
Zum Abschweifen bleibt hier also nur wenig Zeit, aber Plants and Animals fabrizieren ja auch kein Postrock. Ihre Stärken bessinnen sie stets auf die Vielseitigkeit, Verbundenheit und Kombinationslust, unterschiedlichster Instrumente, wie beispielsweise im großartigen „Stay“. Nur trotz aller Variabilität und den Bemühungen, mal im Vorprogramm von Arcade-Fire aufzutauchen, taumeln die Kanadier auf ihrer vierter Platte unverhältnismäßig irgendwo zwischen Inkonsequenz und Belanglosigkeit herum, weshalb Lehrstunden, auch in Sachen Studioproduktion, wohl eher angesagt wären als die nächste Welttournee. „Waltzed in from the Rumbling“ nimmt den Indie-Rock an die Hand und treibt mit ihm in einem Boot hinaus aufs Meer. Nur ab und zu walzen hohe Wellen gegen die Seite des Schiffs. Da darf man auch mal seekrank werden.