Max Richard Leßmann von Vierkanttretlager veröffentlicht sein erstes Soloalbum. „Liebe in Zeiten der Follower“ besingt die Liebe und das Leben mit Melodien, die in Pop, Swing, Jazz, Chanson ihr Zuhause haben könnten. Produziert und kooperiert wird mit Freund und Kollege Sebastian Madsen, in dessen Studio bündelt sich wegen fehlender Ablenkungsmöglichkeiten auf dem Lande die Konzentration auf Gesang und Musik. Im Juli erscheint das Album.
Neulich war ich mit den allerliebsten Leuten bei den Eis-Piraten, um neue Eissorten zu testen. Beim Warten in der Schlange hörten wir ein Lied, das sofort ins Ohr ging und von da sogleich ins Herz. Irgendwas mit Mond, sang der Mann. Ich mochte es. Als ich das Mädchen hinterm Tresen fragte, was denn da läuft, stutzte sie und meinte, da müsse sie nach hinten gehen und nachschauen. Ich bat sie, ob sie so nett sein könnte. Sie war so nett und zwischen Eiskugeln von Birne-Roter Pfeffer, Strawberry Cheesecake und Waldmeister sagte sie: „Das ist Max Richard Leßmann“. Das Eis war lecker und so blieb mir Max in guter Erinnerung.
Auf „Liebe in Zeiten der Follower“ präsentiert Max Richard Leßmann Musik zum knutschen.
Die erste Live-Begegnung mit Max Richard Leßmann hatte ich auf einem Konzert in Potsdam, das er als Support für die Sportfreunde Stiller eröffnete. Danach stand er wie ein Zeitungsjunge am Ausgang, machte eine freundliche Verbeugung und verteilte eine pinkfarbene Zeitung: die „Romantische Allgemeine“. Der spinnt ja, dachte ich. Ich konnte es nicht glauben, ein Printmedium in diesen, unseren Zeiten. Wer um alles in der Welt sollte das lesen? Und fand es gleichzeitig sehr cool. Der Aufwand und die Mühe. Einfach mal gegen Strom und Zeitgeist zu veröffentlichen ist eine charmante und konsequente Fortsetzung des Albumtitels.
„Liebe in Zeiten der Follower“ lehnt sich (womöglich) an den Romantitel des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez „Liebe in Zeiten der Cholera“ an. Es geht darin um Romantik gegen die Widerstände der Zeit und ist damit gar nicht so weit weg von der heutigen Realität. Einer Welt der virtuell-digitalen Belanglosigkeiten, die uns umgeben, ausbremsen, nerven und vom eigentlichen Leben abhalten. Max singt von der realen, schmerzlichen, wärmenden, beglückenden Liebe und so klingt das dann auch.
Eröffnet wird das Album mit „Spuren auf dem Mond“, dem oben genannten Lied aus der Eisdiele. Streicher setzen an und verkünden, dass es pathetisch werden könnte. Das wird es auch, doch auf eine zärtliche, einfühlsame Weise, mit eingestreuten sanften Bläsern und am Ende einem kleinen Glockenspiel, das klingt wie die letzen Tropfen nach einem Frühlingsregen, die auf die wiederkehrende Sonne treffen.
Das Video dazu ist an einem der wenigen Tage gedreht worden, an denen es aufgrund einer seltenen Mondfinsternis auch nachts taghell ist und die Erde in ein seltsam mystisches Licht taucht. Der Strand suggeriert eine Mondlandschaft, wie man sie sich wünschen würde. Romantik pur, es müsste nur mehr geküsst werden.
Lieber Max Richard Leßmann, bitte mehr davon.
Das darauffolgende „Ich wünschte“ beginnt mit einem beschwingten Pfeifen des Protagonisten, und ist die Vertonung der letzten Zeilen, die Max mal an das Ende eines Briefes an ein Mädchen geschrieben hat. Wer Liebesbriefe schreibt, gibt auch Zeitungen heraus. So ist das halt.
Thematisch nahtlos setzt sich „Keine Langeweile“ an – beide Lieder beschreiben, dass man nur wenige Menschen braucht, um glücklich zu sein, nämlich genau genommen: einen.
Die Hymne des Sommers und der Höhepunkt des Albums für mich aber ist das „Lavendelfeld“. Man möchte beim Hören aufspringen und durch seine kleine lichtdurchflutete Altbauwohnung tanzen, so groß ist das. Wenn dazu nicht Tausende vor der Konzertbühne die Hände in die Luft reißen und euphorisch „Ich verbrenn mein Geld im Lavendelfeld“ mitsingen, dann muss was falsch laufen in der Welt. Was für ein großartiges Lied, was für wunderschöne Arrangements!
Ein Liebeslied reiht sich an das andere, mal euphorisch, mal betrübt, neben dem Rausch der Liebe wird auch der, den man in der Kneipe bekommt, besungen, sodass das Album nicht nur vor Romantik tropft. Bei „Einem im Tee“ wird gefeiert, dass der Kneipenhocker wackelt und es klingt, nicht nur im Videoclip dazu, nach mächtig viel Spaß. Am Ende schließt das erste Soloalbum von Max Richard Leßmann mit „Am Hafen“, einem melancholischen Absacker, das sich wie die Umarmung eines Freundes, nach einem guten Abend, anfühlt.
„Liebe in Zeiten der Follower“ ist ein Album, das Generationen von Liebenden verbinden kann und ein wohliges Gefühl hinterlässt. Bitte mehr davon.