Mehr als ein Jahrzehnt meist mehr als weniger erfolgreicher Brit-Rock liegt hintern den Kaiser Chiefs. Mit Stay Together befinden sie sich an einem Dreh- und Angelpunkt ihrer Karriere, der sowohl abstrus kitschig als auch vollkommen konfus wirkt.Niemand, wirklich niemand kann ernsthaft behaupten, die erste Singleauskopplung „Parachutes“ aus dem neuen Kaiser Chiefs Album „Stay Together“ würde ihm gefallen. Zumindest niemand, der seit ihrem stürmischen und mitreißenden Debüt „Employment“ die bisherigen Höhen und Tiefen der mittlerweile zwölf Jahren Bandgeschichte mitgemacht hat. Schließlich dachten wir doch alle, dass die Chiefs mit „The Future Is Medieval“ ihren Ausrutscher bereits hatten. Impulsiv und frisch starteten sie mit „Education Education Education & War“ wieder durch. Nun, wieder zwei Jahre später, befindet sich die Band aus Leeds an einem Scheideweg ihrer Karriere. Plötzlich und unerwartet noch dazu. Freier Fall und der Fallschirm scheint einfach nicht aufgehen zu wollen.
Die Kaiser Chiefs befinden sich auf dem direkten Weg Coldplay zu werden.
Erst einmal in der Hölle angekommen, wird auch schnell klar, aus welcher Richtung dieses leicht warme Lüftchen weht. Mit Produzent Brian Higgins legte man sich einen wohl bekannten Kapitän der Radio-Pop Gewässer zu. Neben Kylie Minogue arbeitete er auch schon mit den Sugababes oder Pet Shop Boys zusammen. Wayne Hector hingegen, der Teile des Songwriting beisteuerte, wurschtelte schon die eine oder andere radioeske kunterbunte Pop-Hymne für One Direction oder Nicki Minaj zusammen. Beispiele? „Sunday Morning“ ist genau das Format an fingerschnipps Song, dass die Big 50 für ihren nächsten TV Commercial gesucht haben.
Dabei darf man den Kaiser Chiefs aber nicht zu übellaunig gegenüber treten. Es ist nicht so, als ob das unter dem Bandlabel laufende „Solo-Projekt“ von Sänger Ricky Wilson (den Eindruck wird man einfach nicht los) nicht auch Streckenweise funktionieren würde. Betrachtet man „Stay Together“ bspw. aus dem Blickwinkel einer ganzen Industrie, haben die Kaiser Chiefs ein Album entwickelt, das kaum näher an der aktuellen Platte von Coldplay liegen kann. Was ja auch schon etwas ist, wenn man das will. Und dass die Scheibe mit dem gleichnamigen Titelsong sogar relativ erfrischend catchy einsteigt kann, kann man kaum leugnen. Kurzfristig macht sich tatsächlich so etwas wie Hoffnung breit, dass „Parachutes“ nur ein Unfall war und sich der Fallschirm am Ende doch noch öffnet. Aber wie gesagt, kurzfristig.
Wenn der Kopf einfach nur noch schmerzt
Am Ende überzeugt lediglich „Good Clean Fun“ mit seiner leicht hibbeligen Melodie und sorgt für eine kurzfristige Steigerung der Aufmerksamkeit. Völlig geschmacklos und fad kommen Songs wie „Indoor Firework“ und „High Society“ daher. Leider, leider fühlt man sich auf „Stay Together“ doch viel zu häufig, als sei man bei der Cocktail Happy Hour um die Ecke beim Durchschnitts-Inder. Da braucht man ja auch einige Durchläufe, um am Ende richtig besoffen zu sein. Und das scheint dann wohl auch der beste Zustand zu sein, um sich das neue Kaiser Chiefs Album im Ganzen zu geben.