Multiinstrumentalist und Wunderknabe Konstantin Gropper wagt sich mit seiner Band Get Well Soon in unbekanntes Terrain. Auf ihrem vierten Album geht es um nichts banaleres als um die Komplexität der Liebe. Wie sich Gropper auf „Love“ damit auseinander gesetzt hat? Wir haben das Album reviewed.
Konstantin Gropper ist so etwas wie ein Arbeitstier. Seit der Gründung von Get Well Soon veröffentlichte er drei Alben und ein Dutzend EPs, komponierte für Filme wie „Same Same But Different“ oder „Oh Boy“ und kollaborierte für mehr als zweihandvoll anderer Projekte mit unter anderem Maike Rosa Vogel, Hundreds oder Wallis Bird. Sein letzter Geniestreich liegt gerade einmal ein paar Wochen zurück. Gemeinsam mit Kat Frankie komponierten Get Well Soon den Soundtrack für den neuen Sonntagabendtalk des ZDF’s – „Schulz & Böhmermann“. Das alles gelingt ihm mit einer solch außerordentlichen Eleganz und Leichtigkeit, dass sich viele schon länger die Frage stellen, wann Gropper endlich einen Fehler macht. Mit „Love“ besteht zumindest wieder die theoretische Chance für einen Reinfall. Wie gesagt, theoretisch.
Der wunde Punkt von Get Well Soon
Letzten Endes dürfte Konstantin Gropper wohl als das größte Genie der deutschsprachigen Musikszene bezeichnet werden. Manche sprechen auch von dem Wunderknaben schlechthin. Wie kann man es sich sonst erklären, dass es Get Well Soon auf den vorherigen Platten stets gelang, gute Chartplatzierungen zu erreichen. Und das trotz des sehr anspruchsvollen Kosmos, indem sich die Musik der Soon’s bewegt. Immerhin wurde auf dem Vorgänger noch recht fanatisch über den Weltuntergang gesungen. Wer also selbst mit den eher unliebsamen Themen Herzen erreicht, dem gelingt es vielleicht sogar uns zum Thema Liebe ganz neue, unentdeckte Türen zu öffnen. „Liebe ist wahrscheinlich das Schwierigste überhaupt, wenn man es ernst damit meint“, so Konstantin Gropper. Offenbaren uns Get Well Soon also ihren heimlichen wunden Punkt?
Get Well Soon – Love // Als ob die Tage ineinanderfließen
Genauso groß und mächtig das Wort „Liebe“ sein kann, ebenso abgenutzt ist es, wenn es um die Popmusik geht. Dennoch gelingt es Gropper, der Komplexität des Themas, eine für Get Well Soon beinahe untypische Leichtigkeit zu verpassen. Schon mit dem Opener „It’s A Tender Maze“ spürt man das kribbeln, welches einer frisch aufkeimenden Liaison gleichkommt. Jeder Tag wirkt wie die Ewigkeit, fließt zusammen und wenn dann am Ende das Klavier erklingt, spürt man wie sich die Arme um einen herumlegen. Ein herrlich pulsierender Beat setzt ein. Konstantin Gropper sprüht förmlich über voller Liebe – „Born with too much love“ lautet es in „Eulogy“ – sichtlich selbstbewusst nimmt der Refrain mit. Trägt Dich entlang der schönsten Landschaften und erzählt von Liebe und Romantik. Dann öffnet sich mit „It’s An Airlift“ das Himmelsdach. Sterne funkeln. Seichte Gitarren und ein klimperndes Rascheln legen Dich sanft ins Grass, beugen sich über und säusel von der Ewigkeit. Noch ehe der Kuss Deine Lippen erwärmt, erklingen im Hintergrund die Drumsticks!
Spüre die Liebe in all seinen Facetten
Ein Chor setzt ein, „It’s Love, Love“ singen sie etwas verschüchtert aber ihres Anliegens bewusst. Gropper säuselt hinterher „and I can’t make sense of it/and can’t believe in it“ – sträubt sich da etwa jemand gegen die Liebe? Keineswegs. Gropper kämpft mit der Perversität der Liebe. Feuer und Eis. Vertrauen und Eifersucht. Das Schönste der Welt kann auch gleichzeitig das Schmerzhafteste sein. Die ganze Leidenschaft kann ihren Tribut fordern, sich abnutzen. Mit aller Gewalt stemmen sich die schroffen Gitarrenriffs aus „Marienbad“ dagegen – „All We Have Is Love“. Am Ende ist es mit dem Thema Liebe so eine Sache. Hast Du sie endlich gefunden, krallst Du Dich daran fest, willst sie nie wieder gehen lassen. Aber drückt man zu fest zu, wird sie in die Brüche gehen. Ähnlich verhält es sich mit Get Well Soons viertem Album „Love“. Sehr offenherzig und für Groppers Gewohnheiten poppig, wurde das Thema Liebe von allen Seiten beleuchtet. Und wenn die Platte am Ende eines auf den Punkt bringt, dann das Liebe in all seinen Facetten spürenswert ist.