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Bilderbuch – Magic Life

Ein Beitrag von Philipp
vom

Der Sextrain ist wieder unterwegs. Bilderbuch bringen mit „Magic Life“ Album Nr. 4 heraus und möchten so sexy sein wie nie zuvor. Wie gesagt, möchten.

Bilderbuch-magic-life- Elizaveta Porodina
Bilderbuch / © Elizaveta Porodina

Wer von uns war in der Schule früher fett oder hässlich, oder vielleicht sogar beides? Und wer ist dann einige Jahre später auf einmal die übelste Granate geworden, auf die jeder Bock hatte? Oder vielleicht doch eher das Genie? Der Nerd, den niemand so richtig ernst nehmen wollte. Schon immer wusstest du, irgendwann zeige ich es allen. Nun, Bilderbuch sind beides, bzw. waren es. Zwei Alben lang waren sie die Nerds. Dann plötzlich die musikalische Geschlechtsumwandlung. Mit Maurice Ernst wurde die Österreichische Sexbombe 2015 geboren. Jeder wollte es mit Schick Schock treiben. Aber was wäre nun, wenn man rein hypothetisch musikalischen Supernerd mit purem Sex kreuzen würde? Es könnte ein Album entstehen, dass uns allen die Sinne raubt. Es könnten Klänge entstehen, die uns willenlos machen und zu Sklaven von Bilderbuch werden lässt oder….

Alles gar nicht soooo magisch.

…es entwickelt sich der absoluter Supergau. Die Kernschmelze tritt ein. Ein Prototyp wird erschaffen. Einer von der Sorte, der glaubt er sei unwiderstehlich und hyperintelligent. Dabei ist er völlig unkontrolliert und frei von Schamgefühl. Zerstört, weil er Stress so liebt, innerhalb von wenigen Minuten sogar sämtliche Probs die Mama Schick Schock aufgebaut hat mit seinen unkontrollierten Fanfaren-Sounds und dem ganzen Verdrücken auf den Keys. Oder ist da einfach nur einer mit dem Kopf auf den Synths eingepennt? Kein Wunder, weil so richtig geil macht Bilderbuch hier eben nicht mehr und zwar weder Blondschopf Maurice Ernst, noch Michael Krammer, der sich an seiner E-Gitarre wirklich auslässt wie ein Berserker. Ist das jetzt Sweet Love oder schon Vergewaltigung einer E-Gitarre?

Dabei hätte das mit dem Willenlos werden, doch so gut klappen können. Schließlich heizt Bungalow ordentlich die Beckenbodenmuskulatur an. Gott wäre man hier gerne Candy. Ehrlich. Und wenn man dann eh schon in der Bude ist, könnte man sich halt auch nackig machen. Aber nicht mit den neuen Bilderbuch und ihrem Magic Life. Da geht das nicht. Da kann man sich weder zu „Sprit n’ Soda“ endlich locker machen – noch will man das, wenn man hört, wo sich die Burschen herumgetrieben haben. „Du weißt, ich war weg, ja. Du weißt der Success, ja. Sei nicht sauer, meine kleine Grapefruit. Ich schmecke immer noch nach Fruit Juice.“ – geöffnet, abgestanden und schon etwas über dem Verfallsdatum. Wer hier auf einen Schluck verzichten kann wird dann aber noch einmal kurz belohnt.

Nimms halt selbst in die Hand

„Superfunkypartytime“ bringt dich und deine Feier dann endlich doch kurz zum Anschwitzen und wem warm wird, der zieht sich bekanntlich gerne aus. Leider führt Überhitzen bei Prototypen aber gerne auch zum Systemausfall. Monika ist längst weg. Nichts mehr mit Baba sein. Die Sounds werden vollkommen zerrissen. Zurück bleibt nur noch ein großes Loch und großer Schmerz. Der Gang-Bang des Jahres war weder hart noch soft. Im Fernseher flimmern die letzten Bilder von früher. Und auf der Couch liegt eine Tube Gleitcreme und Taschentücher. Das kennt man ja noch von früher, als unbeliebter Nerd.

Bilderbuch – Bungalow

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