Ein Festival, bei dem die Musik nebensächlich wird, ist kein Festival. Ebenso wie ein Publikum, das sich lieber mit viel sinnlosem Gemecker und noch sinnloserem Selfies machen rumschlägt. Das Lollapalooza Festival 2017 hatte von allem etwas und von einigen Dingen zu viel. Zum Glück war Dave da und hat allen am Ende grohlig den Kopf gewaschen. Ein bisschen zumindest.
Hört Ihr das? Was ich meine? Die Stille nach dem Lollapalooza 2017 ebbt langsam ab. Ich meine jetzt nicht die Bands, sondern das Publikum. Ja, vielleicht sogar Dich, lieber Leser! Das diesjährige Maß an Meckerei auf dem Lolla war wirklich nicht mehr zu ertragen. Wie schade es einfach ist, dass auf einem Festival die Antihaltung lauter war als Dave Grohl. Aber warum zum Teufel noch mal? Wieso war das nötig? Das reine Problem des Veranstalters war es auf jeden Fall nicht.
Wenn das Mimimi lauter ist als die Bands auf der Bühne, dann ist das Lollapalooza Festival
Die Abreiseorganisation am Samstag war kacke. Keine Frage. Sicherlich hätte man mehr Züge bereitstellen sollen, wenn nicht müssen. Dieser Fehler vom Veranstalter ist indiskutabel und untragbar. Dass hier sogar Menschen zu Schaden gekommen sind, ist ein No-Go. Unabhängig dieser Situation, hat das Lollapalooza Festival zumindest versucht an diversen Fronten die Launen der Besucher abzufangen. Wirklich angenehm wurde es den diversen Einweisern und Securities allerdings nicht gemacht. (Danke an dieser Stelle an alle von Euch die Ruhe bewahrt haben. Besonders an die etwas übermotivierte Security-Dame mit dem schwarzen Zopf. Ich mag Dich!) Irgendwie zog sich diese Laune schnell über das ganze Wochenende. Neben einigen wirklich kritischen Themen, entbrannten schnell viele Nebenbrände, die teilweise irgendwie eher der Grundlaune einiger Besucher zu entspringen schien.
So wurde sich (mal wieder) köstlich über die Toilettensituation beschwert. Hundert Dixis, die über dem Gelände verteilt waren, waren allerdings nie mit Wartezeiten verknüpft. Apropos Wartezeiten. Die waren an Fressbuden und Getränkeständen untragbar und mit teilweise 10 Minuten warten verknüpft. Nachvollziehen kann man die Erwartungshaltung an Fressbuden und Getränkeständen bei einem 85000-Besucher-Festival nicht. Unweigerlich stellt sich die Frage, wie eigentlich die grundsätzliche Festivalmentalität der Besucher ist? Sicherlich, die ganzen Fashionistas, die sich mit silbernem Lametta im Fashionpalooza zu Tausenden abgelichtet haben, sind ein hausgemachtes Problem. Zur eigentlichen Festivalstimmung tragen sie wenig bei. Aber was ist mit den Meckerheinis und Außenstehenden-Nicht-Besuchern? Wieso fällt es euch so schwer, einfach das Beste aus der Situation zu machen? Wolltet Ihr gar nicht Teil eines tollen Wochenendes werden? Oder ist in Eurer Komfortzone gar kein Platz für „Festivalalltag“? Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal, auch wenn dies nicht im Hoppegarten sein wird.
Denn hier haben wir das Hauptproblem, nämlich die ständig wechselnde Location. Ein Veranstalter sollte die Chance haben sich auf einen Ort einzuschießen. Das Lollapalooza Festival hat diese Chance seit drei (ausverkauften) Ausgaben nicht. Nächstes Jahr geht es bekanntlich in den Olympia-Park am Olympiastadion. Und während der Streit um den Austragungsort schon im Vorfeld viele Besucher aufschaukeln wird, sind die Probleme während des Festivals wohl nur der berühmte Tropfen, der das Fass… Weil Überraschung, jedes Festival hat seine Probleme, aber andere machen daraus eben das #HurricaneSwimTeam oder werden zur Wacken Familie. Da stellt sich mir am Ende des Tages doch die Frage, ob es da nicht bei vielen an der richtigen Festivalmentalität scheitert. Wieso waren wir noch gleich da?
Habt ihr die Bands auf dem Lollapalooza eigentlich gesehen?
Ach richtig. Das Lollapalooza 2017 hatte, während Ihr Euch aufgeregt habt, übrigens auch einige musikalische Feinheiten anzubieten. Neben den überraschend spielfreudig und gut gelaunten Mumford & Sons, prangerte als zweiter Headliner des Festivals Dave Grohl und seine Foo Fighters. Unser Herbergspapa hat natürlich rocker-like 2 ½ Stunden durchgebrettert und zumindest dem ein oder anderen die negativen Gedanken aus dem Kurzzeitgedächtnis gevögelt. Nebenbei gab es noch einen tendenziell wohl angetrunkenen Justin Young, der mit seinen The Vaccines einer der Überraschungsacts war. Und natürlich The XX, denen ihr danciges Drittwerk besonders live enorm gut zu Gesicht steht.
Obendrein eröffneten Roosevelt fantastisch das Festival, Django Django schüttelte die Sonntagsmüdigkeit aus unseren Knochen und irgendwann sprang Boys Noize noch ersatzhalber ein und brannte ein wenig die Perry’s Stage ab. Und AnnenMayKantereit waren auch da – glaube ich. Viel wichtiger ist die Ernüchterung am Ende dieses Beitrags, dass sich eine Festivalreview mehr um das Gejaule und Mimimi dreht und nicht um die Musik. Dabei gehört das Lollapalooza doch mittlerweile zur Hauptstadt. Berlin wollte sein Festival und da ist es. Jedoch wird am Ende doch wieder nur gemeckert. Aber wie gesagt, das ist dann vielleicht die falsche Festivalmentalität oder einfach nur Deutsch. Ich, zumindest, freu mich auf 2018 mit dem Lollapalooza in Berlin.