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Die Geschichte der Indie-Musik – Kurz hatte man gedacht, Indie würde Mainstream werden

Ein Beitrag von Philipp
vom

Wie entstand eigentlich die Indie-Musikszene? Die Geschichte der nicht-kommerziellen Musikkunst verzeichnete in den 80ern und 90ern einen immensen Aufstieg und brachte in ihrer Laufbahn Größen wie The Smiths, Sonic Youth und R.E.M. hervor. Das Indie-Label Rough Trade, das erst letztes Jahr die junge Indie-Rockband The Night Café aus Liverpool unter Vertrag nahm, sollte als eines der ersten Indie-Labels Geschichte schreiben, in dessen Fußstapfen eine ganze Reihe an Nachahmern zu treten versuchten. So rosig der Aufstieg war, im bitteren Kampf gegen Popgiganten wie die Spice Girls und Backstreet Boys sowie heute Ed Sheeran ging es für die Indie-Szene wieder zurück zur Nische, wo sie mit Festivals wie Glastonbury und Coachella jedoch bis heute weiterlebt und auch ohne Mainstream-Dasein weltweite Beliebtheit feiert.

Der Aufstieg der Indie Musik

Wir schrieben das Jahr 1977. Es sollte das Geburtsjahr der Indie-Musik werden. Die Buzzcocks, das Poppunk-Quartett aus Manchester, brachten ihre Spiral Scratch EP auf den Markt, deren Produktion sie gerade einmal 500 Pfund gekostet haben soll. Die Platte gilt als die allererste, die unabhängig finanziert und herausgebracht wurde, ohne jegliche Verbindungen zu den großen Labels zu haben. Mit 1.000 Einheiten, die über die Ladentheke gingen, war die Platte kurzerhand vollkommen ausverkauft. Später gingen weitere 15.000 Exemplare an den Mann und die Frau und damit war es geschehen: Indie-Labels sprossen aus dem Boden, bis Ende 1978 gab es allein in England hunderte DIY-Labels mit wegweisenden Studios wie Rough Trade, Factory und Mute.

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Die Blütezeit

In den 80er Jahren ging es mit der Indie Kultur steil aufwärts. 1982 nahm Rough Trade in England The Smiths unter Vertrag und in den USA brachten R.E.M. mit IRS Records ihre erste EP Chronic Town heraus. Mit dem folgenden Debütstudioalbum Murmur schlug das Vierergespann aus Georgia sogar Thriller von Michael Jackson im Rennen um den Titel „Album of the Year“ durch das Rolling Stone’s Magazin. Der Trend hielt an, Ende der 80er tourten britische Indie-Bands wie Echo in den Staaten und füllten immer größere Konzerthallen. Amerikanische Bands wie Sonic Youth und Pixies prägten die Szene in den USA. The Cure ging auf eine internationale Tour und Depeche Modes Music for the Masses füllte riesige Stadien. In den 90ern ging es zunächst weiter bergauf. Grunge feierte einen Aufstieg mit Legenden wie Nirvana und The Smashing Pumpkins und ließ den neuen Titel „Alternative Rock“ entstehen, während in England Größen wie Oasis, Blur und The Verve, alle mit Indie-Background, Wellen schlugen. Nachdem auch große Unternehmen wie Warner Bros. und Sony ihr Interesse an der Indie-Szene gezeigt hatten, glaubte man, Indie und Kommerz würde endlich zusammenspielen können. Ab 1997 schien der Indie-Aufstieg jedoch abzuflachen.

Der Rücktritt in die Subkultur

Indie wurde geliebt und gefeiert und weltweit bekannt. Doch wie das im Musik-Business häufig der Fall ist, sind Veränderungen die einzige Konstante. Die Spice Girls, Puff Daddy und Rockbands wie Hootie and the Blowfish stellten Indie zurück in den Schatten. Schließlich unterzeichnete Britney Spears bei Jive Records, die Backstreet Boys brachten zwei LPs heraus und NSYNC gingen an den Start – sie sollten die Musikwelt für ewig auf den Kopf stellen. Die Zeit des Indies im Rampenlicht war vorbei, zurück ging es in die Subkultur-Nische. Spulen wir etwas nach vorne und blicken auf die Charts des letzten Jahrzehnts, ist erkennbar, was die Massen sich heute anhören. Mainstream-Pop dominiert, der Musiker Ed Sheeran, der bereits mit Taylor Swift, Pharrell Williams und Justin Bieber Titel aufgenommen hat, schaffte es zwischen 2010 und 2019 in sämtlichen Nationen weltweit unter die Top 20 der erfolgreichsten Songs. Einer umfangreichen Analyse zu den Nummer-eins-Hits der 2010er zufolge scheint der Brite mit seiner Musik ins Schwarze zu treffen. Die Kombination aus Tempo, Dynamik und Tanzbarkeit seiner Lieder ist allem Anschein nach genau die richtige Formel, die aktuell für Musikerfolg sorgt. Doch Indie stirbt nicht aus. Festivals wie Glastonbury und Coachella feiern weiterhin mit Massen an Menschen die einzigartige Musikkunst und Freunde der Musik werden selbst den unbekanntesten Indie-Bands weiterhin treu bleiben, ganz egal, was im Radio läuft.

Die Geschichte der Indie-Musik ist eine spannende, die die Musik-Ära der 80er und 90er ordentlich aufmischte. Während der Mainstream heute durch Stars wie Ed Sheeran dominiert wird und Indie wieder eine Subkultur ist, wissen wir jedoch alle, dass Indie immer weiterleben und in den Herzen niemals untergehen wird.

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