Wie der Name schon sagt und man im Hochsommer auch erwarten darf: Ein nahezu wolkenloser Tag mit Temperaturen jenseits der 30 Grad im Schatten. Die Sonne brüllt, und so tun es ihr die Sänger der Alex Mofa Gang und Adam Angst gleich. Schön im Schatten der Bühne, mit einem gekühlten Getränk auf den Verstärkern, bringen diese vergleichsweise unbekannten Bands es fertig, eine sonnenverbrannte Crowd zu Todeswällen oder Circlepits zu animieren.
Als ZSK ihr Set beginnen, macht ein Gerücht über einen türkisgrünen Pickup vor dem Einlass die Runde. Es heißt, dass der Kasper käme. Zahllose Freunde des gepflegten Puppentheaters strömen zu besagtem Orte um festzustellen, dass leider nicht Räuber, Polizist und Krokodil auf sie warten, sondern ein Meet & Greet mit Marteria & Casper anlässlich ihrer gemeinsamen Albumveröffentlichung.
Eine Zeitreise mit Fanta 4
Ob die Fantastischen Vier 1999 ahnten, dass sie in 20 Jahren vor dem Nachwuchs ihres Publikums auftreten würden? Eine bizarre Vorstellung für die 4 Jungs, die in ihren Anfangstagen häufig belächelt wurden und sich heute zu den Ahnen des deutschsprachigen Hip-Hops zählen lassen dürfen. Klar ist auch an ihnen die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Und auch wenn And.Ypsilon & Thomas D inzwischen graumelierte Bärte tragen und Smudos Bäuchlein sein Leibchen spannt, haben diese Typen noch immer einen Elan und eine Leichtigkeit, bei der einem der Atem wegbleibt.
Eine gute halbe Stunde hüpfen sie wie die Flummis herum und brüllen dabei auch noch elendig lange Texte, ehe sie, auf ein paar Barhockern sitzend, bei ruhigeren Songs Luft holen. Wäre mal interessant, was ein Orthopäde zu 29 Jahre lang arg benutzten Knie- & Fußgelenken sagt. Die Show ist eine schöne Zeitreise für die älteren Semester. Die jüngeren können im Anschluss vergleichen, ob die Grandpas es noch draufhaben oder das Küken aus Rostock sie alt aussehen lässt.
Marteria – Hip Hop und Größenwahn
Marterias zweiter Vorname? Größenwahn!? Junge Junge, die Show hat mit all ihren kolossalen wie animierten Bühnenbildern, dem Dauerstrobo und der Wucht, die seine Musik ausmacht, ganz gewiss ihren Reiz. Ein rappender Sidekick und drei Backgroundsängerinnen sorgen dafür, dass der Meister nicht ganz so mutterseelenallein auf der Riesenbühne rumrennen muss. Lobhuldigungen ans Publikum folgen jedem zweiten Song. „Marteria forevaaaaaaa! Highfield forevaaaaaaa!!!“
Jaaa Hip-Hop ist groß, riesengroß, da kann das Ego schon schnell mal ´ne Tonne wiegen. Ein Wunder, dass die Bretter, die die Welt bedeuten nicht einbrechen, als Casper in der Mitte des Sets ins Rampenlicht tritt. Wer all das nochmal bewundern möchte: In Kürze veröffentlichen Casper & Marteria eine neue Single, das Video dazu wurde an diesem Sonntagabend aufgezeichnet. Selbstverständlich dreht das Publikum nach des Künstlers Meinung total durch, veranstaltet den ultimativen Abriss und möchte das auch permanent auf die Stulle geschmiert bekommen. Fake News! Sowohl die Bühne als auch die Bierbar stehen nach Mitternacht noch da, wo sie hingehören. Und soweit ich das gesehen habe, wippten die meisten auch lediglich brav mit ihren Armen im Takt.
Das ansonsten wohl angemessene Abschlussfeuerwerk hätte die dekadente Sause noch rund gemacht. Angesichts der seit Monaten anhaltenden Trockenheit fällt dieses Showelement allerdings ins Wasser. Was hätten die Veranstalter eigentlich gemacht, wenn Rammstein dieses Jahr gerne aufgetreten wäre?
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Text: Matthias Korth