Der Festival-Zeltplatz hat in nächtlicher Flutlicht-Pracht seinen ganz eigenen Charme. Einst sah der Autor Flüchtlingscamps in Pakistan. Nun fühlt er sich schlagartig wieder in diese Zeit zurückversetzt. Mit dem winzigen Unterschied, dass sich die hier anwesenden jungen wie nicht mehr ganz so jungen Menschen diesem viertägigen Siechtum ohne fließendem Wasser und ekelfreier Toilette freiwillig aussetzen.
Müll, Lärm und jede Menge gute Laune
Inmitten des Slums tummeln sich pullernde, um Haltung bemühte aber an den Bauzäunen gelehnte Männchen, mit Gaffaband zusammengepappte Bierball spielenden Pärchen und ein alles überragender improvisierter Klotz des deutschlandweit beliebten Unternehmens Penny. An der Idee eines „grünen Festivals“ wird ja schon seit Jahren von Seiten verschiedener Veranstalter gearbeitet.
Pfandautomaten vor besagtem Supermarkt, Mehrwegbecher und ein Müllsammelpfand beim Ticketkauf sind prima Ansätze. Sie können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass wahrscheinlich am Montagmorgen wieder Berge an kaputten Zelten, Pavillons, Bierdosen, Einweggrills und anderem Schrott von den Helfern von der Wiese geräumt werden müssen. Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit.
Der Samstagnachmittag wird derweil von Fjort eingelärmt. Vor einem tennisplatzgroßen Backdrop schreien die drei Herren einer für diese Uhrzeit erstaunlich großen Meute ihren Hass und Weltschmerz entgegen. Grandioser Auftritt einer Band, die auf dieser Monsterbühne zwar physisch klein, musikalisch aber dafür umso riesiger wirkt.
Sondaschule liefert ein paar Stunden später den idealen Soundtrack für ein paar Runden Tischtennis & Longdrinks. Eventuell verpasst man den einen oder anderen Künstler. Aber mal ein, zwei Stunden zu chillen kann auch seinen Reiz haben. Dann ist man auch wieder auf dem Damm, wenn‘s dunkel wird. Dann stehen nämlich auf einmal die „The Hives“ auf der Green Stage.
In der Festivalbeschreibung wird die (vermutlich rhetorische) Frage gestellt: „Hat sich irgendjemand schon mal schlecht unterhalten gefühlt auf einem The Hives-Konzert?“ – Ja hier! Ich! Ich melde mich! Der Mensch am Mischpult kann sicher nichts dafür, dass ich den Eindruck nicht loswerde, die Band hat heute nicht so wirklich Bock oder wird langsam zu alt für den Scheiß. Gelangweiltes Gitarrengeschrammel das zwischendurch immer mal wieder schief, nach Ikeagarage und Indie klingen soll. Sorry, aber DAS kann eine unbekannte, kleine sächsische Koverband (mit K!) besser.
Arschwackeln mit Parov Stelar
Unfassbar dagegen, wie ein Elektro-Swing Projekt Parov Stelar ein ganzes! komplettes! vollständiges! Festival zum Arschwackeln und Hüpfen bringen kann. Überall glückliche Gesichter, Hände in der Luft, hier und da Paare, die auch schon mal eine Tanzschule von innen gesehen haben. Im Marketing-Festival-Deutsch wird ja der Begriff „Abriss“ sehr gerne und inflationär benutzt. Das hier war aber kein Abriss, das war nach einem langen sonnigen Tag sowas von aufbauend!
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Text: Matthias Korth