Home / Alben Reviews / Electro / Reingehört // FFS – FFS

Reingehört // FFS – FFS

Ein Beitrag von Philipp
vom

Mit FFS ist eine von diesen Supergroups gegründet worden, die kaum erwartet werden konnte. Bestehend aus Franz Ferdinand und Sparks erscheint am 05.06.2015 das Debütalbum einer der spannendsten Kollaborationen des Jahrtausends. Wo die 70er Elektro-Pop Attitüde auf eine der Indie Bands der 00er Jahre trifft, kann doch eigentlich nichts schief gehen? Gewisse Zweifel gab es dann aber wohl doch, „Collaborations don’t work“ heißt es u.a. auf dem Album.

FFS_Franz_Ferdinand_Sparks_Cover_Album
© Philipp Christiansen

In der Geschichte der Musik gab es immer wieder spannende Kollaborationen. Mal schlecht, mal akzeptabel und ganz selten unglaublich erfolgreich. So gesellte sich Paul McCartney bspw. kürzlich zu Lady Gaga (mal abwarten). Vor einigen Jahren wiederum gründeten Dave Grohl, Josh Homme und John Paul Jones (Foo Fighters, Queens of The Stone Age, Led Zeppelin) die über alle Maßen erfolgreichen Them Crooked Vultures. Und im Indie? Da brachten Pfarmers, bestehend aus The National und Menomena, dieses Jahr ihr Debüt-Album raus. Damit reihen sie sich bei großen Namen wie Broken Bells, Mounties oder The Last Shadow Puppets ein. Da dachten sich Franz Ferdinand und Sparks wohl, das können wir auch und FFS erblickte das Licht.

Verstecken hinter der breiten Masse

Sparks ist eine der großen Elektro-Pop Ikonen der 70er Jahre. Ein Dino der britischen Musikgeschichte (ursprünglich aus L.A.) bestehend aus Ron und Russel Mael. Musikalisch leider häufig fernab des ganz großen Erfolges (trotz, hört hört, 11 Alben) war es zumeist Ron Mael’s „Hitler-Bärtchen“, welcher für Aufsehen sorgte. Und trotzdem schafften es Sparks über die Jahre hinweg, vielleicht gerade wegen ihres außergewöhnlich, elektrisierenden und experimentierfreudigen Stils, einige Auserwählte zu begeistern. Manche Enthusiasten meinen sogar, dass ihr künstlerisches Genie derartig monströs sei, sodass es von der breiten Masse kaum zu begreifen ist.

Anders ist das mit Franz Ferdinand und der breiten Masse. Schon seit ihrem Debüt „Franz Ferdinand“ wissen Alex Kapranos und seine Band mit der Simplizität des einfachen und perfekt arrangierten Indie Song zu begeistern. Über vier Alben, zuletzt Right Thoughts, Right Words, Right Action, darf man der Entwicklung der Indie Band nun schon folgen. Selten sind hier grundsätzliche Stilwechsel herauszuhören und trotzdem gelang es Franz Ferdinand sich zu entwickeln, ohne anzubiedern. Stets tanzbar und seit über einem Jahrzehnt erfolgreich auf den großen Bühnen der Festivals! Aber, wie passt der ungeliebte Elektro-Pop von Sparks mit dem einfachen Indie-Rock von Franz Ferdinand zusammen?

Synthie-Noise meets Gitarren-Rock

Sechs verschiedene Köpfe zu einem grandiosen Debüt zu treiben, bedeutet, sechs verschiedene Egos unter einen Hut zu bringen und nur Kompromisse einzugehen, die voranbringen anstatt zu bremsen. Allen voran dürften der Pop-Exzentriker Ron Mael und die Indie-Ikone Alex Kapranos ihre Ideen miteinander verknüpft haben. Schon beim ersten Durchlauf des selftitled Debüt „FFS“ macht sich das Gefühl breit, dass Ron subjektiv mehr Stimmanteile hat als Alex. Subjektiv, da Ron die stimmlich schwierigen Passagen mit einer Leichtigkeit umschifft die wirklich beeindruckt. Aber auch Alex hat seine starken Stellen, gerade wenn es um die einprägsamen Hooklines geht, gefällt es ihm richtig gut.

Ein ähnliches Schauspiel ist dann auch der originelle Mix der Synthie-Sounds von Russel Mael, die sich mit der Lead-Gitarre von Franz Ferdinands Nicholas McCarthy paaren. Instrumental löst das Debüt von FFS beim Hörer das Gefühl einer nie dagewesenen Originalität aus. In gewohnter Indie Manier gallopieren die Franzschen Gitarren in „The Man Without A Tan“ vor sich hin. Ron & Alex spielen sich die Lyrics wie beim Ping Pong hin und her. „Piss Off“, die Demo die wohl zur Zusammenarbeit führte, trägt klar die etwas hysterisch wirkende Handschrift von Sparks und wird nur partiell durch Drums ergänzt. Ganze zwölf Songs darf man diesen und ähnlichen Dramen folgen und sich an der Genialität sechs völlig unterschiedlicher Musiker erfreuen.

„Collaborations don’t work, I’m gonna do it all by myself“ flimmert Kapranos Stimme dahin und ist dabei kaum an Dramaturgie und Brillanz zu übertreffen. Franz Ferdinand und Sparks ergänzen sich beinahe bis ins letzte Detail, und auch wenn ein Song einmal ein wenig zu entgleiten scheint, liegt es eher an der Verspieltheit & dem Perfektionismus der Sparks als an dem Indie Rock von Franz Ferdinand. Bei FFS stellt sich nie die Frage wer hier das Sagen hatte, sondern wer hier von wem profitiert. Am Ende dürfte es Sparks wohl erfreuen an der Bekanntheit der Ferdinands zu wachsen. Franz Ferdinand hingegen erweitert mit FFS ihr Spektrum an musikalischer Vielfalt. Wohin das die beiden Bands in der Post-Ära FFS führt, wird sich zeigen, eines haben FFS aber beeindruckend bewiesen – „collaborations work!“

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner