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Reingehört // Family Of The Year – Family Of The Year

Ein Beitrag von Philipp
vom

Jeder, ob er nun zugibt, auch mal kommerzielles Radio zu hören oder nicht, erinnert sich spätestens zehn Sekunden nach Einschalten des Songs an die Single „Hero“, die 2013 immerhin 35 Wochen in den deutschen Charts war und einen beachtlichen 7. Platz belegte. Nun kommt das dritte Album der Band (nach dem 2012er „Loma Vista“, auf welchem auch „Hero“ war) am 07.08.2015 in die Läden und um es einfach zu halten, trägt es einfach den Namen der Band.

Family Of The Year ©Shane McCauley Island Records
©Shane McCauley / Island Records

In einer Welt, in der man über jeden x-beliebigen Z-Promi noch das Trivialste auf einen Click im Netz findet, muss man zumindest hierzulande (noch !) etwas wühlen, um ein paar Informationen zusammen zu kratzen. Erstaunlich für eine Band, die einen solchen Charterfolg hatte und Dauergast bei Festivals wie z.B. dem Lollapalooza ist.

Ein bisschen Frieden

Man nehme ein wenig Beach Boys, eine Prise Hippie-Kommune, dazu eine Messerspitze The Mamas & The Papas, verrühre das Ganze mit kalifornischer Sonne, Blumen im Haar und ach ihr wisst, was ich meine. Die Band wurde schon als die nächsten Fleetwood Mac vorgestellt; ob sie nun unbedingt deren Erfolge feiern können, muss sich erst noch zeigen. Ein Kracher, der das Zeug dazu hat, den Erfolg von „Hero“ zu wiederholen, ist am Ehesten noch der Opener „Make you mine“. Man darf gespannt sein. Ein Top-Ten-Hit muss aber wiederum auch gar nicht wirklich sein, um eine durch und durch harmonische, in sich stimmige, runde, angenehme Scheibe zu machen, die man auch wirklich gut auf Dauerschleife laufen lassen kann. „Family Of The Year“ ist genau so ein Machwerk. Irgendwie wird die Welt einfach schöner, leichter und bunter zu dieser Musik, und man möchte auf einmal der Schreckschraube von Nachbarin eine Packung Merci schenken.

Retro im modernen Kleid

„Make you mine“ startet zwar mit zwei schrägen Gitarrentönen, die Einen schon mal auf die falsche Piste schicken können; schräger wird`s im ganzen restlichen Album nicht mehr. Direkt danach legt die Band dann aber los, nettes Tempo zum Mitschunkeln und ein erstklassiger weicher harmonischer Gesangsteppich, später sogar die radiotauglichen Ahs und Ohs, ja, das könnte demnächst öfter im Radio laufen, vielleicht. Schöne Nummer, die gefällt. Mit „Facepaint“ geht`s weiter und es ist einfach angenehm, eine Band zu hören, die ganz offensichtlich heute noch ohne Instrumenten-Stuntmänner fürs Studio und ohne diesen seit Cher bekannten Auto-Tune-Stimmeffekt auskommt – auch wenn man den fast in diesem Stück erwartet.

Bei Family Of The Year gibt das Schlagzeug immer den netten Backbeat zum Hüfte-Wackeln, die Gitarrenlinien sind entweder durch und durch lagerfeuertauglich oder, wenn doch mal aus Versehen der Verzerrer (z.B. „Facepaint“, „The Dance“) angeschaltet wird, melodiös und nicht wirklich aufdringlich krachend. Bei „May I kiss you“ möchte man am Anfang die Duftkerzen anzünden und denkt an Simon & Garfunkels „Scarborough Fair“, was sich aber im Song wieder mal als Irrweg herausstellt, denn der Song wird noch groß. „Blue Jean Girl“ ist clever gemacht. Die Strophen sind so wirklich ziemlich Mumford & Sons, während der Refrain sich bei Festivals gut dazu eignen wird, die Fans singen zu lassen. Bei „The Dance“ zieht Traumfrau Christina Schroeter am blubbernden Keyboard alle Register und darf auch mal ans Mikro, das klingt dann ein wenig wie Dido mit `ner guten Band.

Wohin die Reise geht

Tja. Verabschieden wir uns nun demnächst von einer weiteren Band, die von Independent zu Mainstream wechselt? Oder verabschieden sich Family of the year vom Zufalls-Charterfolg? Schwer zu sagen bei dem Album. Sollte „Make you mine“ richtig Airplay in großen Radios bekommen, ist das Album sicher massentauglich, da es keinem Gehör weh tut. Ich persönlich bezweifle das aber, dazu ist die Nummer einfach nicht wirklich stark genug. Aber man kann (und darf) ja auch irren. Kann Einem auch ziemlich Mumpe sein eigentlich, denn zum angenehmen Hören eignet sich das Album wirklich gut und man muss es auch nicht schnell gegen Helene Fischer tauschen, wenn Oma zu Besuch kommt.

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