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Reingehört // Health – Death Magic

Ein Beitrag von Philipp
vom

Nach dem viel beachteten zweiten Album „Get Color“ (2009) und vor Allem dem Soundtrack zum weltweiten Hit-Computerspiel „Max Payne 3“ (2012) erscheint nun am 07.08. das neue Album „Death Magic“. Wir haben uns angehört, wie eine ambitionierte Noise-Rock-Band in 2015 so klingt.

Health_Death Magic Sesse Lind
© Sesse Lind

Egal, welchen Musiker oder Produzenten man fragt, spätestens seit 1977 sind sie allesamt darauf gepolt, wie ein konditionierter Pawlow`scher Hund etwas in der Art von „Die Branche ändert sich“ bis „Man muss mit der Zeit gehen“ in`s Mikrofon zu husten. Das klingt dann immer so, als hätte man die Zeichen der Zeit erkannt, und es signalisiert doch auch eigene Frische und die Fähigkeit, sich selbst neu zu erfinden. Leider war das immer schon in den weitaus meisten Fällen nur die Ansage, künftig ordentlich abzukupfern oder einem Trend nach zu hecheln.

Ist das neu ?

Nach wie vor firmieren HEALTH unter den Genres Indie-Rock oder Noise-Rock. Das, was man sich im Allgemeinen hierunter vorstellt, verstecken die Jungs auf dem neuen Album aber fast schon zu geschickt. Das Album klingt irgendwie, als hätten Depeche Mode mal `ne Woche mit Marilyn Manson gesoffen und dabei The Cure gehört, um dann ins Studio zu gehen. Klingt verwirrend, ja, und ähnliche Gefühle bleiben auch nach mehrmaligem Abhören des Albums. „Victim“ beginnt zwar mit brachial-bedrohlichen Geräuschen, so dass man sich denkt, ja, sowas ungefähr hatte ich erwartet. Der Auftakt hat aber mit dem restlichen Album allenfalls die Düsternis gemein, und zur zweiten Hälfte des Openers wandelt sich auch „Victim“ bereits eher zu einer depressiv-melancholischen Ballade.

Auffällig ist schon hier, dass im Gegensatz zu früheren Alben auf einmal durchgehend in allen Titeln die Stimme von Sänger Jake Duzsik unverfremdet und verständlich daher kommt, was die Sache zumindest nicht schlechter macht. „Stonefist“ fängt an, als würden die Einstürzenden Neubauten auf ihr Schlagzeug aus Zahnrädern und Blechplatten einhämmern, aber nach diesem Auftakt wird es sowas von 1984 (inklusive Trademark-Keyboardsound und Beatsamples), dass man mal wieder nach dem Original von Depeche Mode im Plattenschrank kramen möchte. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist „Stonefist“ der hervorstechendste Song auf dem Album. Warum sollte auch heute nicht mehr funktionieren, was früher einfach gut war. Neu ist das aber allenfalls für HEALTH selbst.

Wie viel Noise verträgt ein breiteres Publikum ?

Überhaupt ist auf der Platte nicht viel Noise zu finden. Zwar ist in jedem Song so ein Bisschen davon, mal mehr mal weniger, eingeschraubt, aber als Noise-Album würde ich das nicht sehen. Rock, naja, kann man echt streiten. Für Pop ist es zu düster, daher passt Indie hier zumindest wieder besser als bei einem Videospiel-Soundtrack. Insbesondere bei „Men Today“, „Courtship II“ und „Salvia“ darf das Geräusch in härterer Gangart etwas mehr zum Vorschein kommen. Man hat hier das Gefühl, dass das Album nur durch den Klebstoff von Dusziks klagend-schwebendem Gesang zusammen gehalten wird, wirklich als zusammenhängendes Klangwerk kommen die 12 Songs nicht zur Geltung. „Life“ und „L.A. Looks“ sind schön, beruhigend, langsam, nicht unbedingt langweilig, aber eben auch so überhaupt nicht Noise. „New Coke“ klingt, als hätte man Type-O-Negative die Verzerrer geklaut und Ex-Type-O-Sänger Peter Steele in die Eier getreten (möge er in Frieden ruhen).

Es beginnt sich mir aufzudrängen, dass ein Veröffentlichungsdatum im August für dieses Album nicht optimal ist. Es fällt schwer, bei sengender Sonne und knapp 35 Grad das richtig trübe Gefühl aufzubringen, bei welchem diese Platte mit ihrem Dezember-Morgengrauen-Sound so richtig Spaß machen kann. An anderer Stelle wurde über das Album geschrieben, es sei sowas wie Hans Zimmer für`s Berghain, und das trifft es so gut, dass man das zitieren kann, ohne sich egomäßig zu verbiegen (Spex, 03.08.).

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