Studium abgebrochen. Für die Normalos unter uns würde das sicher erstmal Chaos bedeuten. Aber nicht für Mika Amsterdam, Hannes Wesendonk, Nathan Juno und Anska Rot. Die vier haben sich erstmal zusammen gesetzt und eine Band gegründet. Die ist heute unter U3000 bekannt und hat gerade ihr erstes Album herausgebracht.
Nach vier Jahren das Debüt
Seit 2011 gibt es U3000 bereits. Nun knapp vier Jahre später ist endlich das heiß ersehnte Debütalbum „Wir haben euch belogen“ herausgekommen. Inzwischen ist die vierköpfige Band, deren Wurzeln in Hannover liegen nach Berlin umgesiedelt und das neue Album klingt auch verdammt nach Hauptstadt-Sounds. Doch was macht U3000 aus? Stilprägend sind vor allem die Synthies, die sehr nach späten Achtzigern und frühen Neunzigern treffen. Diese dadurch beat-lastige Musik trifft auf Shoegaze- und Akkustik-Gitarren. Getragen wird das Ganze vom prägenden Doppelgesang des Gitarristen Mika und des Bassisten Hannes.
Eine Platte, wie eine Nacht in Berlin
Doch nun genug zu den Zutaten. Entscheidend ist doch wie das Endprodukt schmeckt. Mika und Hannes, die beiden Protagonisten die im Mittelpunkt der Band sehen ein wenig so aus wie die Gestalten, die man morgens um sechs in der U8 trifft. Bleich und etwas zerstört von der Nacht. Dazu passt, dass „Wir haben euch belogen“ wie ein Soundtrack zu einer durchzechen Nacht in Berlin klingt. Die Platte beginnt auch gleich äußerst impulsiv. Die drei ersten Songs sind wie für den Dancefloor gemacht. Der treibende Beat der Synthesizer lässt einen fast schweben, dazu die oft wiederholenden Lyrics, die einen ein bisschen in eine Trance versetzen. Die Texte sind zwar auf den ersten Blick einfach, doch trotzdem irgendwie eindringlich und keinesfalls irrelevant. Ein besonderes lyrisches Schmankerl bietet der Titeltrack des Albums mit: „Wir haben euch belogen / Als wir euch gesagt haben / Die Welt ist rund / Sie ist nicht rund / Sie ist eckig“ Die treibenden, euphorisierenden Beats stehen im Gegensatz zu dem eher nachdenklichen Text. Insgesamt bietet „Wir haben euch belogen“ das größte Hitpotenzial der Platte.
Ein bisschen Kubrick zum Abschluss
Nach dem Tanzkommando am Anfang schlägt die Platte zur Mitte ruhigere Töne an. Die Synthesizer sind immer noch prägend. Doch man fühlt sich eher wie ein Beobachter der Tanzfläche, so wie in einem Film an dem alles an einem vorbei läuft und man sich ein bisschen in der Nacht verloren hat. Bei „Terrorist“ wandelt sich dieses Gefühl der Verlorenheit in Wut um und bei „Kann es sein“ in Zweifel. Doch spätestens bei „Teil mit dir“ wird klar, dass die Nacht doch in einem Happy-End endet. Deshalb werden bei „Galaxie (Ich werd mich nie gegen Liebe wehr’n)“ auch noch mal die Tanzschuhe angezogen. Den glorreichen Abschluss der Platte bildet Odyssee im Weltraum. Hier klingt nicht nur der Titel verdammt nach dem stilprägenden Film „2001“ aus den Sechzigern. Nein, der ganze Sound gibt einem Gefühl als würde man die Endsequenz von Kubricks Meisterwerk vertont erleben. Auf einmal macht dann auch der Name der Band Sinn – vielleicht ist es einfach der Name eines Raumschiffs. Insgesamt ist dem Berliner Quartett ein sehr gelungenes Debütalbum gelungen, das von ersten bis zum letzen Ton extrem rund wirkt. Für mich auf jeden Fall eine der besten deutschsprachigen Platten im Jahr 2015.