Wie oft hat man schon gelesen, dass Editors und Interpol die rechtmäßigen Erben von Joy Division sind?! Doch eigentlich kann die Aussage nur von jemanden kommen, der noch nie in Savages reingehört hat. Savages, das ist die Mädchen-Gang, die Schönlinge wie Tom Smith oder Paul Banks verprügelt. Zumindest denkt man dass beim Hören von „Adore Life“ – dem zweiten Werk der Band aus London.
Savages erschaffen ein düsteres Monster
Savages das sind Fay Milton an den Drums, Ayse Hassan am Bass, Gemma Thompson an der Gitarre und die Französin Jenny Beath als Sängerin. Letztere dürfte auch vor allem durch das mit Julian Casablancas (von den Strokes) gemeinsame Cover des dänischen Punk-Rock-Klassikers „BOY/GIRL“ von Sort Sol ft. Lydia Lunch bekannt sein. Seit 2011 spielen die vier bereits zusammen und haben sich seitdem fest in der Indie-Szene etabliert. Mit dem Lollapallooza, dem Roskilde Festival oder dem Glastonbury wurden weltweit renommierte Festivals gespielt, in sämtlichen Fachmagazinen erhielten die Post-Punk-Ladys positive Kritiken und auch Mitmusiker wie Josh Homme hielten sich nicht mit positiven Kritiken zurück. Mit dem zweiten Album stellt sich die Band wieder auf die Probe – geht es nach oben oder nach unten?
Wie in einem dunklen, mysteriösen Club
Bereits mit dem Erstlingswerk „Silence Yourself“ erschuff das Quartett eine Post-Punk-Perle. Dieser Weg wird nun strikt und noch konsequenter weiterverfolgt. Die Zutaten blieben die gleichen, doch wurden sie diesmal noch gekonnter miteinander kombiniert. „Adore Life“ ist ein verdammt düsteres, intensives Stück Musik. Musik für eine rasante Autobahnfahrt. Musik, die du hörst wenn du nachts alleine am Bahnhof stehst und nichts anderes um dich herum als ein flackerndes Licht bemerkst. Musik, die auch prima als Soundtrack zu einem David-Lynch-Film funktionieren würde. Die Rhythmussektion lässt einen Bombenhagel los und Gemma Thompson serviert dosiert dazu ihre prägnanten, verzerrte Gitarrensalven. Das ist laut, das ist Krach, das sind Savages. Die Kirsche auf der Sound-Gewitter-Torte ist der Gesang Jenny Beaths. Mal schreiend, mal wimmernd, mal hoch, mal tief. Sie liefert die volle Geschmacksexplosion. Produzent dieses düsteren Machtwerks war niemand geringeres als der weltbekannte DJ Trentemøller und das hört man auch.
Savages zweites Werk ist der Soundtrack für düstere, mysteriöse Industriegelände, die heute zu Clubs umfunktioniert wurden. Alles ist dunkel, der Bass hämmert einen um die Ohren, um einen nur Schatten und man lebt nur in dem einen Momenten. Beaths Texte sind sehr direkt. Sie singt vom Ich, vom Du, es zählt nur der hedonistische Gedanke an das Jetzt. Savages lieben das Spiel mit dem Verbotenen. Die Platte startet direkt fulminant mit „The Answer“ und „Evil“. Es ist aber kein durchgängiger Rausch. Es gibt immer wieder kurze Momente, an dem das Tempo etwas herunter gesetzt wird. Kurz erholen und das Feuerwerk kann weiter gehen. Ohne Frage Savages liefern mit „Adore Life“ ein wahres Meisterwerk ab. Eine Platte, die im Regal am besten direkt neben Joy Divisions „Unknown Pleasures“ und P.J.Harveys „Let England Shake“ stehen sollte.