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DIIV – Is the Is Are

Ein Beitrag von Jonas
vom

Umjubeltes Debüt, heftige Drogenprobleme mit anschließendem Entzug. Die letzten vier Jahre waren für DIIV eine wahre Achterbahn der Gefühle. Schaffen sie es mit ihrem zweiten Werk „Is the Is Are“ wieder Fuß zu fassen?

DIIV
© Captured Tracks

DIIV – Auf den Spuren der Neunziger

Wir schreiben die frühen Neunziger. Während durch die USA von Seattle ausgehend der Grunge wie ein Sturm durchs ganze Land wütet, macht man auf der anderen Seite des Atlantiks eine ganz andere Entwicklung durch. Shoegaze – eine Musikrichtung, die eher wie eine morgendliche Nebelwand klingt. Eigentlich gar nicht gefährlich, aber trotzdem mystisch und geheimnisvoll. Bands wie My Bloody Valentine oder Ride prägten diesen Musikstil, aus dem später auch Britpop oder Postrock hervorging. Die New Yorker Band DIIV macht sich auf diesem Musikstil wieder neues Leben einzuhauchen. Bereits mit ihrem Debüt „Oshin“ aus dem Jahre 2012 schaffte es die Band britische Trübseligkeit mit amerikanischen Post-Punk-Noisen zu fusionieren. Die Musikkritiker liebten die Platte. Auch für Zachary Cole Smith dem Kopf der Band ging es steil nach oben. Er datete Popsternchen Sky Ferreira, wurde Model von Saint Laurent, eigentlich fehlte nur noch eine erfolgreiche zweite Platte. Die sollte auch 2013 kommen. Doch es kam anders. Smith war innerlich leer, die Drogensucht hatte ihn total vereinnahmt. Heroin stand auf dem Tagesprogramm und DIIV kurz vor dem Zerbrechen. Die Polizei erwischte ihn mit Drogen und Smith wurde zur öffentlichen Figur. Es gab nur noch eine Lösung: Der Entzug.

Die Rehab – der Wendepunkt Smiths Karriere

Trennung der Eltern, eine Kindheit ohne Vater, Probleme in der Schule, bis Ende Zwanzig nur belanglose Nebenjobs und nicht genug Selbstvertrauen, um die Musikerkarriere konsequent durchziehen. Smith’s Biographie ist das Musterbeispiel einer sensiblen Künstlerseele. In vielen Berichten fällt auch immer wieder der Vergleich zur Rock-Ikone Kurt Cobain. Doch schafft es Cole anders als Kurt seine Drogenprobleme in den Griff zu bekommen? In der Rehab begann der DIIV-Frontmann wieder an neuen Songs zu arbeiten. Dabei präsentiert er sich so nackt, wie noch nie. Seine innere Zerrissenheit, seine Ängste und seine Drogenprobleme sind in jedem Song allgegenwärtig. Cole hat wieder Lust am Schreiben und am Musikmachen und es läuft besser als erwartet. „Is the Is Are“ – wird zur Doppel-LP mit ganzen 16 Songs. Die Beziehung zu Sky Ferreira (die auf der Platte auch singt) ist gerettet und zusammen mit den restlichen Mitgliedern werden aus seinen Ideen fertige Songs.

Eine Platte – wie ein Herbstspaziergang im Wald

Doch wie hört sich „Is the Is Are“ das zweite Werk von DIIV an? Das Album ist wie ein Herbstspaziergang im Wald. Die Gitarren sind wie der kalte Wind, der einem durchs Gesicht fährt. Mal heftig, mal so, dass man ihn kaum bemerkt. Die Drums rascheln wie die fallenden Blätter daher. Die Musik ist allgegenwärtig, doch nie aufdringlich. Dazu fast im Hintergrund der fast flüsternde Gesang von Zachary Cole Smith. Er gibt der Musik Platz zum Atmen. Die Songs sind nie überladen mit Lyrics. Neben dieser kalten, fast distanzierten Wirkung der Musik wird fast gleichzeitig aber auch eine enorme Wärme ausgestrahlt. Es fühlt sich an als wenn man nach dem Spaziergang wieder nach Hause kommt, der Kamin brennt und eine heiße Tasse Tee wartet auf einem. DIIVs zweites Werk ist kein Album aus dem man sich einen einzelnen Song herauspickt, ihn endlos hört und die restlichen Songs praktisch ignoriert. „Is The is Are“ muss man praktisch am Stück hören. Eine Platte ohne Schwächen. Eine Platte, während der man sie hört, einfach auf dem Bett liegen und die Gedanken durch den Raum fliegen lassen kann.

Video: DIIV – Under The Sun

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