Es gibt Genres, denen scheinbar nicht mehr viel hinzuzufügen ist. Der Sound steht seit Jahrzehnten fest, das innovative Potenzial ist endgültig erschöpft. Es sind eben jene Genres, deren Bands seit Anfang der 90er immer wieder Alben veröffentlichen, die mehr oder minder klingen wie ihre Vorgänger. The Thermals sind eine dieser Bands und hört man ihr neues am Freitag erscheinendes Album “We Disappear”, wird auch sehr sehr schnell klar wieso: Never change a running system!
Immer wieder heißt es: “Diese Band musst du hören! Das ist der neue heiße Scheiß, sowas gab’s vorher nicht.” Dann setzt man sich hin, hört rein und stellt erstaunlich schnell fest, dass es eventuell leider wirklich nur genau das ist – Scheiß. Da kommt es umso besser, wenn eine Band wie The Thermals mit ihrem mittlerweile achten Album “We Disappear” auf ein altbewährtes Rezept setzt und uns schnurstracks zurück wirft, in Zeiten in denen noch “Self Esteem”, “Holiday” und Co. aus den kleinen grauen Boxen neben dem Röhrenmonitor krächzten und Mp3-Player mit 2 GB Speicherplatz schier gigantisch wirkten.
”We Disappear” klingt nach Nostalgie und Pubertät!
Wirklich alles an dieser Platte ist straight. Unnötige Schnörkel jeder Art werden konsequent vermieden. Jeder Refrain bleibt ewig im Kopf hängen und wäre Frontmann Hutch Harris gerade da, man würde ihn umarmen wollen! Mit “We Disappear” stellt das Portlander Trio klar, dass ihr Pop-Punk auch 2016 noch lange nicht tot ist. Mag sein, dass er ein wenig glatter klingt, als das vor 15 Jahren auf einem Tape-Deck aufgenommene Debüt, aber funktionieren tut er nach wie vor! Schließlich brauchen auch die 16-jährigen von heute das passende Album zu dem sie nach der ersten Trennung mit gebrochenem Herzen, traurig, biertrunken und tanzend, laut mitsingen können. Und allen, die angeblich “aus diesem Alter raus sind”, empfehlen The Thermals mit dieser Platte stattdessen einfach einen wunderschönen rotweingetränkten Abend voller Nostalgie. Klingt in meinen Ohren eigentlich beides ganz gut!