Bedroom Eyes ist im Grunde wie Sex, nur irgendwie besser. Das Debütalbum von Oracles hat eine ganze Menge zu bieten, wenn man sich darauf einlässt.
Manche mögen es mit Satin, andere stehen auf Baumwolle und wieder andere auf Microfaser. Aber eines haben wir alle gemeinsam, kuschelig muss es sein. Was sich normalerweise hinter verschlossenen Schlafzimmertüren abspielt, bleibt im Verborgenen. Dabei geht es in deutschen Schlafzimmern doch im Grunde immer um dasselbe – wie kommen wir uns eigentlich näher. Ωracles (endlich haben wir mit Oracles auch mal eine fancy Band aus Deutschland mit tollem Zeichen im Bandnamen) kuschelt sich gemeinsam mit euch auf ihrem Debütalbum „Bedroom Eyes“ in die Laken und zeigt euch, wie unterschiedlich man sich doch betten kann. Und so viel vor weg, eine anfängliche Sprachlosigkeit diesem Album gegenüber ist gewünscht (glaube ich).
Tiefschürfend, acidgeschwängert, Oracles
Wie ist das nun also mit den deutschen Betten? „Lacerate Slowly“ ist sozusagen der Dosenöffner für alle Vorspielmuffel. Kinders, das kann wirklich schön sein. Wirklich! Vor allem wenn es so tiefschürfend lange dauert wie dieser Song. Solltet ihr damit nicht warm geworden sein, skipped besser direkt vor zu „Constellations“. In dem Augenblick in dem der Gesang einsetzt hört ihr es einmal leise Klacken und zack fliegt der BH weg, der hat sowieso nur gestört. Völlig entblößt und seiner Imperfektion bewusst tanzen wir dem Summer auf ’69 entgegen. Wie um Himmels willen kann eine Junge Band 2016 so gnadenlos experimentierfreudig klingen wie Oracles? Und dann kommen die auch noch aus Deutschland. Hand in Hand tanzen wir weiter acidgeschwängert durch das Schlafzimmer – Thoughts Of Love On The Verge Of Sleep – heute wird durchgemacht, sich vollkommen der Begierde hingegeben.
Oracles nehmen dich nach allen Regeln der Kunst durch
Irgendwann gegen Mitte des Albums frage ich mich dann ob hier nicht irgendetwas schief läuft. Gefühlt müsste der Sexappeal, den das Album so mit sich bringt, langsam nachlassen, aber irgendwie tut diese Unterforderung ab Mitte des Albums echt gut. Zeit zum Erholen. Oracles packen das Spielzeug aus und experimentieren immer weiter. Man kann ja auch nicht die ganze Nacht durchpimpern. Beinahe zärtlich streicheln „Returning Never“ und „Agharta“ mit ihren psychedelischen Sounds den ausgelaugten Hörer. Und kurz bevor der hochgradig Erotische Akt sein Ende findet setzen sie den „Chardonnay“ an um noch einmal nach allen Regeln der Kunst das Lattenrost zum Knacken zu bringen. Somit ist dann nach gut einer Stunde Schluss. Zwölf Songs voller inspirierender knisternder Tiefe liegen hinter uns. Tame Impala wäre vermutlich stolz. Auf Bedroom Eyes finden sich keine gradlinigen schnöden Indie-„Pop“-Songs, auch keine langweilige Missionarsstellung oder ideen- und vor allem planloses Herumgestochere. Oracles nehmen dich auf „Bedroom Eyes“ gekonnt durch. Und wenn’s mit uns beiden schon beim Debüt dermaßen knallt, freu ich mich schon auf Runde Zwei.