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The XX – I See You

Ein Beitrag von Philipp
vom

Fünf lange Jahre waren sie abstinent. Nun sind The XX mit ihrer dritten Platte „I See You“ zurück und plötzlich wirkt dann doch alles gar nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Jahren.

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© Laura Coulson

Als XX-Fan der ersten Stunde ist man es gewohnt längere Pausen zu überbrücken. Sei es nun im großen Stil zwischen den Alben, den wenigen Chancen Croft, Sim und Smith live zu erleben oder auf einzelnen Songs herunter gebrochen, die Wirkungspausen die The XX ihren Hörern zwischen den minimalistischen Sounds verordnen. Schon auf ihrem Debütalbum mit dem schlichten Titel „XX“ fand man exakt genauso viel Klang, wie nötig war um die maximale Emotionalität in den Köpfen ihrer Teenie-Indie-Fans hervorzurufen. Ganz wunderbar war das Alles. Beinahe zu schön um wahr zu sein. Doch The XX lieferten mit Coexist erneut. Wieder schafften Sim und Croft es, ein Gerüst an Intimität zu schaffen, das einen schier endlosen Spielraum für Emotionen und Intimität zuließ. Man kann nur erahnen wie viele Leben mit The XX ihre Höhepunkte erlebten – negative und positive. Gut 5 Jahre ist das nun her und plötzlich sind The XX zurück. Völlig unerwartet und vollkommen aufgeklart, ja beinahe schon fröhlich.

The XX haben einen neuen Spielkameraden gefunden

Jamie XX, mittlerweile wohl einer der gefragtesten Produzenten des Planeten, konnte den Opener „Dangerous“ auf der neuen Scheibe „I See You“ wohl kaum besser zusammenbasteln. Mit Trompeten und Fanfaren wird angekündigt auf was sich der Hörer nun vorzubereiten hat. Die Membranen der Boxen beginnen das Wummern – The XX sind zurück und ihnen ist vollkommen egal ob sie dich aus deinem Tiefschlaf reißen. Prickelnd erotisch säuseln Croft und Sim sich auf „Say Something Loving“ auf die kommenden 32 Minuten ein. Und plötzlich befindet man sich zusammen mit den Londonern in einem großen Raum. Aus einer Ecke flimmern die noch drastischeren Beats zu „A Violent Noise“, von Links und Rechts singen Croft und Sim auf dich ein. Das Tempo steigert sich dabei für XX Verhältnisse ungemein, der Puls rast in die Höhe. Die bekannte düstere Wärme die man seit dem Debütalbum kennt ummantelt das Herz, packt dich, auf die zärtlichste Art und Weise die man sich vorstellen kann.

Mit etwas Abstand zu den letzten 8 Jahren wird man das Gefühl nicht los, dass The XX endlich an dem Punkt angekommen sind an dem sie schon immer sein wollten. Es hat lediglich die Reife des Erwachsenwerdens gefehlt um den Mut aufzubringen auszudrücken was man wirklich fühlt. Und auch wenn sich The XX besonders in ihren sphärischsten Momenten, wie in „Brave For You“ absolut treu bleiben, hat die Lethargie der Vergangenheit einen neuen Spielkameraden gefunden – Euphorie. Das mag dem einen oder anderen eingefleischten Fan schon bei „On Hold“ ganz fürchterlich aufgestoßen sein. Aber ganz ehrlich, mit Mitte zwanzig ist eben doch nicht alles so schlimm, wie man es sich in jungen Jahren vorgestellt hat. Und das hört man!

The XX – Say Something Loving

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