Seitdem sie im Jahr 2011 im Verfassungsschutzbericht in Mecklenburg-Vorpommern erwähnt wurden, geht es für Feine Sahne Fischfilet steil nach oben. Inzwischen veröffentlicht die Band ihr fünftes Album. Wird haben für euch in die neue Platte „Sturm & Dreck“ reingehört!
Feine Sahne Fischfilet – Eine kleine Bastion von Dorfpunks
Die letzten Jahre waren politisch nicht gerade angenehm. Eine Schreckensnachricht folgt der nächsten. Als Ossi gilt man da gerne mal als Prügelknape der Nation und wenn man sich die Ergebnisse der AfD in diesen Regionen Deutschlands anschaut, muss man leider sagen: zu Recht. Doch es gibt Gegenwehr. Eine kleine Bastion von Dorfpunks aus Mecklenburg-Vorpommern kämpft voller Inbrunst gegen die nationalistische Invasion. Die Geschichte von Feine Sahne Fischfilet ist fast schon ein kleines Punk-Rock-Märchen.
Politisch ist die Band weiter voll aktiv. So sind die Kampagne „Noch Nicht Komplett im Arsch“ oder das eigene Wasted-in-Jarmen-Festival nur zwei von vielen Beispielen wie die Band sich aktiv gegen den Rechtspopulismus einsetzt. Auch musikalisch schlagen die Jungs aus Orten wie Loitz, Demmin oder Hanshagen große Wellen. Dem SO36 ist man inzwischen locker entwachsen und spielt stattdessen in der ausverkauften Columbiahalle oder vor Tausenden am Rock am Ring. Nachdem es die Band im letzten Jahr etwas ruhiger anging und im Sommer nur einige Festivals spielte, gibt es nun das inzwischen fünfte Album von Feine Sahne Fischfilet.
Sturm & Dreck – Punk-Rock wie er sein muss!
Das gute Stück trägt den Namen „Sturm & Dreck“ und der Name trifft es wie die Faust aufs Auge. Mit dem zunehmenden kommerziellen Erfolg versucht die Band zum Glück keinen Schritt in Richtung Radiotauglichkeit zu machen. Im Gegenteil, „Sturm & Dreck“ rumpelt mehr als seine beiden Vorgänger. Produzent Tobi Kuhn (Thees Uhlmann, Die Toten Hosen) schafft es, die rohe Energie, die die Band live ausmacht, auch auf Platte zu transportieren. Das Schlagzeug pocht, die Gitarre knarzt, der Bass dröhnt – so muss Rock klingen.
Ganz klar, Feine Sahne Fischfilet sind immer noch Punk. „Ich kann immer noch singen und spiel jetzt bei Rock am Ring“ trällert Monchi bei „Alles auf Rausch“ ins Mikro und hat damit sicher teilweise auch Recht. Aber was solls, ein geiler Frontmann ist er trotzdem. Die stimmlichen Höhepunkte auf der Platte setzt eher Gitarrist Christoph (z.B. bei „Alles Anders“). Sprachvirtuosen wie Tocotronic oder Tomte werden Feine Sahne Fischfilet in ihrem Leben nicht mehr. Aber das müssen sie auch gar nicht. Mit ihren parolenhaften Songs schaffen sie perfektes Material für ihre fulminanten Live-Shows. Mitgröhlen und Pfeffi inklusive! Dabei merkt man, dass die Jungs ihr Herz immer auf der Zunge tragen. Das sind keine Songs, die irgendwie am Reißbrett entstanden nicht. Das sind wahre Geschichten und Erinnerungen aus dem nicht immer leichten Leben einer Punk-Band in einem heiklen Umfeld. So widmeten sie den Song „Angst frisst Seele auf“ z.B. Katharina König-Preuss, die sich seit Jahren im NSU-Ausschuss des Thüringer Landtags engagiert und immer wieder Morddrohungen von Nazis erhält.
Feine Sahne Fischfilet – es geht weiter nach oben
Das Album ist politisch, aber trotzdem nicht mit politischen Themen überfrachtet. Es sind eher die einzelne Zeilen, bei denen die Band den Finger geschickt in die Wunde legt. Zum Beispiel „Zuhause heißt, wenn die Bomben nicht mehr knallen“ aus dem fünften Stück „Zuhause“. Trotz der brisanten Themen schafft es die Band mit „Sturm & Dreck“ ein gutes Gefühl zu vermitteln, eine Art Aufbruchsstimmung und Optimismus, die Welt vielleicht doch noch zu einem besseren Ort machen zu können. Für mich als Kind der Ostsee ist auch „Wo niemals Ebbe ist“ ein besonderes Stück. Monchi und die anderen schaffen es mit dem Song eine kleine Liebesbekundung an ihre Heimat zu machen und beweisen damit, dass Weltoffenheit und eine kleine Prise Lokalpatriotismus sich keinesfalls ausschließen müssen.
Zu Everybody’s Darling werden Feine Sahne Fischfilet mit ihrer neuen Platte sicher nicht. Aber wer auf kraftvollen Punk-Rock ohne viel Firlefanz steht, ist mit „Sturm & Dreck“ auf jeden Fall bestens bedient. Die Platte macht wirklich Bock. Die Jungs stehen hinter dem, was sie machen und das merkt man in jeder einzelnen Zeile. Für manche mag das mal mit zu viel Pathos behaftet und mal zu rumpelig sein. Aber egal, Feine Sahne Fischfilet befinden sich auf dem besten Weg einer der größten deutschen Bands ihrer Generation zu werden. Vielleicht auch gerade deshalb, weil sie so politisch sind, wie kaum sonst eine Band zurzeit. Und ganz egal, ob man ihre Musik nun mag oder nicht, dafür sollte man den Jungs auf jeden Fall dankbar sein. Macht weiter so!