„Always Ascending“ heißt das neue Album der Schotten von Franz Ferdinand. Ob der Name 15 Jahre nach ihrem erfolgreichen Debüt Programm ist, erfahrt ihr in unserer Review.
Das erste Album ohne Nick McCarthy und mit dem neuen Lead Gitarristen Julian Corrie soll anders werden, neue Wege einschlagen, eine Band re-interpretiern die seit ihrem 2004er Debüt stetig vergebens an die alten Glanzzeiten anzuknüpfen versucht. Das heißt natürlich nicht, dass die Band um Alex Kapranos ausschließlich Müll produziert hat. Aber einem Debütalbum das Wasser zu reichen, was so stark ist wie bei anderen nicht einmal die 15 Jahre Best-of-Platte, kann einen schon zum Verzweifeln bringen.
„Always Ascending“ – das ewige Streben nach Erfolg
„Always Ascending“ ist nun also Versuch Nummer Vier die Marke Franz Ferdinand neu zu positionieren. Und zur Markenpositionierung gehört natürlich ein ordentliches rühren der PR-Trommel in jeder größeren und kleineren Gazette. „It’s still us,“ heißt es da und „but it’s maybe trying to do some new things.“ im Rolling Stone. In der Intro nennt Kapranos „Always Ascending“ sogar „die Wiedergeburt der Band“. „Wir wollten den Sound für 2018 machen, den vorher noch niemand gehört hat“. Heißt für mich als jungfräulichen Hörer, die neue Scheibe sollte einiges Aufregendes bereithalten. Oder anders gesagt, Franz Ferdinand setzen mit „Always Ascending“ den Milestone für 2018, an dem sich jeder die Zähne ausbeißen wird. Leider sieht die Realität dann doch ein wenig anders aus.
Tatsächlich setzen Franz Ferdinand mit „Always Ascending“, dem gleichnamigen Titelsong, einen verwirrend schönen Startpunkt. Die ersten Sekunden erinnern Stark an die Kollaboration zwischen Sparks und Franz Ferdinand als FFS. Spätestens nach 1:20 Minuten wird klar, dieser Song ist ein Disco-Rock Song der Marke Franz Ferdinand. Einfach unverkennbar und extrem 2004-behaftet. So würde ein „Take Me Out“ vielleicht in 2018 klingen. Ganze drei Minuten später wiederum offenbart sich das wahre Gesicht der Platte. Zu breiig, zu kitschbehaftet trottet man von Song zu Song. Ein Synthie-Track folgt dem Nächsten, mal entpuppt er sich als schleppende Ballade, mal als ein Versuch den nächsten Ohrwurm zu produzieren. „I’m a lazy boy / Yes, a lazy boy / Lazy in the morning boy / I’m a lazy boy / Yes, a lazy boy / Lazy in the evening boy.“ – so richtig mag der Funke nicht überspringen. Und vor allem fragt man sich, was genau daran der Sound für 2018 sein soll.
Verheimlichen können Franz Ferdinand es mittlerweile nicht mehr. Ihnen fehlt die Inspiration eine durchweg grandiose Scheibe zu produzieren. Wie viel Anstrengungen muss „Always Ascending“ gekostet haben. Ganze fünf Jahre Abstand zwischen zwei Alben sprechen eigentlich schon für sich. Viel zu sehr klammern sich Franz Ferdinand an einem Melodiengerüst und versuchen gleichzeitig ihrem eigenen Korsett zu entfliehen. Das klappt sehr gut mit dem Titelsong „Always Ascending“ und „Feel The Love Go“, kann aber auch extrem nervig sein bei Songs wie „Finally“ oder „The Academy Award“. Heimlicher Star der Platte ist aber zweifelsohne das herrlich auf dem Keyboard dahinpolternde „Paper Cages“, auch wenn hier ein bis zwei Fehlzündungen vorprogrammiert sind.
Franz Ferdinand sind endgültig im Mittelmaß angekommen
Doch leider muss man sich nach dem Titelsong zu arg anstrengen diese Platte „atemberaubend“, „besonders“ oder geschweige denn auch nur gut zu finden. Allenfalls ein Ok entlockt es nach mehreren Durchläufen. Ein Podestplatz wird damit wohl nicht herausspringen und irgendwie ist „Always Ascending“ dann auch Sinnbild für die mittlerweile 17 Jahre Bandkarriere. Ein einziges Streben nach Glück, behaftet mit dem Siegel Class of 04 und 2018 endgültig angekommen im Mittelmaß.