Schnipo Schranke – Island statt Panama
Ihr habt immer betont, dass euch die Musik aus dem Außenseitertum gerettet hat. Habt ihr immer noch das Gefühl, dass ihr anders seid als die Anderen? Oder ist das komplett weg?
Daniela: Jetzt nicht mehr. Da wir jetzt auch ein Schlag Menschen gefunden haben in Hamburg, bei dem man das Gefühl hat, dass man goldrichtig ist. Auch allein als Band haben wir das Label hinter uns, dass mit uns die Stange hoch hält. Man ist einfach nicht mehr alleine. Es fühlt sich einfach so an, als hätte ich einfach die richtigen Leute gefunden, so dass ich mich nicht mehr als Sonderling fühle.
Fritzi: Es passiert aber auch mal, dass man irgendwo rein gerät, wo nicht diese Leute sind. Mir passiert das schon noch, dass ich auf einer Party lande und das Gefühl habe, dass ich hier überhaupt nicht rein passe und lieber nach Hause möchte.
Daniela: Deshalb gehe ich nicht auf Partys. Aber ich denke dieses Gefühl hat jeder Mal.
Ihr habt ja vor kurzem erst die Arbeit an dem Album beendet. Macht ihr das lieber als Konzerte spielen oder nimmt sich das die Waage?
Fritzi: Es ist beides cool. Ich kann echt nicht sagen, was ich lieber mache. Es ist was ganz anderes. Im Studio ist man für sich und arbeitet miteinander. Die Außenwirkung hat man noch nicht so auf dem Schirm. Es sind einfach zwei Sachen, die dazu gehören und gleich wichtig sind.
Habt ihr einen Lieblingssong auf dem aktuellen Album?
Beide: Nee. (lachen)
Daniela: Das kann man echt nicht sagen. Jetzt gerade hängen sie mir alle aus dem Hals raus. Das ist aber völlig normal, nachdem man ewig daran rumgemischt hat. Ich würde es auch echt nicht gut finden einen hervorzuheben. Alle Themen sind uns gleich wichtig, sonst hätten wir nicht darüber gesungen.
Das Thema Liebe ist für uns jetzt eigentlich nicht mehr so präsent.
Ihr habt euch auch thematisch breiter aufgestellt auf dem neuen Album. Im ersten habt ihr die Liebe in allen seinen Formen beleuchtet, nun thematisiert ihr auch andere Aspekte des Lebens. War euch das wichtig?
Daniela: Es ist uns wichtig uns nicht stumpf zu wiederholen. Wir wollten es uns nicht leicht machen. Ich war jetzt die ganze Zeit in einer Beziehung glücklich und Fritzi jetzt auch schon länger.
Fritzi: Deswegen ist das Thema Liebe oder gescheiterte Liebe für uns nicht mehr so präsent. Wir haben alles abgearbeitet, was jemals passiert ist. Da ist jetzt noch nicht so viel dazu gekommen in den letzten eineinhalb Jahren.
Daniela: Gott sei dank, das ist auch eine seelische Verbesserung. Ich glaube, das klingt blöd weil das noch gar nicht so lange her ist, in den Zwanzigern passiert beziehungstechnisch relativ viel, aber ich habe momentan das Gefühl, dass sich irgendwas in mir verändert hat und mich das Thema gar nicht mehr so interessiert.
Fritzi: Vielleicht auch weil wir das Thema so intensiv auf der ersten Platte abgearbeitet haben.
Daniela: Vielleicht liegt es auch daran. Zumindest für den Moment. Das heißt nicht, dass mich das nicht mehr interessiert, was ich damals geschrieben habe. Aber jetzt gerade gibt es für mich wichtigere Themen. Also es gibt für mich nie wichtigeres als die Liebe. Aber sie funktioniert ja und ich brauche den Leuten nicht zu erzählen, dass mir die Sonne aus dem Arsch scheint.
Das wäre dann ja auch Schlager.
Daniela: Ja, genau. Ganz genau. Außerdem geht es auch immer noch um Liebe. Es ist ja nicht ganz weg. Auch bei den neuen Songs beschäftigen sich einige Songs mit dem Thema. Aber es geht einfach nicht mehr nur noch um Liebe.
Einige deutschsprachige Indie-Bands waren vor kurzem im Ausland. Isolation Berlin war in Spanien und Portugal und Von Wegen Lisbeth in Vietnam. Wäre das für euch auch interessant?
Fritzi: Ja, auf jeden Fall. Wir spielen eventuell dieses Jahr mal in Holland. Was ja auch Sinn macht, weil dort ja auch viele deutsch sprechen. Wir würden das auf jeden Fall sehr spannend finden.
Daniela: Wir haben auch schon drüber gesprochen. Wir hätten auf jeden Fall Bock. Aber wir hatten ja auch permanent was zu tun und mussten das Bestehen der Band sichern. Ich glaube in Ländern wie z.B. Vietnam ist es auch scheißegal, wenn die kein Wort verstehen. Die finden das immer cool, wenn Bands zu ihnen kommen. Ich glaube nicht, dass es an der deutschen Sprache scheitern würde. Aber es gab in letzter Zeit einfach wichtigere Themen. Wir hätten richtig Bock auf Island – das fänden wir richtig geil! Oder Kuba vielleicht, müsste man beim Göthe-Institut mal fragen.
Wir wollen unbedingt mal nach Island.
Ward ihr schon Mal in Island oder wieso?
Fritzi: Nein. Aber das ist einfach ein Land bei dem die Flüge viel zu teuer sind. Ich hab mich damit schon sehr lange beschäftigt, aber es ist so teuer, dass ich mir das bisher noch nicht gönnen wollte. Die Flüge, die mir angezeigt wurden, haben immer über 1000€ gekostet.
Ich war letztes Jahr da. Eigentlich geht es, ein Flug kostet so 200 bis 300€. Insgesamt habe ich für den 2-Wochen-Urlaub 1.500€ ausgegeben. Also es lohnt sich auf jeden Fall. Alleine schon wegen der Natur.
Daniela: Das glaube ich auch. Es ist bestimmt total surreal.
Fritzi: Zu welcher Zeit warst du da?
Ende August. Aber es ist halt auch kalt, es waren so zwischen 2 und 17 Grad.
Fritzi: Ich frage jetzt nur wegen den Flugpreisen, weil die bei mir immer so teuer waren als ich nachgeguckt habe.
Es sind ja nur drei Stunden Flugzeit, also so teuer kann es nicht sein.
Fritzi: Ich dachte, weil es der einzige Weg ist, der dort hin führt, ist es so teuer.
Es gibt auch eine Fähre.
Fritzi: Die dauert dann wahrscheinlich ewig, oder?
Wenn ihr dort seid, habt ihr wahrscheinlich das dritte Album fertig.
(alle lachen)
Fritzi: Also muss ich noch mal nachgucken wegen der Preise. Vielen Dank für den Tipp!
Musik spielt dort ja auch eine sehr große Rolle, quasi jeder Isländer macht irgendwie Kunst.
Fritzi: Deswegen fände ich das sehr interessant, da mal zu spielen!
Daniela: Also wenn das Göthe-Institut das liest – Island!
Die Nerven habe ja auch vor kurzem erst dort gespielt.
Fritzi: Ja, das habe ich gesehen. Da waren wir auch sehr neidisch!
Hattet ihr im letzten Jahr auf eurer Erfolgswelle auch mal ein „Loch“? Wo ihr euch gesagt habt, ich brauche jetzt Mal eine Pause?
Daniela: Ein Loch kommt immer dann wenn man Pause macht. Ansonsten überhaupt nicht. Das ist dann das Loch. Nach der Tour, dass ist ja auch allgemein bekannt und ja auch biologisch erklärbar. Wenn du dann plötzlich abends zu Hause sitzt und die Endorphine nicht mehr pünktlich um 22 Uhr rein kommen, dann ist das schon schlecht. Aber ich finde das wir bisher noch keine Schaffensloch hatten. Wir hatten wenn dann immer nur ein Loch, weil eine Tour vorbei war. Ich hatte eigentlich bisher selten bzw. nie ernsthaft kein Bock auf Schnipo Schranke. Also vielleicht mal für 10 Minuten. Aber nie so, dass man zwei Monate alles abgesagt hätte. Wir haben noch nie etwas gecancelt. Aber es wäre ja auch komisch, oder? Wir sind noch nicht so lange dabei. Es bringt auch einfach mega Bock! Wir sind glücklich, dass wir angekommen sind. Das dauert bestimmt noch bis wir mal kein Lust mehr haben.
Große Pausen hattet ihr bisher auch noch nicht wirklich?
Daniela: Ja, nach unserer sechswöchigen Tour mal. Aber die Pause war grauenvoll und als es los ging war wieder alles in Ordnung. Zwischendrin dachte ich, ich kann nie wieder irgendwas machen. Ich bin für immer so depressiv. Es wird nie wieder gut. Aber als der nächste Termin anstand, war wieder alles cool. Mal abwarten, wann wir kein Bock mehr haben. (lacht)
Fällt euch das Songschreiben immer leicht? Oder habt ihr auch mal paar Wochen, wo gar nichts geht?
Daniela: Wochen sicherlich, klar. Aber nicht so, dass wir ernsthaft Angst bekommen, dass wir kein Album auf die Reihe kriegen. Das wäre aber auch noch etwas früh dafür. Es gibt unendlich viele Themen, die wir noch nicht behandelt haben, die uns beschäftigen. Ich glaube so lange man am Leben teilnimmt oder eben auch nicht, gibt es immer neue Themen. Bis jetzt läuft das alles. Aber wir sind ja auch noch nicht 30 Jahre im Geschäft. Wäre komisch, wenn uns jetzt nichts mehr einfallen würde, dann hätten wir ein Problem!
Hattet ihr jetzt viele Songs? Musstet ihr auch welche streichen?
Fritzi: Wir haben immer sehr wenig Ausschuss. Wir schreiben nur Dinge auf, die wir wirklich gut finden.
Also Klasse statt Masse?
(Beide lachen)
Daniela: Ja, auf jeden Fall! Man merkt das einfach schon beim Aufschreiben, ob das irgendeine Wertigkeit hat oder ob das nichts wird. Natürlich haben wir auch zwei, drei Songs aus denen nichts geworden ist. Aber echt nicht viele.
Fritzi: Die haben wir dann aber auch nicht aufgenommen. Wir haben nichts aufgenommen, was nicht auf dem Album ist. Das haben wir dann vorher schon aussortiert.