Am 27. Januar bringen die Wahl-Hamburger Schnipo Schanke ihr heiß ersehntes zweites Album „Rare“ heraus. Wir trafen Fritzi und Daniela an einem kalten Wintertag, um mit ihnen über ihre neue Platte zu sprechen.
„An meinem 18. Geburtstag ist meine Katze gestorben“
Herzmukke: Ich hatte mir von euch einige ältere Interviews durchgelesen, dort wurdet ihr in praktisch jedem auf die „derben“ Texte und den Feminismus angesprochen. Hat euch das irgendwann genervt?
Fritzi: Ja, schon, weil das für uns auch zwei Dinge sind, die beim Musikmachen nicht im Vordergrund stehen. Also weder die „derben“ Texte noch der Fakt, dass wir Frauen sind, steht für uns irgendwie im Vordergrund.
„Rare“ ist euer zweites Album – Gab es dort für euch Unterschiede beim Schaffungsprozess und haben die Außenerwartungen eine Rolle gespielt?
Fritzi: Wir haben versucht die Außenerwartungen komplett auszublenden. Ich glaube, dass nach dem ersten Album noch alles offen war. Wir hätten in viele Richtungen gehen können und das ist jetzt einfach dabei raus gekommen. Was mit Sicherheit anders war, ist der Zeitraum in dem Album entstanden ist. Gerade auf „Satt“ waren ja auch Songs, die schon etwas älter sind, die schon drei, vier Jahre alt sind. Jetzt hatten wir gar nicht so viel Zeit. Wir haben viel auf Tour geschrieben.
Wie alt sind die ältesten Songs von „Rare“? Gab es auch welche, die ihr schon zum ersten Album fertig hattet und erst jetzt veröffentlicht?
Daniela: „Wieder alleine“ ist etwas älter und „Ritter in der Nacht“ auch. Das kann man z.B. auch auf YouTube ansehen. Dort gibt es einen VHS-Auftritt von unserem Pudel-Konzert von Anfang 2015. Da haben wir Ritter in der Nacht gespielt. Wieder alleine stammt auch etwa aus der Zeit. Das haben wir aber nicht live gespielt.
Wir sind einfach beide voll katzenaffin.
Ihr habt das neue Album teilweise in Brandenburg produziert – Was war der Grund für den Schritt?
Daniela: Wir wollten uns nicht wiederholen – auch nicht was den Sound angeht und hatten einfach Lust ein bisschen die Herangehensweise zu ändern. Die Idee dort aufzunehmen stammte von Ted Geier, weil er auch mit seinem Schwabinggrad Ballett dort aufgenommen hat. Das klingt so als wenn es ein Ballett wäre. (lacht) – Ja, mit seinem anderen Projekt und dann hat er uns gefragt, ob wir auch darauf Bock hätten. Wir haben dort allerdings nur die Grundlagen aufgenommen, sprich Klavier und Schlagzeug. Den Rest haben wir in Hamburg, im Zitronen-Studio gemacht.
Wart ihr denn da mehrere Tage? Mit Übernachtung?
Fritzi: Eine Woche. Es war sehr schön!
Daniela: Wir haben da auch geschlafen. Es war sehr schön. Es war im Frühling und es wurde gerade warm draußen. Es gab auch ein Badesee und es war alles sehr idyllisch – wie Bullerbü. Wenn man nicht in der Stadt ist und abends nicht nach Hause muss, denkt man an nichts anderes als die Musik und ist voll fixiert auf die Songs.
Ihr habt in zwei Texten tote Katzen erwähnt. Einmal bei „Pimmelreiter“ und bei „Wieder Allein“. Gab es da einen bösen Schicksalsschlag und war das einfach ein Zufall, dass es dann in beiden Songs ist?
(Beide lachen)
Daniela: Wir sind einfach beide voll katzenaffin und ja das war einfach Zufall. Wir dachten einfach, dass es ganz stimmig ist, wenn die Katze noch mal auftaucht. Es sollte keine Wiederholung sein, aber einmal singe ja auch ich von der toten Katze und einmal Fritzi.
Fritzi: Es ist tatsächlich so, dass meine Katze an meinem Achtzehnten Geburtstag eingeschläfert wurde, während ich kurz weg war.
Daniela: Und ich hab tatsächlich vergessen die Katze, die bei uns übergangsweise gehaust hat, zu füttern, weil ich die ganze Zeit im Internet gesurft habe und sie hat miaut wie verrückt. Ich hab mir gedacht, halt die Klappe, du Scheiß-Vieh und wusste nicht was los ist. Aber sie ist natürlich nicht gestorben. Das hätte im Text aber kein Spaß gemacht, wenn ich gesagt hätte, dass sie nur miaut hätte, weil ich sie nicht gefüttert habe.
Also habt ihr aktuell keine Tiere?
Daniela: Ja, nicht mehr. Ich hatte diese Katze. Aber es ist nichts für mich. Ich liebe Tiere. Aber ich finds irgendwie auch echt nervig.
Fritzi: Ich finds echt schwierig, wenn man in einer Wohnung lebt. Ich find das immer unschön, wenn sie nicht raus kann. Das würde ich mir für später aufheben.
Daniela: Es ist mir irgendwie zu anstrengend. Ich bin da wie so eine Sechsjährige. Es macht zwei Wochen lang Spaß und dann nervt mich das, wenn die mich morgens weckt. Das klingt jetzt als wäre ich voll der Tierquäler, aber so ist es nicht.
Seid ihr dann eher Katzen- als Hundemenschen?
Fritzi: Ja!
Daniela: Ich find‘ Hunde genau so cool!
Facebook hat für mich jetzt eine eklige Fratze.
Im Song „Stars“ geht es um Social Media und Selbstinszenierung. Wie steht ihr selbst zu dem Thema? Ist das für euch mehr Fluch oder Segen?
Fritzi: Es ist beides. Ich mach‘ das gar nicht so gerne. Meistens macht das Daniela, wenn wir etwas posten. Ich schaue mir auch gar nicht so gerne von anderen etwas auf Facebook an. Deshalb habe ich mich da momentan etwas ausgeklinkt.
Daniela: Einerseits kann ich es gar nicht richtig ernst nehmen. Es ist für mich so ein Fun-Ding, irgendwie. Andererseits ist mir natürlich auch klar, dass es für uns die volle Promotion ist. Was mich nervt, ist, dass es für mich früher nur Quatsch war, was ich auf Facebook gemacht habe und wir nun irgendwie einen Vorverkauf ankündigen müssen. Es ist super wichtig, an welchen Tag das passiert, dass kein Schreibfehler drin, dass die Links stimmen, dass die Fotos die richtige Auflösung haben – das stresst mich wahnsinnig. Das ist für mich eine Überforderung auf dieser „Spaßplattform“ etwas mega wichtiges hochzuladen. Das finde ich traurig. Facebook hat für mich dadurch den Funfaktor völlig verloren. Dadurch, dass es vorher nur zum albern da war, ist es so als wenn ein lustiger Traum zu einem Fiebertraum wird. Facebook hat für mich jetzt eine eklige Fratze.
Fritzi: Auch weil man immer das Gefühl hat, dass es wichtig ist, wie viele Leute das liken. Man hat den Eindruck, dass es wirklich, was wert ist.
Daniela: Weil man plötzlich davon leben muss.
Aber wenn man jetzt zum Beispiel in den Neunzigern eine Band gewesen wäre, hätte man keinerlei direkten Draht zu den Leuten gehabt.
Daniela: Ich finds ja auch gut, dass es das gibt. Ich freue mich ja auch über das direkte Feedback. Das ist natürlich arg gefiltert, weil die Leute Dinge ins Internet schreiben die sie dir niemals auf dem Konzert ins Gesicht sagen würden. Aber das ist einem ja auch bewusst. Deshalb kann man das auch nicht ganz ernst nehmen, aber gleichzeitig ist es doch wahnsinnig ernst und wichtig aktuell. Ich finde Instagram noch ganz cool. Das ist für mich immer noch nur Fun. Auch wenn wir den Account ursprünglich ein bisschen unter Druck erschaffen haben, weil wir dachten das machen jetzt alle und da können wir uns nicht aus der Affäre stehlen. Das macht mehr Spaß als Facebook, weil man dort auch häufiger Termine ankündigen muss.
Und wäre Snapchat etwas für euch?
Daniela: Wahrscheinlich schon, aber das überfordert mich gerade total der Gedanke daran.
Fritzi: Ich verstehe das auch gar nicht.
Ich auch nicht so richtig.
Fritzi: Es ist auch immer die Frage, ob man das auch noch macht. Es gibt inzwischen so viele Plattformen, wo man sich theoretisch ausleben könnte, da muss man sich entscheiden, was man machen möchte.
Daniela: Vielleicht sollte sich die Leute das auch bewusst machen, dass wir nicht 18 sondern 28 sind und dass es für auch schon strange ist Instagram zu benutzen. Ich hab‘ das Gefühl wir sind zu alt für den Scheiß.
Es gibt ja auch viel ältere Bands, die das machen.
Daniela: Aber oft ja auch sehr unbeholfen und man dann auch Angst hat, dass man dem nicht gerecht wird. Auf Facebook bin ich seit 2009 dabei. Damit kenne ich mich mit aus. Alles was jetzt neu kommt, wie Snapchat – da habe ich das Gefühl, dass wir zu alt sind. Vielleicht brauchen wir das auch nicht unbedingt.