Schon immer war mein Motto: Verpass bloß nicht den Support! Zu oft werden uns hier die Perlen von morgen vorgestellt. Dies hat sich auch mal wieder beim Support von RAZZ bestätigt. Die Rede ist von Giant Rooks. Das Quintett hat RAZZ bei ihrer ersten Headliner-Tour durch Deutschland begleitet. Die fünf Jungs von Giant Rooks haben mich während ihres Auftritts so überzeugt, dass ich wusste, die muss ich zum Interview bitten.
Giant Rooks bezeichnen ihre Musik als „Art-Pop“. Aber was verstehen wir eigentlich unter „Art-Pop“? Im Grunde ist es Pop-Musik, mit der Suche nach dem eigenen Sound und mit vielen experimentellen Einflüssen. Ein großer Vertreter des „Art-Pops“ ist Alt-J. Sehr oft wird ihre Musik daher auch mit dieser Band verglichen. Sie haben letzten Sommer ihre ersten Festivals gespielt und hier auch ihren Manager und Booker kennen gelernt. Seitdem haben die fünf fleißig zu tun – neue Songtexte, Tage im Studio, einige Support-Tours, Release der ersten EP und noch mehr Support-Tours. Nach dem Konzert sah ich Frederik am Merchandise-Stand. Die Chance musste ich nutzen, – hin und gefragt. Frederik sagte sofort ja, nur eine einzige Sorge hatte er: „Aber nicht per Video, oder?“
herzmukke: Erst einmal Hi! Eure EP habt ihr vor ein paar Wochen veröffentlicht. Ein Jahr habt ihr dran rumgebastelt. Wie war es für Euch, die EP nun endlich rauszubringen?
Frederik: Ja, genau. Wir haben ein Jahr lang aufgenommen. Was eigentlich für vier Stücke echt lang ist. Aber irgendwie konnten wir uns einfach nicht entscheiden. Es gibt viele Songs, die wir geschrieben haben und dachten, dass sie auf der EP rauf sollen und dann ein paar Tage später dachten wir uns wieder, nee der passt dann doch nicht auf die erste EP. Wir neigen sehr zum Perfektionismus. Viele Songs haben wir immer und immer wieder aufgenommen und verfeinert. Irgendwann dachten wir uns einfach – jetzt brauchen wir einen Cut! Das war kurz vor der RAZZ-Tour. Wir wussten einfach, jetzt muss endlich die EP rauskommen, zumindest erstmal nur als limitierte Erstauflage. Ja und dann hatten wir eigentlich auch unser Artwork und so weiter fertig, aber dann konnte keiner mehr unser Cover drucken. Es war kurz vor Weihnachten. Was sollten wir machen?! Wir dachten uns, komm, entwerfen wir einen Stempel und drucken auf jeden Cover unser Stempel rauf. Vorerst hatten wir ein paar hundert Stück produziert und nun sind fast alle weg. Es sind nur noch ein paar übrig.
Finn: Ja, durch die RAZZ-Tour dachten wir einfach, wir brauchen jetzt diesen Schnitt, um den Leuten unsere Musik anbieten zu können. Ich glaub wir wären dann jetzt immer noch nicht fertig.
Frederik: Ja, wir hätten wohl immer weiter gemacht.
Jetzt seid ihr seit fast zwei Wochen als Support von RAZZ unterwegs und habt Eure EP an die Fans gebracht. Seid ihr noch zufrieden mit Eurer Song-Auswahl?
Finn: Es war eine Momentaufnahme von uns. Jetzt wiederum würden sicherlich wieder andere Lieder auf die EP kommen. Wir werden wohl bald wieder ins Studio gehen und neue Songs aufnehmen.
Frederik: Ja, es waren in dem Moment für uns die richtigen Songs. Aber wir sind sehr im reinen damit. Wir schämen uns definitiv nicht für die EP.
Giant Rooks – im Sommer auf den Festivals
In Eurem Logo sieht man Tannenbäume. Ich denke sofort dabei an Skandinavien. Ein Lied heißt auch Småland (nein, nicht nur das Kinderparadies bei Ikea heißt so, sondern auch ein Gebiet in Schweden). Wie seid ihr darauf gekommen?
Finn: Ja, Frederik und ich, wir waren als Kinder eigentlich jeden Sommer zusammen in Småland. Wir haben dort immer mit unseren Eltern zusammen dort Urlaub gemacht. Das ist eigentlich ein Stück Symbol für uns und unsere Kindheit.
Frederik: Wir sind Cousins. Ich glaub das weiß kaum einer…
Achso? Nee, ok das wusste ich jetzt auch gar nicht.
Frederik: Das kann man auch nirgendwo richtig nachlesen. Ja, wir waren jeden Sommer direkt in Småland.
Ihr kommt ja aus Hamm (Nordrhein-Westfalen). Lebt ihr eigentlich immer noch dort? Und was macht ihr eigentlich neben der Musik noch so?
Frederik: Ja, wir wohnen aktuell noch dort. Drei von uns fünf gehen auch noch zur Schule. Finn und ich, wir haben letztes Jahr unser Abi gemacht und seitdem konzentrieren wir uns eigentlich komplett auf die Musik.
Finn: Es ist halt seitdem Abi auch immer mehr geworden. Wir haben einige Festivals gespielt, dann die Support-Tours, Songwriting, Demos aufgenommen, jetzt die EP – es gab immer was zu tun.
Frederik: Von der Musik allein können wir aktuell noch nicht leben. Wir beide haben daher so kleine Minijobs ab und zu nebenbei. Ja und mal schauen, wie es dieses Jahr weitergeht. Wir haben schon einige Festivalzusagen für den nächsten Sommer, aber offiziell sind wir noch nicht bestätigt.
Jetzt habt ihr den Vergleich – Clubtour vs. Festivals. Was passt besser zu Euch? Wo fühlt ihr Euch wohler?
Finn: Wir sehen uns mehr im Club, oder?
Frederik: Ja, genau. Unsere Musik lebt halt viel vom Sound. Und wir sind immer mega zufrieden, wenn der Sound stimmt. Dann fühlen wir uns richtig wohl auf der Bühne. Dann gehen wir halt auf. Bei Festivals sind halt auch immer super viele Zuschauer, die einfach die Band sehen, weil gerade die Band spielt. Die kommen dann nicht unbedingt nur, weil sie Giant Rooks sehen wollen. Bei einer Clubtour ist das halt anders. Sie kommen, weil sie uns sehen wollen. Aber mal schauen?! Vielleicht geht es dieses Jahr noch mehr dahin, dass wir uns auch super wohl auf den Festivalbühnen fühlen. Mal schauen, vielleicht..
Jetzt kommen wir zum ehrlichen Teil. Ihr habt jetzt RAZZ, Findlay und Steaming Satellites supportet. Welche Support-Tour hat (bislang) am meisten Spaß gemacht?
Frederik: RAZZ.
Finn: Ja, RAZZ. Das liegt auch daran, weil wir uns schon vor der Tour kannten. Wir hatten uns mal auf einem Festival gesehen und kennengelernt. Dann kam’s auch ziemlich schnell, dass sie uns gefragt haben, ob wir mitfahren wollen. Natürlich hatten wir dann ja gesagt.
Frederik: Die meisten Shows waren von RAZZ halt auch schon vorher ausverkauft. Es waren super viele Leute da. Mittlerweile sind wir auch gute Freunde geworden.
Morgen ist dann das zweite Konzert hier in Berlin. Freut ihr Euch in Berlin zu sein?
Finn: Ja, wir freuen uns immer sehr auf Berlin. Berlin ist einfach immer was Besonderes.
Frederik: Berlin ist halt… Ja, darüber brauchen wir halt nicht sprechen. Einfach besonders.
Wir haben Kraftklub getroffen
Bei Eurer Tour mit RAZZ, ist da was Besonderes passiert, was ihr uns berichten könnt? Schneesturm? Auto-Panne?
Frederik: Ja, auf dem Weg nach Wien war es schon sehr glatt.
Finn: Wir haben den Abend in Bremen gespielt und um 12 Uhr nachts sind wir los nach Wien gefahren.
Frederik: Ja, also das war schon krass. Das war ein harter Trip. 15 Stunden waren wir unterwegs.
Finn: Umso weiter wir in den Süden gefahren sind, umso verschneiter und glatter wurde es.
Frederik: Wir haben Kraftklub in Chemnitz getroffen. Das war definitiv was Besonderes.
Also ist Kraftklub eine Band, die ihr irgendwo als Vorbild seht?
Finn: Klar schauen wir zu ihnen auf. Musikalisch gibts da nicht so viele Schnittstellen. Sie sind einer der erfolgreichsten deutschen Bands und die Musik hat eine sehr gute Qualität und die Bühnenshow ist großartig.
Frederik: Wir haben großen Respekt vor dem, was sie geschafft haben.
Ihr wart jetzt fast jeden Abend auf der Bühne. Freut ihr Euch auf die nächsten freien Tage?
Finn: Weder noch. Ich denke mal, wir gehen auch gleich wieder in den Proberaum, wenn wir zu Hause sind.
Frederik: Mal schauen, wie es ist, wenn wir wieder zu Hause sind. Wahrscheinlich ist es dann so wie eine Art von Loch, in das wir reinfallen. Ich kann es gerade noch gar nicht sagen. Ich weiß aber, ich freu mich jetzt schon total auf die nächsten Shows. Zwei stehen noch an – in Braunschweig und Osnabrück.
Im Sommer wart ihr ja beim Summertime Festival in Wolfenbüttel..
Frederik: Genau! Da haben wir auch RAZZ kennengelernt. Es ist ein kleines Festival, aber es ist super cool dort. Es war auch unser erstes Festival. Wir haben dort viel gelernt, ein paar Dinge sind schief gegangen.
Heute Abend hattet ihr ziemlich am Ende des Konzerts spontan entschieden, ob ihr eher einen ruhigeren oder einen schnelleren Song spielt, – ihr habt Euch für den schnelleren entschieden. Welchen Grund gab es dafür?
Frederik: Die Erfahrung die wir gemacht haben, ist, dass wenn wenig Leute da sind, also zum Beispiel München war das Konzert von RAZZ nicht komplett ausverkauft und die Fans die da waren, haben ganz intensiv zugehört. Zwischen den Stücken war es sehr ruhig. Eine ziemlich intime Situation. Und da hatten wir uns für einen ruhigeren Song entschieden. – zurückhaltender. Es muss halt immer irgendwie passen. Heute Abend dachten wir uns einfach, es sind mega viele Leute da, die feiern wollen. Es war Bewegung im Publikum. Da mussten wir einfach einen schnelleren Song spielen.
Ihr werdet musikalisch unter anderem mit Alt J verglichen. Freut Euch dieser Vergleich?
Frederik: Ja, voll. Alt-J ist halt einer der Bands, welche wir auch privat hören. Das ist schon ein riesen Kompliment. Wir wollen aber natürlich unseren eigenen Sound finden und nicht so klingen wie eine andere Band – halt ein eigenständiges Ding. Aber Leute vergleichen gern und dann werden wir sehr gern mit Alt-J verglichen.
Jetzt unsere typische Frage: Habt ihr eigentlich einen all-time favorite Song bzw. Band?
Finn: Da gibt es schon viel. (denkt nach)
Frederik: Ich würde sagen momentan hören wir richtig viel The War on Drugs. Das finden wir alle mega gut, aber auch nicht seit Jahren, eher seit ein paar Monaten. Ansonsten Balthazar, Alt-J, aber halt auch viel gemischtes Zeug, von Erik Satie bis Element of Crime.
Finn: Luca, unser Bassist, ist ein absoluter Techno-Fan. Im Tourbus hören wir auch viel Techno, da kriegt man richtig Lust auf die Bühne zu gehen.
Letzte Frage: Euer Geheimtipp für 2016? Liegt Euch eine Band / ein Künstler am Herzen?
Frederik und Finn (ziemlich gemeinsam): The Bronze Medal. Geht so in Richtung The National.
Wir bedanken uns sehr bei Giant Rooks für dieses spontane Interview!