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SO36 - die Punkzentrale in Berlin

Steckbrief und Anschrift:

Website:
Adresse:
Oranienstraße 190

10999 Berlin

Die nächsten Veranstaltungen:

Das SO36 in Berlin hat seinen Namen von den ehemaligen Postzustellbezirken - Südost 36. Dieser umfasst neben einem Kreuzberger Teil auch noch einen Bereich in Mitte, sowie Treptow. Während mit den Jahren aus den zweistelligen Zahlen vierstellige, bzw. sogar mit der Wende fünfstellige Postleitzahlen hinzukamen, blieb der Name weiterhin bestehen. Zu finden ist der Musik-Club in der Oranienstraße 190. Ganz in der Nähe des Kottbusser Tor. Das SO36 ist bekannt für seine jahrzehntelange Tradition, seine grandiosen Konzerte und Partys, aber vor allem für eine klare politische Ausrichtung in Ende der 1970er und 1980er Jahre.

Die Geschichte des SO36

Vom Restaurationsladen, über die Verwendung als Lichtspielhaus, bis hin zu einem Supermarkt. Das SO36 hat so wie wir es heute kennen schon vielfältige Verwendung gefunden. Schon zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das SO36 zu Restaurationszwecken vom anliegen Biergarten verwendet. Über die Jahrzehnte hinweg entwickelten sich dann die Pläne für ein Lichtspielhaus. Es dauerte allerdings bis in die 1930er hinein, bis das SO36 auch als Kino Verwendung fand. Damals noch unter dem Namen Kino am Heinrichplatz. Leider musste die musikalische Spielstädte im Zuge des Krieges viele Schäden verzeichnen. Knapp 6 Jahre nach Kriegsende wurde es erneut eröffnet nur um während des Mauerbaus wieder geschlossen zu werden. Seine richtige Bekanntheit erreichte Das SO36 allerdings erst mit der Punk & New Wave Bewegung der 70er Jahre.

Das SO36, der Punk und die Politik

Mit seiner neuen Eröffnung am 11.08.1978 feierte das SO36 gleichzeitig den 19. Geburtstag der Berliner Mauer. Selbstverständlich höchst kritisch und zu 100% ironisch. Auf dem zweitägigen Festival fanden sich allerhand Bands aus dem Punk Rock ein - The Wall, Stuka Pilots, Mittagspause, Dubliners, Flurs, PVC, Din-A-Testbild + Bowie & Iggy im Publikum + Mauer-Rote aus Marzipan. Keine fünf Monate später sollte allerdings bereits wieder Schluss sein. Die damaligen Betreiber, Achim Schächtele, Klaus-Dieter Brennecke und Andreas Rohé standen vor dem Bankrott. Obendrein erkrankte Schächtele auch noch schwer. Brennecke zog daraufhin die Reißleine und verkaufte seine Anteile an Martin Kippenberger. Kippenberger, seines Zeichen Künstler, Fotograf und Bildhauer erarbeitete mit Rohé und Schächtele ein Konzept, dass den Punk mit dem New Wave verband und gleichzeitig Raum für allerlei Kunst schuf. Der hisigen Anarcho-Punk-Szene gefiel das allerdings gar nicht. Als Konsumscheiße und Kapitalistenkacke wurde des Konzept des SO36 betitelt. Trotz allem hielten die Betreiber am Konzept fest. Brachten zunehmend internationale Acts in das SO36. Bis die Idee am 11.11.1978 eskalierte.

Das SO36 wird um türkische Discos und Hochzeiten ergänzt

Als die britische Band Wire im November 1978 ein Konzert im SO36 spielen sollte, eskalierte die Kritik am Musik-Club endgültig. Der unter dem Namen „Kommando gegen Konsumterror“ bekannte Überfall brachte mehrere tausend gestohlene D-Mark hervor. Angeblich finanzierte sich dadurch ein Kreuzberger Punk-Zentrum. Schächtele, Rohé und Kippenberger sahen sich sieben Monate später gezwungen das SO36 aufzugeben. Die „Letzte Nacht im SO36“ wurde gefeiert und das SO36 anschließend an Hilal Kurutan verkauft. Einem türkischen Sozialarbeiter. Unter seiner Führung wurde das SO36 zwar weiterhin als ein Zentrum der Punk und New Wave Szene geführt, allerdings veranstaltete er auch Hochzeiten und türkische Disco-Abende. Auch das Theater zog wieder ins SO36 ein. Auf anraten vieler lokaler Konzertveranstalter hielt er sowohl am Namen SO36, als auch an der Punk Rock Ausrichtung fest und schrieb die Geschichte des SO um einige Kapitel weiter. Die Ärzte, Dead Kennedys, Die Toten Hosen, Slime und viele mehr spielten bereits im SO36. Im Video könnte ihr auf beinahe 90 Minuten alle Acts sehen, die bereits im So 36 aufgetreten sind.

Alle Bands die im SO36 aufgetreten sind

Die Punk Ära des SO36 wird unterbrochen

Bis Anfang 1983 konnte Kurutan das SO36 weiterführen. Anschließend fehlte ihm schlichtweg das Geld für notwendige Sanierungen am Gebäude. In der Folge schließ die Bauaufsicht das Konzerthalle. Gut ein Jahr später wurde es als Ausstellungsraum für die Internationale Bauausstellung genutzt. Einige Jahre später, um 1986 herum, wurde es als Proberaum für verschiedene Theater benutzt. Auch kleine Aufführungen fanden statt. Nach und nach entwickelte es sich zu einem Raum öffentlicher Entfaltung in Kreuzberg. Mittlerweile fanden auch wieder vereinzelt Konzerte im SO36 statt. Bis es 1987 erneut eskalieren sollte. Immer wieder wurde aus den Indoor-Gigs des SO36 richtige Straßenschlachten auf der Oranienstraße. Die anhaltenden Konflikte mit der Polizei gipfelten zur Silvesternacht 1987/1988, als die Uniformierten das SO36 angriffen, nachdem Punks auf dem Heinrichplatz einen Polizeiwagen mit Böllern bewarfen. Im Februar 1988 führte eine Theatergruppe dann nicht genehmigte Bauarbeiten im SO durch, was zu einem Brand führte. Die Bauaufsicht entzog dem SO36 anschließend die Nutzungsrechte. Knapp ein Jahr später gründete sich der gemeinnützige Verein „Sub Opus 36 e.V.“, der nicht nur für die Wiedereröffnung verantwortlich ist, sondern bis heute das SO36 betreibt.

Das SO36 unter der Leitung des „Sub Opus 36 e.V.“

Als eine der ersten Spielstädten überhaupt etablierte das SO36 in Deutschland regelmäßige Tanzveranstaltung für die schwul-lesbische Gemeinschaft des Landes. Sie ist gleichzeitig auch die erste Partyreihe, mit dem Namen „Gayhane“, die ausdrücklich an Menschen türkischer Abstammung gerichtet ist. Sie existiert seit 1997 bis heute. Auch zeichnet sich der Sub Opus für die Professionalisierung des SO36. Über die Jahre hinweg platziert sich das SO36 immer wieder im politischen Sinne. So geht es ein klares Bündnis im Kampf für „Freiheit statt Angst“ ein, ist für die Gleichberechtigung sämtlicher Lebensphilosophien und Ansätze und kämpft vor allem auch als Akteur gegen die Gentrifizierung der Berliner Kieze. Insbesondere natürlich Kreuzberg. Darüber hinaus steht das SO36 als Plattform für jede Menge Newcomer. Eine der populärsten deutschen Bands, die Beatsteaks, feierten ihren Durchbruch bei einem Newcomer Wettbewerb im SO36. Der Preis - ein Support-Slot für ein Sex Pistols Konzert. Der Rest ist Geschichte.

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