Am 13. Oktober stattete The Tallest Man on Earth Berlin einen Besuch ab. Ob Kristian Matsson mit seinem schwedischen Indie-Folk überzeugen konnte, könnt ihr in den nächsten Zeilen nachlesen!
Mit einem Sprung aus dem Bett
The Tallest Man on Earth begann pünktlich mit seinem Konzert kurz nach 9. Doch er erschien nicht einfach ganz normal vor dem Publikum. Er kam mit einem großen Sprung von links nach rechts auf die Bühne. Durch sein weißes Oberteil und seine weiße Hose (und die somit leichten Parallelen zu einem Schlafanzug) kam es einem fast so vor, als wäre Kristian Matsson gerade aus dem Bett gestiegen. Doch selbst, wenn es so wäre. The Tallest Man on Earth ist wahrlich kein Morgenmuffel. Er begann seine Show mit einer großen Menge an Leidenschaft und Vitalität.
Musik – wie ein Roadtrip durch Schweden
Zwei EPs und vier Alben hat der kleine, aber doch so große Schwede bisher herausgebracht. Sein letztes Werk „Dark Bird Is Home“ erschien im Mai diesen Jahres und wurde komplett im Touralltag ohne Tonstudio produziert. Während seines musikalischen Werdegangs ist Kristian Matsson zwar stets neue Wege gegangen, hat aber gleichzeitig nie seinen Heimathafen vergessen. Er ist und bleibt ein Folkmusiker. Wenn man der Musik von The Tallest Man on Earth und seinen drei Kollegen lauscht, fühlt man sich ein bisschen wie bei einem Roadtrip durch Schweden. Mal ist es leise, mal stürmisch und laut und mal scheint die Sonne. Man fährt vorbei an riesigen Seen und gigantischen Wäldern und ist einfach nur beeindruckt von dieser unglaublichen Weite. Stets umtrieben von dieser typischen nordischen Melancholie.
Ein LKW voller Gitarren
Kristian Matsson ist keiner dieser in sich gekehrten Folkmusiker, die während des ganzen Konzerts kaum einen Blick auf das Publikum werfen. Eher im Gegenteil, er ist ein wahres Energiebündel, das von der einen Seite der Bühne zur nächsten spurtet. Doch trotzdem funktionieren auch die vielen ruhigen und melancholischen Songs seiner Setlist, wie „Love is All“ und „Fields of Our Home“ einwandfrei. Es wechseln sich eigentlich fast durchgängig Songs ab, die er zum einem mit seiner musikalischen sehr talentierten Band präsentiert oder Songs bei den er einzig und allein auf seine Gitarre und seine inbrünstige Stimme setzt. Gerade diese Abwechslung macht das Konzert äußerst interessant. Nach den einzelnen Songs flogen die Gitarren nur so über die Bühne und man hat fast den Anschein, als ob The Tallest Man on Earth einen ganzen LKW voller Gitarre mit im Gepäck hatte. Mein persönlicher Favorit des Abend war „King of Spain“ mit zum Ende der regulären Setlist, der das ansonsten doch eher ruhige Publikum auch ein bisschen zum Tanzen brachte. In der Zugabe gab es dann noch das ruhige und bedächtige „The Dreamer“ und ich träume jetzt tatsächlich von einem Roadtrip nach Schweden. Wer kommt mit?