Home / Konzert Reviews / Indie Rock / Immergut Festival 2017 – man wird nur einmal 18!

Immergut Festival 2017 – man wird nur einmal 18!

Ein Beitrag von Jonas
vom

Im Sommer 2000 spielte Lothar Matthäus noch für die Deutsche Nationalmannschaft, in unseren Portemonnaies steckte noch die gute alte D-Mark und in den Charts waren gerade Zlatko und die Bomfunk MCs ganz angesagt. Aber vielleicht viel wichtiger. Das Immergut Festival wurde zum ersten Mal durchgeführt. Mit dabei damals u.a. die Sportfreunde Stiller, die Beatsteaks und Viginia Jetzt! Nun 18 Jahre später feiert das Festival in MV seine Volljährigkeit. Wir waren bei der großen Geburtagssause dabei.

Immergut Festival 2017
© Jonas Amelong

Wenn man so wie ich in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen ist, wird man recht schnell mit dem Bismarck-Zitat „Wenn die Welt untergeht, so ziehe ich nach Mecklenburg, denn dort geschieht alles 50 Jahre später.“ konfrontiert. Und irgendwie stimmt das auch. Das Bundesland im Nordosten Deutschlands ist auf seine Art und Weise etwas verträumt. Hier scheinen die Uhren etwas langsamer zu drehen. Doch einmal im Jahr ist man hier am Puls der Zeit. Jedes Jahr, Ende Mai lädt das Immergut Festival nach Neustrelitz an die Mecklenburgische Seenplatte. Dann ziehen die Indiejünger des Landes gen Norden um ihre alten und neuen Lieblingsbands zu sehen.

Donnerstag – Melancholisches im Theater & Partystimmung im Zelt

Auch dieses Jahr waren wir wieder dabei. Mit dem Motto „18 für immer“ feierte das Immergut Festival seine Volljährigkeit. Und um die Sause zu etwas Besonderem zu machen, ging es dieses Jahr schon am Donnerstag auf dem Festivalgelände los. Praktisch zeitgleich fand im Neustrelitzer Theater wie schon in den letzten Jahren ein offizieller Eröffnungsabend statt. Dieses Jahr mit einer großen Portion Hygge. Vor Ort hat für uns Alexandra David einige Eindrücke gesammelt:

Immergut Festival im Theater in Neustrelitz

Die heimliche Eröffnung des Immergut-Festivals findet am Donnerstagabend im Großen Saal des Landestheaters Neustrelitz statt. Hier werden die eher leisen Töne angeschlagen und so traut sich der ein oder andere Neustrelitzer unter die angereiste Jugend, der Bürgermeister spricht warme Worte. Der gut informierte Festivalbesucher weiß, dass der Weg hierhin sich wegen Gemütlichkeit und guter Musik besonders lohnt.

Die Sonne knallt auf das Landestheater Neustrelitz und es ist fast schon verwunderlich, dass es Leute gibt, die nicht am Badesee liegen, sondern sich für die Konzerte im Großen Haus entschieden haben. Der Saal ist gut gefüllt, die Kantine hat für die Pause fleißig Vorbestellungen für Bier, Buletten und Kartoffelsalat entgegen genommen, die vielleicht einzige halbwegs vernünftige Mahlzeit für den Festivalcamper.

Der Abend ist nordeuropäisch, es geht los mit Svavar Knútur, einem, wie er selbst sagt, Troubadour aus Island. Er steht allein auf der Bühne, bärtig und gemütlich, begleitet sich selbst mit Gitarre oder Ukulele und singt melancholische, gefühlvolle Lieder über die Liebe und die Natur. Dazwischen erzählt er Geschichten, zum Beispiel die seiner ersten unerfüllten Liebe. Er (14)hatte sich mit ihr(13) verbredet, draußen war es, wie in Island üblich, dunkel und verschneit, man musste einen dicken Schneeanzug mit Kapuze anziehen. Als er seine Verabredung am Ende der Straße sah, winkte er und hüpfte vor Freude durch den Schneesturm, der andere Schneeanzug winkte und hüpfte ebenso freudig auf ihn zu, es war so romantisch. Kurz bevor sie sich in die Arme fielen, stellte er fest, dass in dem anderen Schneeanzug nicht das Mädchen seines Herzens, sondern der Junge aus der Nachbarschaft steckte. Das Treffen mit dem Mädchen fiel dann nicht mehr so euphorisch aus. Es wurde nichts aus den beiden.

Er schrieb ein Lied: „Good bye my lovely“. Wenn er auf Englisch singt, dann fordert er die Leute manchmal auf mitzusingen und kreiert seinen eigenen summenden Immergut-Chor. Wenn er isländisch singt wie bei „Undir birkitré“ klingt das wie eine Zaubersprache und auch wenn man nicht alles versteht, weiß man worüber er singt. In „Ölduslóð“ besingt er die Meereseinsamkeit: Dunkle See, weicher Schnee, wir trafen uns heimlich“ und das Unterwegssein in „Wanderlust“. Er stellt ein neues Lied vor: „Here comes the hurting“, dass erstaunlich rockig daher kommt, das Publikum tobt und ist begeistert. Die 50 Minuten gehen viel zu schnell vorbei, Svavar Knútur braucht eigentlich mehr Zeit, aber für eine kurze Zugabe mit „Johnsburg Illinois“, einem Tom Waits-Cover reicht es noch.

Video: Svavar Knútur – Wanderlust

Nach der Stärkung in der Pause geht es mit dem dänischen Lasse Matthiessen weiter, der mit Band auf der Bühne steht, was die Songs gleich voluminöser und dichter macht. Er spricht hervorragend Deutsch, da er wie so viele Musiker mittlerweile in Berlin wohnt. Seine Stimme kann zärtlich klingen und dann wieder laut und gewaltig. Musikalisch schwankt Lasse Matthiessen zwischen Jazz, Folk und Rock, zwischen durch greift er die traurige Liebesgeschichte von Svavar auf und erzählt seine eigene, in der-wie sollte es in Dänemark anders sein, Regen eine besondere Rolle spielt, der Teenager nicht unbedingt besser aussehen lassen. Das Publikum applaudiert ihm mitfühlend zu.

Der Abend schließt pünktlich, es bleiben noch ein paar Minuten für einen Plausch mit den Künstlern und das Signieren von Tonträgern, bis der Shuttle-Bus vorfährt und das lustige, kleine Partyvolk zum Festivalgelände bringt. Dort angekommen hört man bereits die ersten Töne von „Die Sterne“ von der Zeltbühne herüber schallen.

Wake up in the same old clubs // zurück im Partyzelt

Doch bevor die Sterne ihre Hits trällerten, stand Bernd Begemann auf der Zeltbühne und gab seine Hits aus seiner 30-jährigen Laufbahn zum Besten. Wer wäre besser zur Eröffnung des 18. Geburtstags geeignet als der Godfather of Hamburger Schule? Auch mit dem nächsten Act blieben wir der Hansestadt verbunden. Die Sterne betraten die Bühne. Erst Anfang des Jahres feierte die Band um Frank Spilker ihr 25-jähriges Jubiläum und nun wird gemeinsam mit dem Immergut Festival gefeiert. Mit ihrem einstündigen Set mit Hits wie „Depressionen aus der Hölle“ oder „Universal Tellerwäscher“ zog die Band das Publikum in ihrem Bann und spätestens zu „Was hat dich bloß so ruiniert“ sang dann auch der letzte im Zelt mit. Kräftig mitgegrölt wurde auch bei der nächsten Band – den Shout Out Louds.

Shout Out Louds auf dem Immergut 2017
© Jonas Amelong

Das schwedische Quintett kam nach inzwischen zehn Jahren wieder zurück nach Neustrelitz zum Immergut Festival und das merkte man auch. Das Publikum war von der ersten bis zur letzten Minute voll dabei. Es fühlte sich ein bisschen so an als würde die Band nach der langen Zeit wieder nach Hause kommen. Sänger Adam Ollenius und seine Band genossen den Auftritt auf jeden Fall und waren spürbar bewegt. Ein Geben und Nehmen. So muss es sein. Wer nach Hits wie „Please Please Please“ und „Tonight I Have To Leave It“ noch nicht genug hatte, blieb im Zelt und machte mit dem Indie Night DJ-Team aus Rostock die Nacht zum Tag.

Freitag – Erros Ramazotti made in Austria und wilde Tanzorgien von !!!

Während es am Donnerstag beim Immergut Festival noch etwas bewölkt war, meldete sich am Freitag die Sonne im Laufe des Tages immer deutlicher. Leider ging es auf dem Festival-Gelände etwas später als geplant los. Ronja von Rönnes Lesung musste krankheitsbedingt ausfallen. So begann der Tag direkt musikalisch mit dem Auftritt von Julien Baker. Die Sing-Songwriterin aus Memphis verzauberte ganz alleine nur mit ihrer E-Gitarre das Publikum. Die sommerliche Atmosphäre vor dem Birkenhain stand im krassen Gegensatz zu den tieftraurigen Texten der Sängerin, die erst vor kurzem das Berliner Lido ausverkauft hat. Doch irgendwie passte es dann doch perfekt. Im Anschluss war extremes Gegensatzprogramm angesagt. Der ehemalige Heroin-Junkie und Drogendealer S!ck laß aus seinem neuen Buch vor. Auch wenn er ein paar witzige Stories auf dem Lager hatte, wollte er mit seiner eher lapidaren Art nicht ganz zum restlichen Festival passen. Aber manchmal ist ja gerade ein Bruch mit dem Rest ganz interessant.

Julien Baker Immergut Festival 2017 - 3
© Jonas Amelong

Im Anschluss gab es Musik Non-Stop auf dem Immergut Festival. Voodoo Jürgens durfte die Waldbühne eröffnen. An dem österreichischen Dialekt des Wieners haben selbst erfahrene Wanda und Bilderbuch-Hörer zu kämpfen. Kein Wunder, dass David Öllerer wie Voodoo im richtigen Leben heißt, meinte, dass es bei ihm für ein Deutschen ein bisschen wie auf einem Eros-Ramazotti-Konzert sei. Verstanden haben wir aber trotzdem ein bisschen. Und eins steht definitiv – Voodoo ist ein wunderbarer Entertainer und einfach eine coole Socke. Kein Wunder, dass er es auf die Nummer 1 in den Charts in unserem Nachbarland geschafft hat. Anschließend sollte es auf dem Birkenhain mit dem Friends of Gas laut zur Sache gehen. Aber auch die Band musste kurzfristig absagen. Krach gab es aber trotzdem. Die Trucks aus Berlin konnten spontan einen Stop in Neustrelitz einlegen und standen mit ihren noisigen Gitarren parat.

Wohlfühl-Atmosphäre bei der Höchsten Eisenbahn

Nach einer kurzen Pause ging es rechtzeitig zur Höchsten Eisenbahn wieder aufs Festivalgelände. Die Band um Moritz Krämer und Francesco Wilking nahmen uns mit in ihrer wundervolle Welt der Timmies und Lisbeths. Aufgrund der vielen fliegenden Insekten auf dem Festivalgelände spielten sie mit den Gedanken, dass es ja eigentlich eher ein Mücken- als ein Menschenkonzert sei. Wie dem auch sei. Den zweibeinigen Gefährten hat’s gefallen und den sechsbeinigen ja vielleicht auch. Das Wunderbare am Immergut ist, dass nie zwei Bands parallel spielen. Das perfekte Festival für Leute, die sich ungern zwischen zwei oder drei tollen Bands entscheiden müssen.

Die Höchste Eisenbahn Immergut Festival 2017 - 2
© Jonas Amelong

So ging es weiter zu Preoccupations, die vielen wahrscheinlich auch noch als Viet Cong bekannt sind. Nach der gemütlichen Atmosphäre bei der Höchsten Eisenbahn war es nun wieder Zeit für feinsten Gitarrenkrach. Düster, mystisch, fast zerstörerisch. So muss Post-Punk sein. Auf der Waldbühne wurde der Verzehrer wieder etwas zurück gedreht. Es war Zeit für die Local Natives aus Kalifornien. In der Heimat ist die Band schon ein großes Ding. In Deutschland steht der große Durchbruch noch bevor und nach dem Auftritt fragte man sich „wieso eigentlich?“.

Wenn man die nächste Band nicht kennt, ist die Verdutzung beim Sehen des Bandnamens ziemlich groß – !!! (Chk Chk Chk). Wie soll man das jetzt aussprechen? Aber spätestens wenn man die Band auf der Bühne sieht weiß man, dass der Bandname wie die Faust aufs Auge passt. Hinter !!! steckt kein Wutbürger aus dem Uecker-Randow-Kreis, der auf Facebook alle Satzzeichen raus haut, die seine Tastatur bereit hält, sondern eine Indie-Dance-Kappelle aller erster Güte. Nic Offer, der von einer zusätzlichen Sängerin auf der Bühne unterstützt würde, ist ein Animateur und Entertainer mit mächtig Dampf unter dem Hintern. Wilden Tanzeinlagen folgen ausschweifende Ausritte ins Publikum. Man weiß nie was als nächstes passiert. Nic ist erst zufrieden, wenn auch der letzte im Publikum zu tanzen anfängt. Doch Chk Chk Chk sind sicher keine reine Unterhaltungsband. Dafür sind die Musiker viel zu virtuos an ihren Instrumenten und bilden einen unverkennbaren Sound-Mix aus Dance, Funk und Punk-Einflüssen. Definitiv eines der Highlights des Tages!

Das Beste kommt zum Schluss

Headliner-Zeit! Mit etwas Verspätung ging es für Broken Social Scene auf der Waldbühne los. Auch vom Weiten merkte man, dass irgendwas nicht stimmte. In den ersten Minuten hatte die Band mit enormen Tonproblemen zu kämpfen. Bis sie dann auf einmal komplett im Dunklen stand und gar nichts mehr zu hören war. Im Anschluss gab es eine zehnminütige Pause bis die Band wieder die Bühne betrat. Auch danach lief es nicht wirklich zu 100 Prozent und man merkte vor allem bei Frontmann Kevin Drew eines gewisses Level an Gereiztheit. Schade, so konnten weder Band noch Publikum den Auftritt wirklich vollends genießen. Im Anschluss konnte man erfahren, dass die Fehler wohl dadurch entstand, dass die amerikanische Anlage der Band nicht mit der des Festivals korrespondierte.

Doch nach dem Auftritt von Broken Social Scene war noch lange nicht Schluss beim Immergut Festival. Lea Porcelain spielten auf dem Birkenhain. Für viele sicherlich einer der unbekanntesten Namen des Line-Ups. So hatte das Duo bisher nur einige Songs veröffentlicht. Doch spätestens als der Sound einsetzte wurde klar warum die Band aus Frankfurt aktuell als einer der heißesten deutschen Newcomer gilt. Die Band, die live von einem Bassisten und einem Drummer unterstützt wird, liefert live ein unglaublich intensives Erlebnis. Die Nebelmaschine läuft auf Hochtouren, während harte Beats aus den Boxen kommen, hypnotisierende Drums einsetzen und Markus Nikolaus immer wieder griffige Gitarrenriffs einsetzen lässt. Diese Band ist wie gemacht für einen Auftritt bei vollkommender Dunkelheit.

Video: Lea Porcelain – Bones

Samstag – Lucky Girls und Bad Boys auf dem Immergut Festival

Der Samstag startete für uns mit der Lesung von Schorsch Kamerun. Der Sänger der Goldenen Zitronen ist einigen sicherlich durch seine Fehde mit Olli Schulz bei Schulz & Böhmermann bekannt. Doch eigentlich las Schorsch gar nicht selbst. Den Posten übernahm Jens Balzer, der Popkultur-Autor der die Lesung eine Stunde zuvor hielt. Das Schorsch Kamerun immer für eine Überraschung bewies er schon bei seiner Zeit bei den Punk-Pionieren und auch auf dem Immergut Festival ließ er seinem Freigeist vollen Lauf. Da wurde wenn mal nicht aus Schorschs aktuellem Buch vorgelesen wurde, mal wild musiziert (mit einer kostenlosen App auf einem Tablet) und mal ein Best-Off der Scooter-Texte in deutscher Version rezitiert. Immer amüsant, aber auch immer etwas schräg.

Anschließend war es Zeit für eine Künstlerin aus Neuseeland. Fazerdaze spielte mit ihrer Band auf der Waldbühne und verzauberte das Publikum mit ihrem Dream Pop und ihrer positiven Ausstrahlung. Kein Wunder, dass da einfach mal ein Cocktail von den Zuschauern zur Band gereicht wurde. Amelia Murray sorgte mit ihrer Musik für viele Lucky Girls und Boys. Von ihr wird man sicherlich in der Zukunft noch einiges hören. Für viele die Überraschung des Festivals.

Fazerdaze Immergut Festival 2017 - 1
© Jonas Amelong 

Das Motto 18 für immer, passte für keine Band im Line-Up besser als für Giant Rooks. Zwar sind ein paar Bandmitglieder inzwischen schon 20 oder 19. Der Start in die Volljährigkeit liegt jedoch noch nicht so lange zurück. Giant Rooks war die Band des Immergut Festivals bei der ich mich ein bisschen über die Location gewundert habe. So hätte ich sie gefühlt nicht unbedingt im Birkenhain verortet. Kein Wunder also das es vor der kleinsten Bühne des Festivals mächtig wurde. Aber was soll man sagen. Der sommerliche, folkige Indie-Pop passte perfekt zu der Bühne in der das Licht so schön reinfällt. Mit Tanz und Seifenblasen wurde der Gig der Band aus Hamm genossen. Für die alten Hasen gab es zum Ende sogar noch ein feines Bob-Dylan-Cover. Also alle happy.

„Happy“ – das ist nicht wirklich das Attribut, was auf die nächste Band zutrifft. Motorama, Russlands Indie-Exportschlager nahmen uns mit in ihre düstere, aber gleichzeitig wunderschöne Welt. Das Trio liefert eine Show in der einzig und alleine die Musik zählt. Keine große Ansagen, nur ihr etwas verträumter Post-Punk-New-Wave-Mix. Für mich live immer ein Highlight. Nach ein kurzen Pause auf dem Camping-Gelände ging es für uns auch direkt in der Zeltbühne weiter. Dan Croll, der mittags noch beim Immergutzocken-Fußball-Turnier teilnahm, war nun an der Reihe. Der Sing-Songwriter, der bei allen seinen Songs sämtliche Instrumente selbst einspielt, hatte live natürlich eine Band dabei. Sommerlicher Indie-Pop, der mit vielen unterschiedlichen Einflüssen experimentiert. So als würde man Paul Simons Graceland 2017 neu konzipieren. Das macht Bock!

Angel Olsen, Sinkane und Portugal. The Man zum Abschluss

Eingang Immergut Festival 2017
© Jonas Amelong

Im Anschluss war Angel Olsen an der Reihe, die im vergangenen Jahr mit ihrem Album „My Woman“ eines der Highlights des Jahres produzierte. Leider war ihr Auftritt für mich eine der Enttäuschung des Immergut Festivals. So wirkte Angel doch etwas uninspiriert, fast lustlos. Schade. Bei der nächsten Band war wieder eine ganz große Portion Spielfreude angesagt. Sinkane brachte seinen wilden Genre-Mix, den er selbst als Fake Jazz bezeichnet, aus London nach Neustrelitz. Eine der Künstler, der mit seiner Musik sämtliche Schubladen sprengen kann. Live haben der Sänger und seine Band eine Menge Spaß und transportieren diese positive Energie ins Publikum.

Dann folgte die letzte Band des Festivals. Portugal. The Man – eine der Bands auf die ich mich im Vorfeld am meisten freute. Obwohl es immer noch recht warm, betrat die Band aus Alaska die Bühne ironischerweise in dicken Parkas. Aber irgendwie war es wie verflucht. Auch der zweite Headliner hatte mit enormen Tonproblemen zu kämpfen. Zwar gab es nicht, wie bei Broken Social Scene einen Komplett-Ausfall, sondern immer mal wieder während der ganzen Show ein lautes Knallen. Sehr schade. So konnte mich die Band mit ihrer Bühnenshow und ihren Songs, die live jam-artig ineinander übergehen doch trotzdem sehr überzeugen.

Video: Dan Croll – Bad Boy

Fazit – Immergut Festival 2017 – Die Kleinen waren die Großen

Natürlich war das 18. Immergut Festival etwas überschattet von den Soundproblemen der beiden Headliner Portugal. The Man und Broken Social Scene. Ganz unabhängig davon, was die Gründe dafür ware, darf so etwas in diesem Ausmaße nicht passieren. Nichtsdestotrotz war es wieder ein sehr gelungenes Festival. Das Immergut ist eines der Festivals bei dem man immer mit ein paar neuen Lieblingsband nach Hause geht. So war es auch dieses Jahr. Wobei 2017 irgendwie unter dem Motto „Die Kleinen waren die Großen“ stand. Gerade die etwas unbekannteren Bands, die noch am Anfand ihrer Karriere stehen, wie Lea Porcelain, Fazerdaze oder auch Giant Rooks konnten mich überzeugen und lieferten erstklassige Sets ab.  Das Wetter war spitze und die Organisation war bis auf wenige Ausnahme auch fehlerfrei. Wenn man beim Immergut ist, fühlt es sich auch immer ein bisschen so an als würde man nach Hause kommen. Alles fühlt sich sehr entspannt an. Man verbringt den frühen Nachmittag am See, lauscht den Lesungen mit einem Bier in der Mai-Sonne, genießt großartige Bands am Abend und nachts singt das ganze Zelt bei der Indie-Disko „Mr. Brightside“ und „Don’t Look Back In Anger“ mit.

 

Bilder:

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner