Meeresbriese, Möwen, Ostseestrand, Sauna und Pool, gemachte Betten und saubere Duschen – Festivalzeit heißt Entspannung und Erholung, zumindest wenn man auf dem Rolling Stone Weekender zu Gast ist. Als eines der letzten großen Festivals des Jahres feierte der Weekender am 06. und 07.11 seine siebte Ausgabe.
Über allem schwebt ein Zitat von Olli Schulz – „Wenn ich hier so in die Gesichter blicke, dann sind wir hier wohl schon bei 45+ oder? Aber das ist ja hier auch mehr was für Ältere die auf Wellness stehen!“ Mit einem zwinkern hatte er die Leute am Samstagabend auf seiner Seite. Wie viel Wahrheit dieser Scherz tatsächlich mit sich brachte, zeigte sich dann über das komplette Wochenende.
Über zwei Tage hinweg fanden auf vier Bühnen knapp 30 Konzerte statt. Indie, Pop, Country, Blues, Rock und vieles mehr fand sich im Line Up wieder. Ein Mix, der genügend Kontrast für die diversen Festivalbesucher bieten sollte. Mit 4000 Besuchern war der Rolling Stone Weekender im Ferienpark Weißenhäuser Strand sogar bereits zum zweiten Mal in Folge ausverkauft- sämtliche Appartements und Ferienhäuser restlos ausgebucht. Die Menschenmassen wuselten sich durch die Hallen des Ferienparks, stöberten fleißig in der üppigen Auswahl an Vinyl und CDs oder schlugen bei den limitierten Gig Postern von „Zum Heimathafen“, „Senor Burns“ oder „Grace Helly“ zu. Andere spazierten mit ihren Kindern entlang der Deiche bis hin zum Strand. Bei gut 14°C und herrlichem Sonnenschein konnte man schon vergessen auf einem Rock Festival zu sein. Mit der Eröffnung des Festivals durch die Arkells sollte sich das aber schnell ändern.
Arkells – die geheime beste Show
Jung und energetisch, beinahe schon zu quirlig, hüpfte und animierte Sänger und Gitarrist Max Kerman auf der MainStage in der Zeltbühne herum. Irgendwie wurde man nur schwer das Gefühl los, dass das was da auf der Bühne passierte, irgendwie zu früh kam, vielleicht auch einfach zu „hip“. Nur wenige sangen wirklich mit und noch weniger bewegten sich. Trotzdem, rückblickend lieferten die Arkells eine der Top 3 Shows des Festivals ab. Dazu muss aber gesagt sein, die drei Clubstages spielten zu jeder Zeit parallel und immer versetzt zur Zeltbühne. Somit hatte man leider gar keine Chance alles sehen zu können. Vorsorgliches sortieren war also angesagt.
Generell kann die Kombination aus drei mehr oder weniger kleinen Indoor-Stages und der separaten Spielzeit ein gewisse Frustrationspotenzial mit sich bringen. Was macht man bloß wenn man gerne zwei Bands sehen möchte, diese aber gleichzeitig spielen? Viel schlimmer aber noch, was wenn die Security die Zugänge zur kleinsten Location „Die Alm“ einfach dicht macht? Die Auftritte von Barns Courtney, The Riptide Movement & Jacco Gardner sollen alle samt sehr intim gewesen sein. Leider aber eben nur für eine handvoll Leute. Die Übrigen Besucher des Rolling Stone Weekender durften sich zumindest bei leichtem Regen draußen vor die Flatscreens stellen und über die Lautsprecher lauschen. Wohl dem, der sich vorab bei Jens mit Bier und Wein ein bisschen warm getrunken hat.
Wer Jens ist? Jens ist der Ferienpark Edeka. Dank gesonderter Uhrzeiten und moderaten -fast üblichen Preisen – konnte man sich hier bis 19 Uhr mit vorzüglichem Bier eindecken. Das war auch zwingend nötig, denn wie so oft gab es auch auf dem Rolling Stone Weekender 2015 kein Bier. Also gut, es gab Jever, aber trinken mag man das im Grunde ja nicht. Eines der schönsten Zitate eines Besuchers:
Willste noch ein Bier? Ne, ich hatte heute schon zwei!
Sätze die man eigentlich sehr, sehr selten auf einem Festival zu hören bekommt. Außerdem kam die Schließzeit von 19 Uhr den Alabama Shakes auch sehr zu Gute. Am Freitag gegen 19:30 füllte sich das Festzelt ordentlich. Alle waren gekommen um Brittany Murphy zu sehen. Diese Stimmengewalt. Diese Blueswucht. In Wahrheit durchzog das Set der Alabama Shakes auch jede Menge Soul, weswegen sich eine angenehme Wärme durch das Set zog. Jeder Song der vom „Orchester“ der Alabama Shakes eingeleitet wurde, war perfekt abgestimmt und Trug die Stimme von Brittany Murphy so von Song zu Song. Selbst in den ruhigen Momenten sorgte das bei dem einen oder anderen für Gänsehaut. Es folgten Country Rock von Steve Earle, Nu-Punk von Thurstoon Moore und Haudraufrock der Element of Crime. Besonders hervorheben muss man aber das Accoustic-Set von Jamie Lawson. Noch nie zuvor „Psschtn“ sich die Zuschauer so sehr gegenseitig ruhig, um dem Briten lauschen zu können.
[images layout=“2″]
Kennste einen Song, kennste alle!
Weniger ruhig gestaltete sich der Samstag. Eine steife Briese zog über das Festivalgelände am Weißenhäuser Strand. Wie gut, dass man beim Rolling Stone Weekender auf einem Indoor Festival ist. Schon früh zog es die Leute in den Baltic Saal. Die Sleaford Mods sollten den Tag eröffnen. „Kennste einen Song, kennste alle“, brüllte ein Besucher. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Songhoy Blues? Die Alm war auch hier wieder überfüllt. Die größten Chancen hatte man bei Olli Schulz. Halb Entertainer, halb Musiker stand er auf der Bühne & hatte in seiner Band sogar noch Kat Frankie und Gisbert zu Knyphausen dabei. Schön! Die Show von Olli darf zweifelslos als amüsanteste Darbietung des Wochenendes bezeichnet werden und brachte die nötige Leichtigkeit für die etwas schwermütigen Klänge von Death Cab For Cutie.
Die Band aus Washington hat nämlich so ganz nebenbei nicht nur das eindrucksvollste Set mitgespielt, sondern auch das Publikum mitgerissen, wie es keine andere Band oder Musiker über das Wochenende geschafft hat. Beinahe schon hyperaktiv dominierte Benjamin Gibbard seine Gitarre und schwitzte dabei derartig, dass mehrmals die Bühne trocken gewischt wurde. Hut ab vor so viel Einsatz. Den krönenden Abschluss sollten Of Monsters And Men bilden. Die Isländer waren natürlich die Nummer sicher. Klänge auf die sich jeder einigen kann, bei denen die Füsse mitwippen und der Kopf mitwackelt. Sympathisch sind sie und spätestens mit dem Radio Klassiker „Little Talks“ dürfte das komplette Festival in Erinnerung geblieben sein, sofern man es von der Massageliege oder aus der Sauna geschafft hat.