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Hauptsache bunt // Pet Shop Boys, 01.12.2016, Tempodrom Berlin

Ein Beitrag von Alexandra
vom

Gut 30 Jahre Bandgeschichte liegen hinter den Pet Shop Boys wie auch hinter vielen ihrer Fans. Und auch wenn einen die Jahre zeichnen, schlecht zu Gesicht müssen sie einem Jahr nicht stehen. So war es bei den Pet Shop Boys im Tempodrom am 01.12.2016.

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© Joseph Sinclair / Pet Shop Boys

Es gibt so Bands, die existieren eine gefühlte Ewigkeit. Auch bei Pet Shop Boys denkt man, die waren einfach schon immer da. Wenn man als Kind in den 80ern zu „West End Girls“ durchs Wohnzimmer hopste, war das einfach Spaß. Man wusste noch nicht, wer oder was dahinter steckte oder dass West End ein Londoner Stadtteil ist, nachdem Chris und Neil ihre Band benannten, bevor es mit Pet Shop Boys so richtig losging. Seit dem ersten Album „Please“ 1986 sind 30 Jahre vergangen, unzählige Hits pflastern den Weg ihrer musikalischen Karriere. Da kann man das aktuelle Album ruhig mal „Super“ nennen.

Bei den Pet Shop Boys glitzert funkelt es noch immer

So ist es kein Wunder, dass zu ihren Konzerten, die immer ein buntes, inszeniertes Spektakel sind, Leute älteren Semesters kommen, jüngeres Publikum ist vorhanden, aber spärlich in den (warum auch immer) vorderen Reihen verteilt. Das Tempodrom in Berlin ist ausverkauft, es gibt keine Vorband, pünktlich 20.10 Uhr geht es los, als wolle man der verminderten Kondition von Band und Publikum Rechnung tragen. Die meisten Leute sind dafür echt dankbar.

Es geht los mit “Inner Sanctum” vom aktuellen Album, das so klingt, als wäre er in der ersten Stunde der Bandgründung entstanden, synthetische Melodien, die sich immer weiter aufbauen, um dann bis zum Höhepunkt ausgereizt zu explodieren. Das zirkuszeltartige Dach des Tempodrom’s reflektiert die Strahlen der Lasershow, der Saal wird augenblicklich zur Großraumdisko. Sogleich geht es 30 Jahre zurück und nahtlos, wie aus einem Guss, folgt „West End Girls“ und man hört, dass sich die Band stilistisch wenig geändert hat. Das Publikum freut sich über den Ausflug in die Vergangenheit, im Hintergrund rotiert ein neonfarben gepunkteter Zauberwürfel auf der Leinwand – die Assoziation hat man vermutlich nur, wenn man damit aufgewachsen ist. Mit dem nächsten Hit „The Pop Kids“, das kurz angespielt wird, ist man schon wieder in der Gegenwart, nach und nach werden viele Hits der Alben der letzten Jahre gespielt. Alle kennt man irgendwie. Von „New York City Boy“, über „It´s an Sin, „Se A Vida E“, „Love is a Bourgeois Construct“, „Home and Dry” bis zu “Go West“ und “Domino Dancing”. Die Bühne ist selten ruhig, immer glitzert irgendwas oder Videoprojektionen unterstützen den visuellen Overflow zu den Liedern.

Die Pop Kids der Pet Shop Boys werden langsam erwachsen

Neil Tennant und Chris Lowe tragen silberfarbene Helme, Neil setzt ihn irgendwann ab, so gut singt es sich damit auch nicht. Die mitgebrachte Band mit immerhin zwei Schlagzeugern fügt sich unterstützend in die Bühnenshow. Chris steht, wie es sich gehört am Keyboard und bewegt sich nicht von der Stelle, Neil singt und läuft dabei gelegentlich gemächlich die Bühne entlang, bei den bekannten Hits macht er manchmal auch nichts weiter als das Mikro Richtung Publikum zu halten und zu loben, weil die Leute so textsicher mitsingen können. Selbst auf den gediegenen Sitzplätzen ist man inzwischen aufgestanden und tanzt zu wohlig bekannten Songs und flimmernden Lichtern mit, aufzeichnende Handy-Displays sind in dieser Generation eher selten zu entdecken. Nach 2 Stunden ist das bunte Treiben vorbei, Pet Shop Boys verabschieden sich, um dann, vom Applaus angetrieben, natürlich nochmal raus zu kommen.

Als Zugabe gibt es u.a. das phantastische „Always on my mind“ und um den Kreis zu schließen, endet die Performance aus 30 Jahren Elektro-Synthie-Pop mit dem anfangs schon kurz angespielten „The Pop Kids“. Die inzwischen ganz schön erwachsenen Pop Kids machten zufriedene Gesichter. Man hatte seinen Spaß.

Pet Shop Boys – Always On My Mind (live im Tempodrom Berlin)

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