Bei dem Lollapalooza im September letzten Jahres hatte man am Sonntagabend die Wahl entweder Tame Impala auf der Alternative Stage oder Muse auf der Mainstage. Ich entschied mich für die australische Gruppe rund um Kevin Parker. Muses beste Zeit liegt in meinen Augen schon mindestens 10 Jahre zurück. Während sich vor Tame Impala ein sehr internationales Publikum versammelte, wählten die meisten Deutschen, die konservative Variante und schauten sich Muse an. Nun knapp fünf Monate später, ist Tame Impala wieder in Berlin und spielte in de Columbiahalle. Was hat sich seit dem getan?
Jagwar Ma mixen Genres wie ein Barkeeper
Doch bevor die fünf Jungs aus Perth ihren psychedellischen Rock zum besten gaben, durfte noch einen anderer Hochkaräter aus Down Under auf die Bühne der Columbiahalle. Tame Impala hatten Jagwar Ma aus Sydney im Gepäck. Das Debütalbum des Trios liegt inzwischen schon drei Jahre zurück über den Status des absoluten Indie-Geheimtipps sind sie nach weltweiten Auftritten auf großen Festivals schon längst hinweg. Das bewiesen sie auch bei ihrer Performance in der sie sich für eine Vorband sehr selbstbewusst zeigten. Kein Wunder bei dem Sound! Jagwar Ma mixen Indie-Rock mit 90er-Rave-Musik und packen als Zugabe noch ein paar fette Hip-Hop-Beats drauf. Diese Kombo, die man so wirklich selten hört, macht mächtig Spaß und ist fast schon ein bisschen zu gut für eine Vorband. Übrigens dieses Jahr soll auch das zweite Album von Jagwar Ma erscheinen!
Tame Impala machen einen riesigen Sprung seit dem Lollapalooza
Wenn man die Musik von Tame Impala hört, denkt man sich – Kevin Parker saß bestimmt mit 15 Jahren in seinem Kinderzimmer, kiffte ein bisschen, hörte Musik von Bands wie The Doors, Jefferson Airplane oder Canned Heat und dachte sich Mensch, das kann ich doch auch, bloß mit heutigen Produktionsmitteln. Gesagt, getan. Seit Ewigkeiten macht Kevin Parker mit seinen Freunden in unterschiedlichen Konstellationen Musik. Seit 2007 unter den Namen Tame Impala, 2010 folgte das Debütalbum. Seitdem geht es für die Band steil nach oben. Von den Lieblingen kiffender Musikjournalisten wurden sie zu einem wahren Massenphänomen der Indie-Szene. Kein Wunder also, dass das Konzert in der Berliner Columbiahalle seit Ewigkeiten ausverkauft ist, obwohl Tame Impala vor kurzem in Berlin waren.
In den ersten Minuten bewies Tame Impala auch noch mal wieso. Es ging direkt fulminant los. Nach dem „Intro“ folgten mit „Let It Happen“ und „Mind Mischief“ direkt zwei große Hits. Die Konfettikanonen und die psychedelische Videos im Hintergrund sorgten für eine Show, die ihres gleichen sucht. Doch Tame Impala ließen ihre Musik nicht vom Rahmenprogramm in Hintergrund drängen. Die fünf Jungs aus Western Australia sind absolut auf der Höhe ihres Seins. Auch wenn die drei bisherigen Alben doch so unterschiedlichen klingen, wirkten der Sound doch sehr rund – auch wenn mal die Gitarren und mal die Synthesizer im Mittelpunkt standen. Die ganze Band wirkte irgendwie deutlich gelöster und lockerer als noch beim Auftritt auf dem Lollapalooza.
Tame Impala sind absolut im Indie-Olymp
Kevin Parker ließ zwar viele Rockstar-Standardfloskel von sich, zeigte sich aber doch insgesamt redselig und in bestechender Form. Das ganze Konzert wirkte wie ein Trip, als würde man in der Endsequenz von Kubricks 2001 hängen. Ein wunderbares Erlebnis. Ein Konzert wie ein Rausch. Ein kleines Manko war sicherlich das äußerst enge Gedränge selbst in den hinteren Reihe. Im ausverkauften Zustand hat man in der Columbiahalle im Gegensatz zu anderen Konzerthallen in Berlin irgendwie immer das Gefühl, dass es zu voll ist. Aber das tut der grandiosen Show natürlich keinen Abbruch. Tame Impala sind absolut im Indie-Olymp. Bisher wurde die Location mit jedem Besuch eine Nummer größer – wer weiß, wo die Reise noch hingeht?! Für mich sind sie auf jeden Fall eine der einflussreichsten Bands der 2010er und auch live ein wahrer Genuss.