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Daughter – Ein melancholischer Hochgenuss

Ein Beitrag von Jonas
vom

Kesselhaus ausverkauft, Konzert umgebucht ins Huxleys, Huxleys ausverkauft – der Andrang an das Konzert von Daughter war riesig. Wir waren am Ort des Geschehens und haben uns angeschaut, ob die Band um Elena Tonra auch live so wie auf der Platte überzeugen kann.

John Joseph Brill eröffnet für Daughter

Bevor mit Daughter der Mainact des Abend auftrat, durfte sich erstmal John Joseph Brill auf der Bühne beweisen und die Zuschauer staunten nicht schlecht als er die Bühne betrat. Der große, fast etwas kräftige mit vollen, dunklen Haar und lange Bart ausgestattete Londoner ist Hagrid aus der Harry-Potter-Geschichten verdammt ähnlich. Nur mit seiner E-Gitarre ausgestattet spielte er ein ca. 25 minütiges Set. Mit seinem Songs – die laut eigener Aussage hauptsächlich vom Trinken und der Liebe handeln, wusste er zu überzeugen und stellte meiner Meinung nach einen gelungenen Support da.

Ein Konzert wie aus einem Guss

Daughter_Huxleys_Berlin
© Jonas Amelong // Daugther in Huxleys Neuer Welt

Doch dann war es nach einer längeren Umbauphase endlich Zeit für das Londoner Trio. Das bestimmt zu 80 Prozent weibliche Publikum war schon nach den ersten Tönen von Daughter begeistert. Das Set begann mit „How“ von der neuen Platte „Not To Disappear“. Anschließend folgten „Tomorrow“ vom Debüt und „Numbers“ erneut von dem im Januar erschienen Album. Insgesamt gab sich die Songauswahl die Woge zwischen neuen und alten Stücken. Auch wenn Daughter mit ihrem neuesten Werk den bereits mit „If You Leave“ eingeschlagenen Weg Richtung elektronische Einflüsse noch konsequenter verfolgt, wirken die Songs doch trotzdem alle, wie aus einem Guss. Die einzige Ausnahme ist die Upbeat-Nummer „No Care“ – die mit ihren für Daughter ungewöhnlichen Sound doch sehr herausstach. So richtig zum Tanzen konnten sie das Publikum damit aber nicht bewegen. Wahrscheinlich waren sie einfach mehr auf melancholische Klänge eingestellt und die bekamen sie mehr als genug geliefert. Bei „Youth“ ging ein Raunen durch Publikum. Der Song ist auch live eine wahre Ohrenweide. Den Abschluss des Sets bildete „Fossa“ – das siebenminütige, fast sphärische Stück mit seinen vielen Tempowechseln ist wie gemacht für einen Konzertabschluss. Mit dem anschließenden „Made of Stone“ in der Zugabe wurden die Zuschauer auf die für Daughter typische melancholische Art und Weise in die Nacht Berlins gelassen.

Daughters Elena Tonra legt ihre Seele offen

Eines ist sicher. Dieses Abend werden die Leute noch lange im Kopf behalten. Daughter hält auch live, was sie auf der Platte versprechen. Die beiden Gitarren harmonieren perfekt miteinander. Während Igor Haefeli mit seinem Gefährt für experimentelle Einflüsse sorgt, wirkt Elenas Gitarren-Sound durch ihr Folk-Picking eher verträumt. Das Rückgrat der Band bildet Remi Aguilella mit seinem Drums. Live wird das Trio außerdem noch von einer weiteren Musikerin unterstützt, die wahlweise Bass oder Keyboard spielt. Das Kernelement der Show Daughters ist aber zweifelsohne Elena Tonras wunderbare Stimme mit ihrer einzigartigen hellen Klangfarbe. Fast zerbrechlich wirkt sie, wenn sie von ihren gescheiterten Liebschaften singt. Abseits des Singens gab sich Elena sehr zurückhaltend und schüchtern und war sichtbar beeindruckt von den Reaktionen des Publikums. Nur selten kam sie aus ihrer introvertierten Rolle raus. Z.B. als sie Igor imitierte als der sich verspielte. Aber irgendwie ist es doch genau das, was wir an Daughter mögen – das mystische, fast magische. Und eines ist sicher, wenn es Elena Tonra auch weiterhin schafft ihr Innenleben ihre Seele so nach außen zu transportieren, dann wird Daughter auch weiterhin Erfolg haben!

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