Fjørt im Metropol (+ Bildergalerie)

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Im schønen Schøneberg zu Berlin steht ein ehrwürdiges Theater, vor dem sich am 2. Februar in den Abendstunden viele, meist gesichtsbehaarte, dunkelgekleidete junge Individualist*innen versammeln.

Fjort im Metropol Berlin

© Mike Menzel (@klangbild)

Grund dafür ist die Band mit dem Ø, die mit ihrem posthardcorigen Gebrülle musikalisch eher ins SO36 oder den Festsaal-Kreuzberg passt. Für die fachmännisch edel gefliesten Pissoirs lohnt sich der Besuch im Metropol aber schon. Da es nun endlich wieder kuschelig voll sein darf, sind die vielen Säulen im Konzertsaal und auf den Emporen doch ein Ärgernis, wenn man mal Bier holt und der gute Sichtplatz anschließend futsch ist.

2017 spielten Fjørt auf dem Kosmonaut Festival nachmittags, ein Jahr später auf dem Highfield noch zu nachtschlafender Morgenkaffeezeit vor einer überschaubaren Fanschar. Die Zeiten sind offensichtlich vorbei. Der gut 800 Menschen fassende Saal ist angenehm voll.

Mit dem Klumpen „Schrott“ aus ihrem neuen Langspielbrocken „Nichts“ beginnt die Show, in dicken Nebel getaucht, und macht den anwesenden Fotogaf*innen erst mal das Leben schwer. Das størt die muntere Menge nicht im Geringsten, die das Geballer der „Creme de la Scheißdrauf“ mit frøhlichem Gehopse & Gemoshe abfeiert. Zwischendrin ein paar Ansagen, die klar machen, dass von Seiten der Band weder darauf geschissen wird, dass alle im Publikum eine gute Zeit haben, noch dass man es hinnehmen will, was von der politisch rechten Seite alles so rausgerotzt wird. In Münster lärmten sie vor ein paar Tagen vor ihrem regulären Konzert spontan bei der Gegenkundgebung wegen des Neujahrsempfangs der AfD. Wenn man diese Band nicht wegen der Musik møgen kann, dann wegen der Haltung. 

Sieht & hørt man, was für eine Wand die Aachener zu dritt mit Gitarre/Bass/Schlagzeug zu mauern verstehen, fragt man sich, warum ihre 5-6 köpfigen Kollegenkombos dieses Genres mit mehr Instrumenten so schrecklich ineffektiv sind. Der Lärm, der live simpel klingen mag, braucht seine Zeit, um sich einem vollends zu erschließen, was die Musik nach mehrmaligen Hören um so interessanter macht. Und trotz der stellenweise apokalyptisch-weltschmerzenden Lyrics haben Sänger Chris Hell (kaum zu glauben, dass das kein Künstlername ist) und Genossen jede Menge Spaß mit dem Publikum. Besonders Basser David flirtet sehr gerne mit den Leuten direkt vor der Bühne. 

Der Support war übrigens Kochkraft durch KMA. Wer eine Schublade braucht: Sie nennen es „Neue Deutschen Kelle“ und wenn man am 26.3. nichts vorhaben sollte kann man sie in Berlin im Cassiopeia angucken & mithüpfen. Lohnt sich.

Bildergalerie: Fjørt im Metropol

Fotos: Mike Menzel

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