Vor nicht allzu langer Zeit stand Courtney Barnett noch hinter einem Tresen einer paar in Melbourne. Jetzt füllt sie mit ihrer Musik Clubs auf der ganzen Welt. Hier unser Bericht zu ihrem Auftritt im Postbahnhof am 21. November.
Von null auf 100 in wenigen Monaten
Wenn dein Debütalbum bei sämtlichen relevanten Magazinen Höchstbewertungen erreichst, du mit Nirvana, Bob Dylan und Lou Reed verglichen willst, direkt mal beim Glastonbury und Coachella spielst, dann hast du eine Menge richtig gemacht. Der Hype um Courtney Barnett machte auch in Deutschland nicht halt. Innerhalb von wenigen Monaten spielte sie sich vom Magnet über den Heimathafen Neukölln bis in den restlos ausverkaufen Postbahnhof und die Lokation des Abends hätte wahrscheinlich auch noch eine Nummer größer ausfallen können. Es waren einige verzweifelte Ticket-Suchende anzutreffen.
Courtney Barnett – der Anti-Rockstar
Doch was macht Courtney Barnett aus? Sie ist alles andere als ein typischer Rockstar. Wenn sie auf die Bühne kommt, wirkt sie mit ihren leicht zerzausten Haaren und ihrem grauen T-Shirt fast ein bisschen schläfrig. Zwischen den Songs sagt sie kaum mehr als zwei, drei Wörter und wirkt äußerst zurückhaltend. Aber sobald die ersten Töne aus ihrer Gitarre kommen, wird sie zu einem anderen Mensch. Sie schreit, singt oder haucht ins Mikro und bringt mit ihren mal folkigen oder mal grungigen Sounds die Meute zum Tanzen. Unterstützt wird sie von Andrew Sloane am Bass und Dave Mudie an dem Drums. Beide wirken ein bisschen wie Zeitreisende aus den frühen Neunzigern, die Courtney aus den Tiefen Seattles mitgebracht hat. Es wirkt fast so als würden die drei ein bisschen für sich jammen. Alles wirkt ungezwungen, so als wenn die über Tausend Zuschauer gar nicht da wären. Doch gerade das macht den Reiz bei diesem Konzert aus.
Vielseitige Setlist
Obwohl die sympathische Australierin erst ein Album und eine EP heraus gebracht hat, ist die Setlist äußerst vielseitig. Es ist ein ständiges Spiel zwischen laut und leise und schnell und langsam bei dem Courtney Barnett über ihre alltäglichen Begegnungen singt. Am Anfang das relaxte „Dead Fox“, später das melancholisch-schöne „Depreston“ und das groovige „Elevator Operator.“ Das Ende der regulären bildet die Hymne aller Introvertierten „Nobody Really Cares If You Don’t Go to the Party“ und der kraftvolle Grunge-Kracher „Pedestrian at Best“. Insgesamt werden an dem Abend 17 Songs gespielt, zwei davon in der Zugabe. Diese besteht aus einem The-Saints-Cover, das zusammen mit der ebenfalls aus Australien kommenden Vorband Big Scary präsentiert. Eine Band die man mit ihrem funkigen Indie-Pop definitiv auf dem Schirm behalten sollte. Der glorreiche Abschluss nach ca. eineinhalb Stunden bildete „History Eraser“ – einer von Courtneys bekanntesten Songs.
Für Jung und Alt
Ein kleines Manko des Abends war der teilweise etwas zu laute Sound, in dem die markante knarzige Gitarre Courtney Barnetts teilweise nicht mehr optimal zu hören war. Insgesamt war sehr auffallend, dass das Publikum sehr durchmischt war. Neben Zwanzigjährigen, sah man auch viele Vierzig- oder Fünfzigjährige. Die musikalischen Vergleiche scheinen also zu stimmen. Courtney erinnert viele der älteren Zuschauer, an die Idole ihrer Jugend. „Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Think“ ist einfach ein zeitloses Album, welches in ein paar Jahren sicher ein moderner Klassiker sein wird. Also Courtney, mach weiter so wie du bist! Du bist ein Unikat, was der Musikwelt noch lange erhalten bleiben muss!