Am 22.01.2016 starteten Bled White endlich ihre erste eigene Headlinertour durch die Republik. Den Auftakt machten sie im Berliner Privatclub, die wohl kuscheligste Location der Hauptstadt. Und trotzdem blieb am Ende eine schaurige Aura zurück.
Trotz großer Bühnenerfahrung, die Bled White mittlerweile haben (Supportslots für Sizarr, Get Well Soon und Anna Calvi), schlichen sie gegen 21 Uhr auf die kleine Bühne des Privatclubs. Schon mit den ersten Klängen wird klar, dieser Berliner Freitag wird ein Abend für Melancholiker. Mit stahlharter Miene und klarem Blick schaut sich Kuehn um, während er seine Gitarre durch die Dunkelheit des Privatclubs wiegt. Im Kern des Abends steht die neue EP Greta, die pünktlich zum Tourstart released wurde.
Bled White im Privatclub – tragend, mitreißend, theatralisch
Von Anfang an sind sich Kuehn und Band ihrer minimalistischen Ausstrahlung durchaus bewusst. Setzen mit ein paar Bühnentricks an den richtigen Stellen notwendige Reize. Simple Pausen und Spotlights schmiegen sich behutsam in das Set. Zu keiner Sekunde stellt sich die Band vor ihre Songs. Die Musik benötigt Platz, atmet, wird regelrecht zum Leben erweckt. Nicht nur einmal stellt man sich die Frage „Ist das hier noch Popmusik?“. Selbstverständlich doch! Allerdings extrem komplex konzipiert, mit einem gehörigen Hang zur Theatralik.
Da wirken bspw. die Zeilen & Klänge zu „False Pretense“ auf die Zuschauer nicht nur verstörend, sondern beinahe hypnotisierend. Leise wippen sie mit, im Takt, gemeinsam, unaufhörlich und immer weiter. Eine einzelne Glühbirne erleuchtet die Bühne. Der Song endet und eine drückende Stille macht sich breit. „Anywhere With You“ packt Dich an der Hand, zieht Dich herab in die Unendlichkeit. Bled White beschwören eine Formel, welche es zu erraten gilt. Wer nicht zuhört, hat keine Chance.
Dunkelheit und Mystik
Auch wenn streckenweise zu viel mit Dunkelheit und Mystik gespielt wird, die Songs manchmal vielleicht ein wenig zu sehr gedehnt werden, keiner kann behaupten, Bled White würden nicht mitreißen. Spätestens nach einer guten Stunde waren alle Zuschauer Teil einer verführerischen Darbietung, die mit den letzten Klängen noch einmal auf das Wesentliche reduziert wurde – tragend, mitreißend, theatralisch.